Süddeutsche Zeitung

Facebook:Whatsapp und Instagram bekommen neue Namen

  • Facebook gibt Whatsapp und Instagram neue Namen: Beide Apps erhalten den Zusatz "von Facebook".
  • Viele Menschen wissen bis heute nicht, dass Facebook die beiden Unternehmen bereits 2012 und 2014 übernommen hat.
  • Politiker und Behörden überlegen derzeit, wie sich Facebooks Macht begrenzen lässt.
  • Das Rebranding könnte Facebook Argumente gegen eine Zerschlagung liefern.

Von Simon Hurtz

Zwei der wichtigsten Apps der Welt erhalten einen neuen Namen. Wer Whatsapp-Nachrichten verschickt oder Bilder auf Instagram teilt, wird künftig zweifelsfrei wissen, bei welchem Unternehmen die Daten zusammenfließen: "Whatsapp von Facebook" und "Instagram von Facebook" lassen keinen Zweifel, dass Mark Zuckerberg nicht nur das größte soziale Netzwerk, sondern auch den größten Messenger und die größte Fotoplattform besitzt.

App-Entwicklerin Jane Manchun Wong hatte bereits Ende März erste Hinweise auf das Rebranding entdeckt. Nun hat das Tech-Portal The Information ihren Scoop bestätigt und über Facebooks Pläne berichtet. Demnach wird der Name fast überall geändert, auch in den App-Stores für Android und iOS taucht die neue Bezeichnung auf. Lediglich auf den Homescreens soll es beim ursprünglichen Titel bleiben - ein zwei- bis dreizeiliger Name hätte dort auch gar keinen Platz.

Einige Mitarbeiter seien von der Entscheidung überrascht worden, berichtet The Information. Demnach habe der Schritt Verwirrung ausgelöst, da die Teams bislang relativ unabhängig gearbeitet hätten. Facebook hat die Namensänderung mittlerweile offiziell bestätigt. "Wir wollen mehr Klarheit über die Produkte und Dienstleistungen schaffen, die Teil von Facebook sind", sagte eine Sprecherin.

Die Namensänderung ist noch nicht in den App-Stores angekommen. Am Samstagmittag waren Instagram (Android, iOS) und Whatsapp (Android, iOS) zumindest dem Namen nach noch eigenständig. Bei Instagram findet sich in der ersten Zeile der App-Beschreibung aber bereits der Zusatz: "Instagram von Facebook".

Instagram und Whatsapp haben einen besseren Ruf als Facebook

Facebook hatte die beiden Unternehmen vor vielen Jahren aufgekauft. Die Übernahmen von Instagram (2012) und Whatsapp (2014) gelten aus heutiger Sicht als wichtige Faktoren für Facebooks Erfolg. Während die "blaue App", wie das soziale Netzwerk intern genannt wird, seit Jahren von Skandalen erschüttert wird und sich einen Datenschutzverstoß nach dem anderen leistet, haben Instagram und Whatsapp bei den meisten Nutzern einen vergleichsweise guten Ruf. Vielen Menschen dürfte bis heute nicht klar sein, dass diese beiden Unternehmen zu Facebook gehören.

Zum Zeitpunkt der Übernahmen hatten Instagram und Whatsapp ihren Nutzern versichert, absolut autonom zu bleiben. Niemand müsse sich Sorgen machen, dass Daten bei Facebook landen. Diese Versprechen sind längst gebrochen. Nach einigen Jahren der Unabhängigkeit begann Zuckerberg, beide Zukäufe enger an sich zu binden und die Dienste zu verschmelzen.

Auch deshalb verließen beide Instagram- und beide Whatsapp-Gründer ihre Posten, teils kritisierten sie Zuckerbergs Machtspiele öffentlich. Mittlerweile werden beide Dienste von früheren Facebook-Managern geleitet. Im Juni zwangsbeglückte Facebook die Mitarbeiter mit neuen E-Mailadressen: Aus "@whatsapp.com" und "@instagram.com" wurde "@fb.com".

Ein neuer Name als Argument gegen die Zerschlagung

The Information zufolge will Zuckerberg erreichen, dass der Erfolg von Instagram und Whatsapp stärker auf das Unternehmen abstrahlt, das er einst selbst gegründet hatte. Zumindest aus Sicht vieler Nutzer wird der neue Name wohl den gegenteiligen Effekt auslösen. Insbesondere bei jüngeren Menschen gilt Instagram als hip und cool, während sie sich von Facebook bewusst fernhalten oder dort höchstens als Karteileichen auftauchen.

Vermutlich hat auch die drohende Regulierung eine Rolle gespielt. Immer mehr Politiker fordern öffentlich auf, Facebook zu zerschlagen. Weltweit ermitteln Datenschützer, und Kartellbehörden prüfen, ob und wie sich Facebook regulieren lässt. Erst am Donnerstag berichtete das Wall Street Journal, dass die US-Handelskommission FTC untersuche, ob Facebook sich mit Übernahmen von Instagram und Whatsapp auf rechtswidrige Art und Weise Konkurrenz vom Leib gehalten hat.

Unter anderem nutzte Facebook den dubiosen VPN-Dienst Onavo und sammelte so heimlich Daten über das Nutzerverhalten. Diese Einblicke sollen maßgeblich zur Entscheidung beigetragen haben, Whatsapp zu kaufen.

Facebooks Strategie heißt "Gordischer Knoten"

Wenn Instagram und Whatsapp auf den ersten Blick als Facebook-Dienste erkennbar sind, könnten Facebooks Anwälte das als Argument gegen eine Entflechtung verwenden: Seht her, Milliarden Menschen haben sich bereits daran gewöhnt, eine App von Facebook zu nutzen. Mehr Eigenständigkeit würde nur Verwirrung stiften und wäre nicht in ihrem Sinne.

Anfang Mai skizzierte Zuckerberg auf Facebooks Entwicklerkonferenz, wie er sich die Zukunft seines Unternehmens vorstellt. Er will Instagram, Whatsapp und den Facebook Messenger auf eine gemeinsame technische Grundlage stellen. Nutzer sollen sich dann plattformübergreifend Nachrichten schicken können. Dutzende Male beteuerte Zuckerberg: "Die Zukunft ist privat."

Auch dieser Auftritt zeigte, wie sich Facebook gegen Bestrebungen wappnet, das Unternehmen in mehrere Bestandteile zu zerlegen. Je enger sich Facebook mit Instagram und Whatsapp verbindet, je stärker die Nutzer untereinander vernetzt sind und je mehr Technik die drei Dienste teilen, desto schwerer wird es, die Unternehmen zu entflechten und zu zerschlagen. Wenn der Gordische Knoten nur dick genug ist, so Facebooks Überlegung, braucht es schon das Schwert von Alexander dem Großen, um das Firmengestrüpp zu zerschlagen. Behörden und Politiker haben bislang nicht gezeigt, dass sie derart scharfe Waffen besitzen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4551575
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/sih/woja
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.