Facebook:3000 neue Kontrolleure sollen Facebook säubern

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Facebook stellt 3000 neue Mitarbeiter ein, um strafbare und brutal Inhalte schneller zu prüfen und zu löschen.

(Foto: dpa)
  • 3000 neue Mitarbeiter sollen für Facebook Inhalte schneller prüfen und brutale Bilder und Videos gegebenenfalls löschen.
  • Facebook steht in der Kritik, weil gemeldete Postings oft lange stehen bleiben oder gar nicht entfernt werden.
  • Viele Content-Moderatoren sind bei Drittfirmen beschäftigt, müssen brutale Fotos und Videos sichten und erhalten unzureichende psychologische Betreuung.

Facebook stellt 3000 neue Mitarbeiter ein, um das soziale Netzwerk von unerwünschten Inhalten zu säubern. In seiner Ankündigung nennt Mark Zuckerberg die Verbreitung brutaler oder traumatisierender Live-Videos als einen Grund für die Entscheidung. In den vergangenen Wochen waren etwa ein Mord, die Gruppenvergewaltigung einer 15-Jährigen und ein live angekündigter, aber nicht ausgeführter Suizid auf Facebook zu sehen.

Tatsächlich ist der Post des Facebook-Chefs aber auch das Eingeständnis, bislang nicht genug getan zu haben, um Nutzer vor verstörenden und strafbaren Inhalten zu schützen. Er zeigt, dass die Kapazitäten des sogenannten Community-Operations-Team (COT) nicht ausreichen, um auch nur ansatzweise im Blick zu behalten, was bald zwei Milliarden Facebook-Nutzer täglich auf der Plattform hochladen. Bislang umfasst diese Abteilung nach Angaben von Facebook 4500 Mitarbeiter.

Zuckerberg: "herzzerreißende" Videos

Zuckerberg schreibt, die brutalen Videos seien "herzzerreißend", und Facebook müsse in solchen Fällen schnell reagieren, um die Sicherheit der "Gemeinschaft" zu gewährleisten. Dafür soll es künftig leichter werden, problematische Posts bei Facebook zu melden. Gleichzeitig will das Unternehmen den Prüfungsprozess verkürzen, damit die Inhalte nicht mehr so lange für alle Nutzer sichtbar sind und weiterverbreitet werden können.

Die neuen Mitarbeiter werden sich nicht ausschließlich um Live-Videos kümmern, sondern sollen auch Darstellungen von Kindesmissbrauch oder sogenannte Hassrede überprüfen und gegebenenfalls löschen. Insbesondere in Deutschland versuchen Politiker seit Jahren, Druck auf Facebook aufzubauen. Der Vorwurf: Offensichtlich sei das Unternehmen überfordert, da unzählige rassistische Kommentare zu lange sichtbar bleiben. Teils ist bei den Äußerungen unklar, ob sie noch von der Meinungsfreiheit gedeckt sind, teils handelt es sich um eindeutig volksverhetzende oder anderweitig strafbare Inhalte.

Die Content-Moderatoren leiden unter fragwürdigen Arbeitsbedingungen

Unklar ist, wo die zusätzlichen Mitarbeiter eingestellt werden. Weder sagt Facebook, in welchen Ländern der größte Bedarf herrscht, noch gibt es eindeutige Angaben, ob die Content-Moderatoren direkt bei Facebook oder bei Drittfirmen beschäftigt werden sollen. Letztendlich wird es wohl auf eine Mischung aus beidem herauslaufen. Eine Recherche des SZ-Magazins deckte im vergangenen Dezember auf, dass allein in Berlin 600 Menschen beim Dienstleister Arvato angestellt sind, die im Auftrag von Facebook Inhalte prüfen und löschen.

Sie leiden unter fragwürdigen Arbeitsbedingungen, arbeiten für ein Gehalt knapp über dem Mindestlohn und erhalten unzureichende psychologische oder psychotherapeutische Unterstützung. Die wäre dringend nötig, da viele der Mitarbeiter regelmäßige Inhalte wie Fotos und Videos von Folter, Mord oder Kindsmissbrauch sichten müssen. Berlin ist nur einer von mehreren solchen Standorten, auch auf den Philippinen arbeiten etliche dieser Content-Moderatoren als eine Art digitaler Müllabfuhr.

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