Elektronischer Personalausweis:Per Klick ins Amt

Der neue elektronische Personalausweis wird zum Identitätsnachweis in der digitalen Welt und ermöglicht Behördenanträge im Internet. Doch das birgt Risiken.

Johannes Boie

Er hat die Größe einer Scheckkarte und auf seiner Rückseite ist das Brandenburger Tor zu sehen: Zum 1. November gibt es bei den Ämtern den neuen Personalausweis. Und obwohl das Dokument äußerlich um die Hälfte geschrumpft ist, kann die kleine Karte viel mehr als ihr größerer Vorgänger.

Elektronischer Personalausweis

Der Personalausweis wird digital.

(Foto: Foto: dpa)

Denn die Bundesregierung führt nicht nur ein neues Dokument ein, sondern auch eine neue Technik. Der Personalausweis, der am Donnerstag im Fraunhofer-Institut in Berlin vorgestellt wurde, enthält einen RFID-Chip. Das hauchdünne Metallteil ist bereits heute Teil des alltäglichen Lebens. Er steckt zum Beispiel in Preisetiketten, und in manchen Fahrkarten.

Der spezielle Chip im Personalausweis wird verschiedene Daten enthalten, darunter alle, die auf dem Ausweis außen aufgedruckt sind. Außerdem ist darauf ein digitales Bild seines Besitzers gespeichert: eine Aufnahme, die den Behörden die Identifikation von Ausweisinhabern erleichtern soll. Wer möchte, kann auch seine Fingerabdrücke digital abspeichern lassen.

Elektronischer Identitätsausweis

Und dann sind da noch drei vollkommen neue Funktionen, die man sich als Besitzer eines neuen Personalausweises künftig freischalten lassen kann. Das Dokument kann künftig als elektronische Unterschrift und als elektronischer Identitätsnachweis dienen.

Das klingt kompliziert - und ist es auch: Wer ein Kartenlesegerät an den eigenen Computer anschließt, kann damit seinen Ausweis auslesen. Eine kostenlose Software übermittelt dann die Ausweisdaten über eine Internetleitung. Zum Beispiel an einen Videoverleih, der das Alter seines Kunden im Netz prüfen möchte, um Horrorfilme zu verleihen.

Oder die Daten gehen an ein Bürgeramt, bei dem der Ausweisinhaber eine neue Geburtsurkunde beantragt. Er spart sich dadurch das Warten auf dem Amt. Oder an einen Mobilfunkanbieter, bei dem man einen neuen Vertrag abschließen möchte.

Die Risiken des neuen Personalausweises

Nur Unternehmen, die vom Bundesverwaltungsamt in Köln eine Berechtigung bekommen, dürfen die Daten abfragen. Dies geschieht über kleine Dateien, digitale Zertifikate, die jeder Konzern und jede Verwaltung, die mit den Ausweisen arbeiten möchten, immer wieder neu vom Bundesamt-Server herunterladen muss.

Außerdem erhalten die Ausweisinhaber zu ihrem Dokument eine sechsstellige PIN. Und nur wenn diese gleichzeitig in den Computer eingegeben wird, der den Ausweis ausliest, werden die Daten wirklich transferiert. Dabei kann der Nutzer festlegen, welche Daten wirklich an welches Unternehmen oder welche Verwaltung geschickt werden. Klar ist: Die Sicherheitsmaßnahmen sind auf dem aktuellen Stand der Technik.

PIN in falschen Händen

Dennoch bleiben Fragen offen. Zum Beispiel, ob nicht jene Technik, mit der Sicherheitsbeamte sämtliche Chipdaten auch ohne die geheime PIN auslesen können, nicht in die falschen Hände geraten kann.

Denn für Beamten genügt die Eingabe einer Nummer, die auf dem jeweiligen Ausweis aufgedruckt ist. Und für Kriminelle oder Adressenhändler ist es ein Traum, an staatlich überprüfte Datensätze zu gelangen.

Fraglich ist auch, ob die Nutzer der Zusatzfunktionen klug genug sind, im Elektromarkt Kartenlesegeräte zu kaufen, die sicherer sind als die Standardgeräte ab 20 Euro - aber eben auch teurer. Wie viel der Ausweis kosten wird, ist bislang noch unklar. Wem die Sicherheitsbedenken allzu schwer wiegen, der muss sich übrigens keinen elektronischen Personalausweis besorgen. In Deutschland genügt es, einen Reisepass zu besitzen.

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