Ebays Gewinne schrumpfen:Kampf auf dem Flohmarkt

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Das Internet-Aktionshaus Ebay verärgert viele Kunden mit ständigen Regeländerungen. Das nützt vor allem der Konkurrenz.

Thorsten Riedl und Linda Ross

Der Ebay-Verkäufer namens dos-and-donts hielt mit seiner Meinung zu den jüngsten Änderungen beim Auktionshaus nicht hinter dem Berg: "Die neuen Ebay-Regeln - frisch geschreddert", bot er zur Versteigerung an. Er zeigte bei seiner Auktion zwei Bilder: Einmal das Regelwerk unversehrt, "wie Ebay es gerne sieht", und dann fein geschnipselt, wie der Verkäufer die Vorgaben am liebsten hätte. Ausgang: unbekannt.

Ebay war mal der Online-Marktplatz schlechthin zum Verkauf von Gebrauchtwaren. Der Umsatz der US-Firma wird 2009 um bis zu fünf Prozent zurückgehen, schätzen Analysten. (Foto: Foto: AP)

Die Auktion wurde gelöscht. Der Web-Pionier versteht keinen Spaß, geht es doch darum, zu altem Glanz zu finden. Derzeit profitiert vor allem die Konkurrenz.

Ebay war mal der Online-Marktplatz schlechthin zum Verkauf von Gebrauchtwaren, der Flohmarkt im Netz. Doch der Glanz ist passé. Der Umsatz der US-Firma wird 2009 um bis zu fünf Prozent zurückgehen, schätzen Analysten - der erste Einbruch, seit die Firma 1995 gegründet wurde. Zum Vergleich: Rivale Amazon.com soll zugleich um 17 Prozent wachsen, der gesamte Markt um elf.

Auktionsgeschäft hat wenig Bedeutung

Am 22. Juli hat Ebay Bilanz gezogen für das abgelaufene Quartal. Die Erlöse auf dem Marktplatz fielen um "nur'"14 Prozent zum Vorjahreszeitraum, was Beobachter als großen Erfolg werten.

Denn zu Jahresanfang lag der Einbruch noch bei 18 Prozent. Das Schrumpfen bei Ebay verlangsamt sich also. Mit immer neuen Regeländerungen will Ebay-Chef John Donahoe die Verkäufer zurück auf die Plattform holen, und somit die Käufer. Dem Auktionsgeschäft misst er allerdings wenig Bedeutung bei. Er will den Absatz von Waren zum Festpreis auf dem Marktplatz stärken - so hat auch Amazon Erfolg.

Die Änderungen stoßen aber vielen langjährigen Ebay-Händlern auf. So ärgert sich Nutzer dos-and-donts über eine neue Vorgabe seit Mitte Juni: Nun müssen die Verkäufer in 26 Unterkategorien Waren kostenlos verschicken. Zuvor hat der Käufer die Versandgebühren getragen. So sollen unseriöse Anbieter gestoppt werden, die mit überhöhtem Porto ihren Gewinn gesteigert haben.

Ebay-Kunden unzufrieden

Die neuen Regeln erzürnen Anbieter, die Waren via Auktion verkaufen und keine Möglichkeit haben, die Versandkosten einzupreisen. "Wir sehen uns wieder auf anderen Plattformen", kündigten Nutzer daraufhin an.

An alternativen Portalen gibt es hierzulande keinen Mangel. So listet die Webseite Auktionssuche.de 148 Online-Auktionshäuser auf. Die Crux: Wer über diese Webseite eine Anfrage bei all den Plattformen startet, findet vorwiegend Angebote auf Ebay. Den Kleineren fehlt einfach die Reichweite des Marktführers. Doch sie wollen nun die Unzufriedenheit der Ebay-Kunden für sich nutzen.

"Immer wenn Ebay die Gebühren erhöht oder Regeln ändert, erhalten wir einen Schub enttäuschter Ebay-Nutzer", erklärt Ryan Hood, Gründer und Chef von Hood.de.

So ist die Zahl der Hood-Mitglieder um fast 40 Prozent gestiegen, seit Ebay die Versandregeln geändert hat. Auf Hood können die Verkäufer ihre Waren kostenlos einstellen.

Alle 30 Sekunden 92 Millionen Kunden

"Bei uns gibt es noch die Schnäppchenjagd", sagt der Chef. Der Nachteil: Der kleine Rivale hat deutlich weniger Besucher als Ebay, also auch viel weniger mögliche Käufer.

Ein Problem, das Amazon-Verkäufer nicht haben. Auch beim Online-Warenhaus können Privatleute ihre Produkte losschlagen, aber nur zum Festpreis. "Weltweit besuchen unsere Seiten alle 30 Sekunden 92 Millionen Kunden", sagt Ralf Kleber, Deutschlandchef von Amazon. Die Verkaufsgebühren sind teils höher als bei Ebay, dafür geht das Einstellen schneller.

Der Verkäufer erhält von Amazon eine Erstattung der Versandkosten, die der Käufer zuvor an Amazon überweist. Das Warenhaus versteht die Angebote als Ergänzung zum Sortiment. "Unsere Vision ist es, alles zu verkaufen, was Kunden online suchen", sagt Kleber - das hält die Klientel dann auch von der Suche auf Seiten von Rivalen ab, wie etwa Ebay.

© SZ vom 24.07.2009/ cf - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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