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Facebook News:Facebook kooperiert mit deutschen Verlagen

Im Mai wird es auch im deutschen Facebook einen "News"-Bereich geben. Hintergrund ist ein Streit um Werbeumsätze des Konzerns und die Frage, inwieweit er auf Kosten von Medien Geld verdient.

Facebook wird von Mai an Nachrichteninhalte von mehr als 100 Verlagen und Medienmarken aus Deutschland in einem gesonderten Bereich seines Netzwerkes präsentieren. Das kündigte der Konzern am Montag an. Es ist vor allem ein Friedensangebot an die Verlage, die seit Jahren bemängeln, Plattformen wie Facebook und Google profitierten davon, Verlagsinhalte zu verbreiten, ohne sie dafür zu vergüten.

Als Partner dabei sind den Facebook-Angaben zufolge Medien wie Der Spiegel oder der Hamburger Verlag Gruner + Jahr, der zum Bertelsmann-Konzern gehört. Auch Regionalzeitungen wie die Rheinische Post und Verlage wie Condé Nast sind dabei.

Die Medienhäuser sollen dafür bezahlt werden, dass sie auf Facebook News Inhalte verlinken, die bislang nicht auf der Plattform zu sehen waren. Sie müssen aber nicht eigens für Facebook produziert werden. "Wichtig dabei ist, dass Inhalte selbst nicht auf Facebook landen, sondern wir setzen Links zu den Angeboten der Verlage", erklärte Jesper Doub, bei Facebook zuständig für Medienpartnerschaften in Europa, in einer Online-Pressekonferenz. Das bedeutet, dass die Verlage selbst mit den Inhalten noch Geld verdienen können, etwa indem sie Werbung dazuschalten oder Leser Abos abschließen lassen (mehr zu den Hintergründen hier).

"Wir werden in den kommenden drei Jahren weltweit rund eine Milliarde Dollar in Facebook News investieren", sagte Doub, Facebook News in Deutschland sei ein Teil davon. Wie hoch die Vergütung für einzelne Verlage genau ausfällt, kommunizierte Facebook nicht. Der Kreis der Partner sei nicht auf die Medienhäuser beschränkt, die von Anfang an dabei sind, die Summe für die teilnehmenden Medienhäuser werde nicht geringer, wenn weitere dazustoßen. Facebook News war vor einem Jahr in den USA gestartet und wurde zuletzt auch in Großbritannien eingeführt. Google unterhält mit dem "Showcase" in seiner News-App seit Herbst ein ähnliches Angebot in Deutschland.

Doub verglich Facebook News mit dem Videoportal Facebook Watch, dem Facebook Marketplace oder dem Dating-Bereich innerhalb des Netzwerks. "Das sind Dinge, die immer Teilaspekte von Nutzern adressieren. Aber wenn diese Gruppe ausreichend groß ist, dann ist das für uns ein Anlass, darüber nachzudenken, entsprechend ein Produkt zu entwickeln." Bei den Inhalten, die weltweit auf Facebook konsumiert werden, machten News-Inhalte im Durchschnitt allerdings nur vier Prozent aus.

Facebook macht die Kooperationen vor dem Hintergrund seines Konflikts mit der australischen Regierung bekannt. In dem Land hat die Regierung ein Gesetz ausgearbeitet, dass Facebook und Google in ein Schiedsverfahren gezwungen hätte, in denen Verlage hohe Summen erstreiten können. Als Druckmittel hatte Facebook dann journalistische Inhalte von seiner Plattform verbannt. Australische Nutzer des Netzwerks waren praktisch vom Nachrichtenstrom abgeschnitten. Nach Zugeständnissen der Regierung hatte Facebook in der vergangenen Woche zugesagt, "Verlage zu unterstützen, die wir aussuchen, darunter kleine und lokale Verlage." Die Mediensperre werde man aufheben.

In Deutschland muss der Bundestag noch einem neuen sogenannten Leistungsschutzrecht zustimmen. Es soll dazu führen, dass Facebook und Google Geld an die Verlage abführen, wenn sie hinter kurzen Anreißertexten auf deren Artikel verlinken.

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