Süddeutsche Zeitung

Facebook-Chef vor US-Kongress:Was Mark Zuckerbergs Spickzettel verrät

Ein Skript, um nicht die Kontrolle zu verlieren: Ein AP-Fotograf hat Mark Zuckerbergs Antworten für die US-Senatoren fotografiert.

Von Mirjam Hauck

Sich vor einer Prüfung einen Spickzettel zu machen, ist immer eine gute Idee. Das dachte sich wohl Mark Zuckerberg für seinen Auftritt vor dem US-Kongress.

Zwar soll er mehrere Tage geübt haben, wie er am besten auf kritische Nachfragen der Senatoren antworten soll, aber sicherheitshalber nahm er sich seine eingeübten Antworten gleich mit in den Senat - auf eng beschriebenen DIN-A4-Seiten: Ein AP-Fotograf hat das Dokument fotografiert, das Zuckerberg wohl während einer kurzen Unterbrechung der Anhörung auf seinem Schreibtisch zurückgelassen hatte. Auf seine eigenen Daten passte der Konzernchef, der wegen mangelnden Datenschutzes in seinem Unternehmen vor den Kongress musste, wohl nicht so gut auf.

Unter dem Stichwort "Datensicherheit" war folgende Aussage notiert: "Ich nutze FB jeden Tag und auch meine Familie tut dies." Und: "Haben Fehler gemacht, arbeiten hart daran, sie zu beheben." Unter den Punkten "Verantwortlichkeit und Zurücktreten" steht: "Habe Facebook gegründet. Meine Entscheidungen. Habe Fehler gemacht. Große Herausforderung, aber wir haben schon vorher Probleme gelöst. Werden auch dieses lösen".

"Nicht sagen, dass wir bereits tun, was die Verordnung fordert"

Der Punkt "GDPR" findet sich in den Notizen, damit ist die neue Datenschutzgrundverordnung (General Data Protection Regulation) der EU gemeint, die von Ende Mai an gilt. Hier steht in Klammern der Hinweis: "Nicht sagen, dass wir bereits tun, was die Verordnung fordert." Zuckerberg wollte sich wohl nicht festnageln lassen, den weitgehenden Schutz in der EU auch auf US-Nutzer auszuweiten.

Auch zu den vergangenen Wahlen hatte sich Zuckerberg etwas aufgeschrieben: Unter dem Punkt "Integrität und Wahl (Russland)" steht auf dem Zettel: "Zu langsam, machen Fortschritte."

Und er hatte sich auch darauf vorbereitet, falls er von den Senatoren doch etwas härter angegangen werden sollte: Unter "Facebook verteidigen" steht: "Im Falle einer Attacke" solle er antworten: "Respektvoll weise ich das zurück. So sind wir nicht."

So banal und floskelhaft viele Antwortmöglichkeiten auf dem Spickzettel klingen, viele davon sagte Zuckerberg in der Anhörung tatsächlich. Der Zettel zeigt auch: Auf wirklich kritische Nachfragen hat sich Zuckerberg nicht vorbereitet, aber das musste er auch nicht. Die Wissenslücken vieler Senatoren zu Facebooks Geschäftsgebaren waren einfach zu groß.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3939250
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/AP/jab/rus
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.