Ein Hacker erzählt:"Flexibel bleiben"

Der Schüler Peter Kleissner wurde gerade auf der Hacker-Konferenz in Las Vegas gefeiert. Auf dem Rückweg hat er in Zürich mal eben Flughafen-Computer lahmgelegt.

Martin Zips

Noch aus dem Unterricht mailt der Wiener Peter Kleissner, 18, zurück. Gerade sei er noch in der Schule, da könne er nicht telefonieren. Aber so gegen 12.15 Uhr, da dürfe man gerne anrufen, da wäre er gerade auf dem Weg zu einem Termin. Ob er sich mit Hacker-Freunden trifft? Mit Polizei-Ermittlern? Oder mit den Vertretern wichtiger Computerfirmen? Dieser junge Österreicher steckt voller Überraschungen.

Ein Hacker erzählt: Hacker Peter Kleissner sieht seine Software am besten bei Ermittlungsbehörden aufgehoben.

Hacker Peter Kleissner sieht seine Software am besten bei Ermittlungsbehörden aufgehoben.

(Foto: Foto: oh)

SZ: Herr Kleissner, Sie kommen gerade aus Las Vegas, wo Sie an der Weltkonferenz der Computerhacker teilgenommen haben.

Peter Kleissner: Das war bei weitem meine weiteste Reise bisher. Und meine wichtigste Rede. Eigentlich bereite ich mich in Wien ja auf die Matura vor.

SZ: Weltkonferenz der Computerhacker. Was haben Sie da genau gemacht?

Kleissner: Ich habe ein Programm entwickelt, mit dem man Passwörter und Zugangscodes im Internet ausspionieren kann. Darüber habe ich auf der Konferenz vor internationalen Experten berichtet und viel Beachtung gefunden.

SZ: Wenn ich also jetzt gleich meine E-Mails und meinen Kontostand online checke, dann können Sie mitlesen?

Kleissner: Theoretisch schon. Sie müssten dafür nur eine Datei öffnen, die ich Ihnen zusende.

SZ: Hören Sie auf damit!

Kleissner: Keine Angst. Das mache ich natürlich nicht. Es geht mir allerdings darum, Sicherheitslücken aufzuzeigen. Kriminelle Menschen haben so viele Möglichkeiten, ihre Dateien mit Passwörtern vor Fahndern zu verstecken. Ich zeige, wie man in diese Verstecke eindringen kann. Stichwort: Bundestrojaner. Ich kenne mich halt mit dem Programmieren aus. Schon mit vier Jahren habe ich mich nur für Computer interessiert.

SZ: Herr Kleissner, mit Ihrer Software könnte man aber auch selber schlimme Dinge anrichten, nicht?

Kleissner: Richtig, deshalb wäre sie in den Händen von Ermittlungsbehörden am besten aufgehoben. Mit denen bin ich auch schon im Gespräch. Außerdem habe ich zahlreiche Angebote von renommierten Computerfirmen bekommen.

Lesen Sie auf Seite 2, wie der Schüler Peter Kleissner den Züricher Flughafen in Aufregung versetzte.

E-Mail-Gruß an den Flughafen

SZ: Nur die Computerfirma in Wien, für die Sie bisher im Nebenjob gearbeitet haben, die war nicht begeistert.

Kleissner: Die sehen jetzt einen Konkurrenten in mir. Damit kann ich leben.

SZ: Auf der Rückreise von Las Vegas haben Sie in Zürich Flughafen-Computer lahmgelegt, um auch dort Sicherheitslücken offenzulegen. Das ist ja manisch.

Kleissner: Ich musste dort sehr lange auf den Flug nach Wien warten. Da habe ich an eigentlich kostenpflichtigen Computern ausprobiert, umsonst ins Internet zu gelangen. Das ist mir gelungen, ich konnte eine Sicherheitshürde umgehen und auf einem Drucker allerlei ausdrucken. Der Firma habe ich eine E-Mail hinterlassen, in der ich verrate, wie diese Sicherheitslücken zu beseitigen wären.

SZ: Sitzen Sie denn immer nur vor dem Computer? Mit 18?

Kleissner: Abends gehe ich manchmal aus oder schaue fern.

SZ: Keine feste Freundin?

Kleissner: Nur viele Bekanntschaften. Als Hacker muss man flexibel bleiben.

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