Facebook:Warum Zuckerberg Trump nach dem Wahlsieg anrief

Mark Zuckerberg

Für Facebook-Chef Mark Zuckerberg und US-Präsident Donald Trump war der Wahlkampf auch eine Geschäftsbeziehung.

(Foto: AP)
  • Facebook-Chef Mark Zuckerberg gratulierte dem neugewählten US-Präsident Donald Trump persönlich nach dessen Wahlsieg, berichtet Buzzfeed.
  • Hintergrund ist, dass Trumps Kampagne Millionen Dollar für Anzeigen auf Facebook ausgegeben hatte.
  • Der Anruf zeigt, wie wichtig die beiden Männer im Wahlkampf füreinander waren.

Von Jannis Brühl

Politisch kann der progressive Mark Zuckerberg vielleicht wenig mit Donald Trump anfangen, aber einem seiner besten Kunden wollte er dann doch zum neuen Job gratulieren. Wenige Tage nach der US-Präsidentschaftswahl 2016 rief der Facebook-Chef den siegreichen Kandidaten der Republikaner an. Das berichtet Buzzfeed unter Verweis auf anonyme Quellen. Trump und Facebook wollten keine Stellung nehmen.

Der Anruf bestätigt, wie zentral Facebook für Trumps Wahlkampf war - und wie wichtig umgekehrt Trump für Zuckerberg war.

Trumps Team hatte in bis dahin ungekanntem Umfang Wahlwerbung auf Facebook geschaltet. Der Kandidat gab dafür Bloomberg zufolge 44 Millionen Dollar aus, seine Rivalin Hillary Clinton nur 28 Millionen. Der ausgeklügelte Einsatz der Anzeigen gilt als einer der Gründe für Trumps überraschenden Wahlsieg. Die Werbung wurde Nutzern des Netzwerkes gezielt nach deren Interessen und persönlichen Merkmalen ausgespielt. Zuckerberg soll in dem Gespräch auch explizit Trumps erfolgreiche Kampagne gelobt haben.

Die republikanischen Wahlkämpfer nutzen Facebooks Anzeigensystem intensiv und teils automatisiert. Wieder und wieder testeten sie Varianten bestimmter Anzeigen an kleinen Gruppen von Nutzern. Sobald eine Variante dort verfing, wurde sie skaliert und einem größerem Publikum ausgespielt. Manche Nutzer reagierten zum Beispiel positiv auf Worte wie "Spenden" oder "Beitragen". Während Clinton Bloomberg zufolge nur 66 000 Varianten von Anzeigen schaltete, waren es in Trumps Digitalkampagne 5,9 Millionen Varianten.

In internen Präsentationen erklärten Facebook-Mitarbeiter Trumps Team zum "Innovator", schreibt Buzzfeed. Facebooks Fachleute sollen so begeistert von dessen Ansatz namens TLA ("Testen, Lernen, Anpassen") gewesen sein , dass sie sich davon für eigene Kampagnen inspirieren ließen. Dazu sollen auch jene Anzeigen zählen, mit denen der Konzern bei Nutzern sein Image als datenhungriger "Big Brother" und Desinformations-Schleuder zu reparieren versucht.

Das sogenannte Microtargeting steht auch in der Kritik. Das zielgenaue Schalten von Werbung ermöglicht es Politikern, einander widersprechende Botschaften an verschiedene Wählergruppen auszuspielen. Hinzu kommt, dass US-Ermittlern zufolge während des Wahlkampfes von Russland aus zielgerichtete Anzeigen geschaltet wurden, die politische Spaltungen in den USA vertiefen sollten.

"In Wahrheit liebte Facebook uns"

Facebook reagierte auf die Kritik an der sogenannten "dunklen Werbung". Das Unternehmen zwingt politische Akteure mittlerweile, sich auszuweisen. Zudem können Nutzer alle Anzeigen einer Facebook-Seite in einer Übersicht sehen, inklusiv Informationen dazu, wer dahintersteckt und wie viel er dafür ausgegeben hat. Das soll mehr Transparenz bringen, es bleibt aber fraglich, ob Facebooks System alle politischen Anzeigen als solche erkennen kann.

"In Wahrheit liebte Facebook uns während des Wahlkampfes", zitiert Buzzfeed Gary Coby, der Trumps digitale Anzeigen verantwortete. Trumps digitale Wahlkämpfer behaupten demnach, Facebook-Mitarbeiter hätten sie wiederholt und überschwänglich gelobt - und sind beleidigt, dass Facebook und Zuckerberg dieses Lob nicht öffentlich wiederholt hätten.

Facebook verweist darauf, dass es beiden Kandidaten gleichermaßen Unterstützung für ihre Werbekampagnen auf dem Netzwerk angeboten habe. Dazu gehörte auch, Facebook-Mitarbeiter als Kontaktleute in die Wahlkampfbüros von Trump zu entsenden. Clinton hatte das Angebot abgelehnt. Die besten Anzeigenkunden haben eben das Recht auf privilegierte Behandlung - und der allerbeste auch auf einen Anruf vom Chef persönlich.

Zur SZ-Startseite
Facebook-Gründer Mark Zuckerberg

Facebook-Chef Mark Zuckerberg
:Was hinter Zuckerbergs Aussage zur Holocaustleugnung steckt

Wer die Nazi-Verbrechen bestreite, wisse es oft nicht besser, sagt Zuckerberg. Deshalb werde Facebook diese Inhalte nicht löschen. Das löst Empörung aus - zu Recht?

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: