Erste Eindrücke von Windows 8:So funktioniert Microsofts Touchscreen-Windows

Bislang unterschieden sich die verschiedenen Versionen des Microsoft-Betriebssystems nur marginal voneinander. Mit Windows 8 ändert sich das radikal: Nutzer erwartet eine neue Oberfläche, Touchscreen-Steuerung, Apps - und eine drastische Umstellung der Gewohnheiten.

Helmut Martin-Jung, Anaheim, Kalifornien

10 Bilder

Microsoft's Build Windows unit chief Steven Sinofsky speaks as he introduces the release of Windows 8 in Anaheim

Quelle: REUTERS

1 / 10

Sie haben es wirklich getan: Windows Vista oder 7 oder gar XP - wer kein Experte ist, erkennt nicht immer auf Anhieb den Unterschied. Es waren eben nur relativ kleine Schritte, die Microsoft jeweils ging. Im Prinzip hatte sich seit Windows 95 die Art und Weise, wie man einen PC mit Windows bedient, nicht grundlegend gewandelt.

Mit dem achten Windows, unter der Federführung von Microfts Windows-Chef Steven Sinofsky entwickelt, wird sich das jedoch gründlich ändern. Die Nutzer müssen sich radikal umstellen und Microsoft geht ein hohes Risiko, wie unser Test an einem neuen Windows-Tablet-Computer gezeigt hat.

Windows 8 Startscreen

Quelle: Microsoft

2 / 10

Die augenfälligste Neuerung ist der Startbildschirm. Icons, so glaubt man bei Microsoft, haben ausgedient. Wie schon bei ihrem Handy-Betriebssystem setzen die Redmonder auf ihre "Metro" genannte Kachel-Oberfläche. Diese Kacheln haben festgelegte Größen (groß/klein), lassen sich aber frei arrangieren. Sie sind aber nicht statisch, sondern zeigen an, was sich im Hintergrund tut: Welche neue Mails eingegangen sind, was die Freunde auf Facebook geschrieben haben, wie die Börse steht, wie das Wetter wird und so weiter.

Windows 8 Tablet

Quelle: Helmut Martin-Jung

3 / 10

Die neue Oberfläche ist nötig, weil Windows 8 auch auf Tablet-Computern (im Bild ein Testgerät mit Windows 8) ähnlich dem iPad funktionieren soll, die ausschließlich mit den Fingern bedient werden. Technische Schwierigkeit dabei: Viele Tablets haben sogenannte ARM-Prozessoren, auf denen Windows bisher nicht lief.

Das achte Windows wird das können, klassische PC-Programme wie Photoshop werden mit ARM-Geräten allerdings nicht arbeiten, es sei denn ihre Hersteller machen sich an eine Übersetzung. Das aber ist oft schwierig, die Funktionsvielfalt klassischer PC-Programme lässt sich kaum in fingergesteuerte Oberflächen umsetzen.

Außerdem glaubt man bei Microsoft nicht, dass die Nutzer von schlanken leichten ARM-Tablets damit solche Programme verwenden wollen.

Microsoft Windows 8

Quelle: Screenshot (YouTube/Microsoft)

4 / 10

Der von den Vorgängerversionen bekannte Startbildschirm mit dem Startknopf links unten und dem Menü, das damit gestartet werden kann, ist bloß noch eine App von vielen. Er dient dazu, Programme zu starten, die man nicht sinnvoll für die neue Oberfläche umsetzen kann, weil sie ohne Maus und Tastatur nicht bedienbar sind.

Von der Desktop-App aus werden auch tiefreichende Einstellungen vorgenommen, die das neue Windows ebenso bietet wie die Vorgänger-Versionen.

Screen shot of the keyboard of the Windows 8 tablet operating system

Quelle: REUTERS

5 / 10

Apps, Apples Erfolgsmodell, werden dagegen im neuen Windows eine große Rolle spielen. Der Konzern stellt einen bestens ausgestatteten Werkzeugkasten bereit, mit dem Programmierer nahezu jeglicher Couleur Apps schreiben können. Im Grunde genügt es, wenn man weiß, wie man eine Webseite programmiert. Über einen eigenen Store im Internet sollen die Apps verkauft werden. Microsoft wird dabei jede überprüfen, sagt aber zu, dass das schnell gehen wird; die Programmierer können  zudem verfolgen, wie weit Microsoft mit der Prüfung ist.

Microsoft Windows 8

Quelle: Screenshot

6 / 10

Da Apps und Tablets gezeigt haben, dass viele Nutzer Geräte wollen, die schnell verfügbar sind und für viele Aufgaben spezialisierte Apps mitbringen, hat Microsoft reagiert und Windows so umgebaut, dass es auf dafür geeigneten Geräten in weniger als zehn Sekunden arbeitsbereit ist, auch wenn diese komplett ausgeschaltet waren. Ein neuer Energiestatus sorgt dafür, dass der PC schläft, aber unbemerkt kurzzeitig aufwachen kann, um prüfen, ob es Neues für die Kacheln gibt. Weckt der Nutzer dann den Rechner wieder auf, ist dieser schon auf dem neuesten Stand.

Microsoft Windows 8

Quelle: Screenshot

7 / 10

Geht einmal irgendetwas schief, lässt sich der Rechner mit zwei einfachen Funktionen schnell wieder reparieren. Reset versetzt ihn komplett in den Auslieferungszustand, Refresh macht unerwünschte Änderungen wieder rückgängig. Zum Einrichten eines neuen Computers kann man sich eines Profils bei Microsofts Internetdienst Live bedienen. Alle nötigen Einstellungen werden dann von dort übernommen, und der PC ist in wenigen Minuten einsatzbereit.

Themendienst Multimedia: Zoff mit der Peripherie

Quelle: ddp

8 / 10

Was Profis freuen wird: Windows kann künftig auch von einem USB-Stick aus gestartet und genutzt werden. Windows 8 kann zudem mehrere virtuelle Rechner nebeneinander laufen lassen - eine Möglichkeit beispielsweise für Firmen, ihre in die Jahre gekommenen Spezialprogramme auch unter dem neuen Betriebssystem weiter nutzbar zu halten.

An der Hardware-Ausstattung wird es nicht scheitern, auf Windows 8 umzusteigen. Anders als manche früheren Versionen ist die neue noch ressourcenschonender als der Vorgänger 7. Und der zeigte sich ja schon viel weniger gierig als Windows Vista. Microsoft hat an vielen Schräubchen gedreht, um zum Beispiel Energie zu sparen - schließlich sind die meisten neuen PCs heute Laptops, und auch die Tablets laufen mit Akkus.

Windows 8 photopicker

Quelle: sueddeutsche.de

9 / 10

Wie sehr Microsoft Windows von Grund auf umgekrempelt hat, zeigt sich nicht zuletzt daran, dass die in Anaheim, Kalifornien, vorgestellte Vorabversion für Programmierer deutlich instabiler ist als vor drei Jahren Windows 7.

Auf unserem Testgerät, einem Tablet-PC mit einem Intel-Core-i5-Prozessor, stürzten einzelne Apps, manchmal auch das gesamte Betriebssystem ab. Aber noch ist genug Zeit, solche Fehler auszubügeln. Noch, betonen die Windows-Oberen, stehe auch noch nicht fest, was wirklich Eingang in die endgültige Version von Windows findet, die voraussichtlich 2012 erscheinen wird.

Windows 8 IE10

Quelle: Helmut Martin-Jung

10 / 10

Fazit: Microsoft hat den Schritt gewagt, viele alte Zöpfe abzuschneiden. Das erfordert von den Nutzern aber auch, sich drastisch umzustellen. Die Welt muss nicht von statischen Ikonen repräsentiert werden, doch die Gewohnheit hat auch ihre eigene Macht. Mehr noch: Stößt man auf ein Programm, das fürs alte Windows geschrieben wurde oder will man etwas tiefer in die Systemeinstellungen vordringen, kommt die alte Windows-Oberfläche plötzlich zum Vorschein.

Ohne Eingabegerät wie Stift, Maus oder Tastatur vergeht einem da schnell die Freude an der sonst recht gelungen Metro-Oberfläche. Nutzer können sich in einer ersten herunterladbaren Vorab-Version ein erstes Bild von Windows 8 machen.

© sueddeutsche.de/joku
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: