Ein Jahr Windows Vista:MS Flop 10.0

Windows Vista feiert den ersten Geburtstag. Noch streiten Experten, ob das Betriebssystem Top oder Flop ist. Bei anderen Produkten sind die Würfel gefallen: die schönsten Rohrkrepierer aus dem Hause Gates

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Karl Klammer

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Windows Vista feiert den ersten Geburtstag. Noch streiten Experten, ob das Betriebssystem Top oder Flop ist. Bei anderen Produkten sind die Würfel gefallen: die schönsten Rohrkrepierer aus dem Hause Gates.

Platz 10: Karl Klammer

Johannes Baptist Kerner, Reinhold Beckmann oder Karl Klammer: Welche dieser omnipräsenten Figuren nervt Sie am meisten? Falls Sie ihren PC häufiger einschalten als Ihre Glotze, dürfte Herr Klammer das Rennen machen.

Als selten hilfreiche, aber immer vorlaute Büroklammer hat er sein Plätzchen im Quellcode von Microsoft Word hartnäckiger verteidigt als seine TV-Kollegen ihre Prime-Time-Sendeplätze. Immer dann, wenn man in Ruhe einige Zeilen tippen möchte, fährt Karl mit einem Fahrrad auf unseren Buchstaben herum und klopft dann frech von innen an die Scheibe, um uns schließlich mit seinen Fragen aus dem Konzept ... Wo waren wir stehengeblieben?

Jedenfalls schickte Microsoft Karl im neuen Office 2007 in Rente - hoffentlich endgültig.

Hauptgrund für das Scheitern: Der berüchtigte Satz: "Anscheinend möchten Sie einen Brief schreiben ..."

Text: Christian Wölbert

Screenshot: sueddeutsche.de

Tablet PC

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Platz 9: Tablet-PCs und Mira

2002 und 2003 war Microsoft von der Idee besessen, Monitore vom Rest des Computers zu trennen. Im Laptop-Bereich floppten die Tablet-PCs gewaltig, für die Microsoft ein eigenes Betriebssystem entwickelt hatte.

Genauso schön ging Mira baden, Microsofts Idee eines herumtragbaren Displays für Desktop-Rechner.

Hauptgrund für das Scheitern: Bei Preisen zwischen 800 und 900 Dollar pro Mira-Display und bis zu 3000 Dollar für einen Tablet-PC entschieden sich die Kunden lieber gleich für vollwertige Laptops.

Foto: Reuters

Origami

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Platz 8: Ultra-Mobile PC (Codename: "Origami")

Doch der Software-Riese gab nicht auf: Nach den Megaflops Tablet-PC und Mira schmiedete Microsoft 2006 eine neue Allianz mit Intel, Samsung und anderen Herstellern. "Ultra-Mobile PC" tauften die Tüftler ihren nächsten Anlauf.

Wieder pries Gates kleine Computer mit berührungsempfindlichen Displays auf einer Messe an, und wieder liefen die Kunden in Scharen in die Läden - um ganz normale Laptops zu kaufen.

Hauptgrund für das Scheitern: Leider waren die Origamis mit knapp einem Kilogramm deutlich schwerer als ein Papierflieger - zu schwer, um sie mit einer Hand halten zu können. Verwendete man aber beide Hände, konnten nur noch die äußeren Ecken des Touchscreens mit dem Daumen angetippt werden.

Foto: Reuters

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Platz 7: Der schmutzige Santa

Kein Flop im klassischen Sinne, aber eine an Peinlichkeit kaum zu überbietende Episode aus Microsofts Firmengeschichte verbirgt sich hinter der E-Mail-Adresse northpole@live.com. Diese Anschrift hatten Gates' Marketingstrategen an einen virtuellen Weihnachtsmann vergeben. Einsame Nutzer des MSN Messenger konnten sich fortan mit einem Chatroboter names "Santa Claus" unterhalten, der nimmermüde innerhalb von Sekundenbruchteilen antwortete.

Das Problem war, dass der Weihnachtsmann nicht nur über Geschenke plauderte, sondern auch von selbst Sex-Themen anschnitt und seine Gesprächspartner beschimpfte. In den prüden USA war die Empörung groß, Microsoft schickte Santa eilig in den Ruhestand.

Hauptgrund für das Scheitern: Ausgerechnet bei zwei elf- und 13-jährigen Mädchen hatte der Microsoft-Santa seine Schmutzkampagne begonnen.

Screenshot: The Register

Actimates

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Platz 6: Actimates

Auf keinen Fall zu verwechseln mit den hysterischen Animaniacs oder den grenzdebilen Teletubbies sind die intelligenten Actimates, die Microsoft Ende der neunziger Jahre erfand. 2000 Wörter plus einige Kinderlieder hatte der Dinosaurier Barney im Repertoire.

Hauptgrund für das Scheitern: Barney und seine Freunde waren sogar so ausgebufft, dass sie sich über ein unsichtbar ausgestrahltes TV-Signal selbst einschalteten, wenn bestimmte Kindersendungen im Fernsehen liefen.

Das fanden Kinder und Eltern so unheimlich, dass Microsoft Barney aus den Regalen nahm.

Foto: Microsoft

Surface

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Platz 5: Surface

"Surface" ist im Prinzip ein Vista-Rechner, der in einem Konferenztisch versenkt wird und mit den Fingern bedient werden kann. Microsoft will das neue Einrichtungsstück im Frühjahr 2008 auf den Markt bringen.

Die wichtigsten Flop-Zutaten sind alle eingebaut: Eine nichtexistierende Marktlücke, ein stolzer Preis von 5000 bis 10.000 Dollar, garniert mit reichlich selbstbewusstem Marketing-Tamtam.

Hauptgrund für das absehbare Scheitern: Wenn man die Füße schon nicht auf den Tisch legen darf, sollte man sie wenigstens darunter schieben können.

Foto: Microsoft

SPOT

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Platz 4: SPOT

Auf der Computermesse Comdex in Las Vegas verkündete Bill Gates im November 2002 den Start einer skurrilen Initiative namens "SPOT" (Smart Personal Objects Technology). Dahinter verbergen sich Schlüsselanhänger, Armbanduhren und Kaffeemaschinen, die das Wetter, Nachrichten und Börsenkurse anzeigen - gegen saftige Abogebühren, versteht sich.

Hauptgrund für das Scheitern: Die Versorgung der Armbanduhren mit Daten funktioniert - wenn überhaupt - nur in einer vorher definierten "Heimat"-Stadt. Auf Reisen muss man Microsoft ständig via Internet seinen Aufenthaltsort verraten.

Foto: Microsoft

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Platz 3: Xbox 360 - Der Ring des Todes

November 2005: Microsofts neue Daddelkiste kommt auf den Markt.

Dezember 2005: Es häufen sich Meldungen über den "Ring des Todes": Angeblich jede dritte Xbox, die zum Verkaufsstart über den Ladentisch ging, gibt den Geist auf und zeigt nur noch einen Kreis aus drei roten LEDs. Medien berichten außerdem, dass die Xbox-Konsolen sich nicht nur reihenweise selbst zerstören, sondern auch die ihnen anvertrauten DVDs - sie werden verkratzt wieder ausgespuckt.

April 2007: "Jede Dritte stirbt den Hitzetod" lautet das Urteil einer deutschen Computerzeitschrift über die Xbox. Microsoft habe eine Milliarde Dollar für Reparaturen und den Austausch defekter Konsolen bereitgestellt.

Hauptgrund für das Scheitern: Die Xbox sollte rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft auf den Markt kommen - ganz ausgereift war sie zu diesem Zeitpunkt offenbar noch nicht.

Foto: o.H.

BOB

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Platz 2: BOB

"Der idiotische Cousin von Windows" war noch eine der freundlichsten Reaktionen auf BOB, eine einfach zu bedienende Benutzeroberfläche aus dem Jahr 1995. Alle Funktionen liefen über nervtötende Dialogfenster mit dem Hund Rover und anderen Comicfiguren. Die Verkaufszahlen waren desaströs.

Um das Gesicht zu wahren, recycelte Microsoft einige der Charaktere aus BOB. So lebt beispielsweise Rover als Spürnase Fredo in Windows XP fort. Die Katze Minki und der Smiley Hüpfer, heute Kollegen von Karl Klammer, stammen ebenfalls aus BOB.

Hauptgrund für das Scheitern: Eine Zeitlang leitete eine gewisse Melinda French die BOB-Entwicklung. Sie war damals Bill Gates' Freundin und ist mittlerweile seine Ehefrau. Ob die interne Kritik an BOB deshalb so zahm ausfiel? Darüber kann nur spekuliert werden.

Screenshot: Microsoft

Mocrosoft

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Platz 1: Der 20. April 1998

Bill Gates und sein Produktmanager Chris Capossela stehen auf einer Bühne der Comdex-Messe in Las Vegas. Vor IT-Journalisten und Kamerateams zeigen die beiden das neue Windows 98. Capossela schließt einen Scanner an, um die Plug&Play-Technologie zu demonstrieren. Gates verschränkt skeptisch die Arme, als würde er Übles ahnen.

"Windows wird nun die passenden Treiber laden", behauptet Capossela. Das erledigt Windows jedoch ganz und gar nicht, sondern stürzt sang- und klanglos ab - live auf CNN. Capossela grient verlegen, die Journalisten johlen, Gates' Lächeln gefriert und Microsofts Ruf als Hersteller von Pannensoftware ist auf Jahrzehnte hinaus zementiert.

Hauptgrund für das Scheitern: Die wunderbar hilflose Reaktion von Bill Gates ist ein gestammeltes "Das muss der Grund sein, warum wir Windows 98 noch nicht verkaufen ..."

Foto: CNN

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