Süddeutsche Zeitung

Enthüllungsseite:Wikileaks im Visier des Geheimdienstes

Das Internetportal Wikileaks enthüllt immer wieder brisante Informationen - das haben anscheinend auch die US-Geheimdienste begriffen.

Wikileaks war in den vergangenen Jahren für einige Enthüllungen gut: Ob die Richtlinien der US-Armee für das Gefangenenlager Guantanamo oder umstrittenen E-Mails britischer Klimaforscher - auf der Plattform konnten Informanten und Hacker brisante Dokumente anonym veröffentlichen.

Das hat anscheinend auch den US-Geheimdienst auf den Plan gerufen, glaubt man einem Geheimbericht der - wo sonst - auf Wikileaks veröffentlicht wurde. In dem 32-seitigen Report des Counterintelligence Center der US-Armee (ACIC) aus dem Jahr 2008 heißt es: "Wikileaks.org repräsentiert für die US Armee eine potentielle Bedrohung der Sicherheit der Streitkräfte, der Spionageabwehr, der operationellen Sicherheit und der Informationssicherheit."

Besonders ein Dorn im Auge ist den Autoren demnach neben den Guantanamo-Enthüllungen die Veröffentlichung der Armee-Ausrüstung der US-Truppen im Iraq und Afghanistan im Jahr 2007 und ein Geheimdienstbericht über den Kampf um die irakische Rebellenhochburg Falludscha im Jahre 2004. Die Befürchtung der amerikanischen Geheimdienste: Terroristen könnten Wikileaks als Quelle nutzen, ausländische Geheimdienste der Seite Informationen zuspielen.

Gegenstrategie: Vertrauen schwächen

In dem nun veröffentlichten Dokument werden deshalb verschiedene Gegenmaßnahmen analysiert: Die Seite komplett vom Netz zu nehmen wird als zu aufwendig verworfen, stattdessen wird ins Auge gefasst, das Vertrauen in die Seite zu schwächen - zum Beispiel über die Publikation von gefälschten Dokumenten und Propaganda oder die Enttarnung und strafrechtliche Verfolgung von Informanten.

Bislang wurde jedoch keine der Wikileaks-Quellen öffentlich enttarnt, auch schlugen Bemühungen fehl, Dokumente per Gerichtsbeschluss von der Seite nehmen zu lassen. Allerdings leidet das Portal derzeit unter akuten Finanznöten - die Veröffentlichung des Papiers fällt zeitlich mit einer großangelegten Spendenaktion für die Seite zusammen.

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