Süddeutsche Zeitung

Ablösung der SIM-Karte:Das ändert sich mit der neuen eSIM

  • Für Kunden von Telekom, Vodafone und Telefónica steht seit kurzem die eSIM zur Verfügung.
  • Die eSIM ist ein im Handy fest verbauter Chip. Sie soll klassische SIM-Karten ersetzen.
  • Für Kunden wird dadurch der Kartentausch einfacher, aber es könnte neue Einschränkungen durch die Anbieter geben.

Von Caspar von Au

Mini, Micro oder Nano? Beim Handywechsel standen Kunden in den vergangenen Jahren immer wieder vor der Frage, welche Größe die zum Gerät passende SIM-Karte hat. Wer zum Beispiel vom iPhone 4 zum iPhone 5 wechselte, benötigte für das ältere Modell die mittelkleine Micro-SIM, für das neuere die 3,2 Millimeter schmalere Nano-SIM. Meistens blieb dann nichts anderes übrig als beim Mobilfunkanbieter eine neue Karte zu bestellen und zu warten. Alternativ konnten Kunden - auf eigenes Risiko - selbst zur Schere greifen, um die Karte passend zuzuschneiden. Solche Umstände soll die neue eSIM verhindern.

Was ist die eSIM?

Die eSIM soll die klassischen SIM-Karten in jeglichen Formaten ersetzen. Stattdessen verbauen die Hersteller künftig den Chip, der einen Nutzer im Mobilfunknetz authentifiziert, fest im Gerät. Das "e" steht für "embedded" (deutsch: integriert) und nicht etwa für "Elektro" wie in E-Auto oder "electronic" wie in E-Mail. Die Nutzerdaten werden als Profil auf der eSIM gespeichert. Dabei kann dasselbe Profil auf mehreren der fest verbauten Chipsverwendet werden. Das ermöglicht es, auch andere smarte Geräte über denselben Handyvertrag miteinander zu vernetzen. Davon profitieren schon jetzt Smartwatches, aber auch Autos und smarte Fahrrad-Gadgets, die alle auf GPS-Daten angewiesen sind. Mittlerweile bieten in Deutschland alle drei deutschen Netzbetreiber die eSIM an. Nach der Telekom und Vodafone steht die neue Technologie auch für Kunden von Mobilfunkanbietern von Telefónica zur Verfügung, darunter O2, Blau und Ay Yildiz.

Was sind die Vorteile einer integrierten SIM-Karte?

Neben den Problemen mit den unterschiedlichen Formaten der SIM-Karten fällt auch der umständliche Kartentausch als solches weg. Nutzer bekommen von ihrem Mobilfunkanbieter etwa einen QR-Code, über den auf der eSIM ein Profil für sie angelegt wird. In diesem sind die Nutzerdaten für den jeweiligen Netzbetreiber gespeichert. Technisch ermöglicht der fest verbaute Chip mehrere Profile von verschiedenen Betreibern. Die Technologie vereinfacht ebenfalls die Einrichtung desselben Profils auf mehreren Geräten (genannt: Multi-SIM). Auf Auslandsreisen müssen Kunden keine SIM-Karte mehr kaufen, sondern können recht einfach ein neues Profil auf ihr Gerät spielen.

Für Handyhersteller bietet die eSIM ebenfalls Vorteile: Im Inneren der Geräte ist mehr Platz für andere Bauteile, es fällt zudem mit dem Kartenschlitz ein sehr fehleranfälliges Teil weg.

Welche Nachteile gibt es?

Häufig werden fest verbaute Teile in Geräten kritisiert. Aber zum Beispiel im Gegensatz zu fest verbauten Akkus entgeht Nutzern bei der eSIM nichts, weil sie den Chip nicht austauschen können. Theoretisch können Kunden künftig viel einfacher ihre Mobilfunkanbieter wechseln. Allerdings schränken die Anbieter diese Möglichkeit ein. Wie das Tech-Portal Golem berichtet, lassen sie nur ein aktives Profil pro eSIM zu. Dabei wären mehrere Profile pro Chip technisch möglich. Wer ein anderes Netz nutzen möchte, muss das Profil wechseln. In den USA drängen die Netzbetreiber AT&T und Verizon sogar auf einen sogenannten Netlock. Damit sind Kunden mit ihrem Gerät an einen Anbieter gebunden. Kein nachteil, aber eine Einschränkung: Derzeit gibt es nur wenige Geräte, die den Chip bereits verbaut haben.

Für welche Geräte ist eine eSIM bereits verfügbar?

Auf dem deutschen Markt sind bisher nur einige Smartwatch-Modelle mit einer eSIM kompatibel. Für Handys gibt es den Chip für das Google Pixel 3 und das Pixel 3 XL sowie für die iPhone-Modelle XS, XR und XS Max. Während Nutzer der neuen iPhones parallel eine Nano-SIM-Karte und eine eSIM nutzen können (genannt: Dual-SIM), um zum Beispiel unter zwei Telefonnummern erreichbar zu sein, ist das mit den Google-Handys nicht möglich.

Was ändert sich für den Nutzer?

Erst einmal wenig. Eine eSIM beherrscht dieselben Funktionen einer herkömmlichen SIM-Karte, in dem Profil sind dieselben Daten gespeichert. Rufnummernmitnahme beispielsweise oder Roaming wird es weiterhin geben. Zudem liefern die Mobilfunkanbieter selbst bei den oben genannten Geräten standardmäßig eine Plastik-SIM-Karte mit. Es wird also noch dauern, bis sich der fest verbaute Chip durchsetzt.

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