E-Book-Reader im Vergleich:Bibliothek für unterwegs

Elektronische Lesegeräte setzen sich langsam durch. Dies liegt auch daran, dass die dritte Generation der Geräte inzwischen viele Kinderkrankheiten abgelegt hat.

Peter Stelzel-Morawietz

Noch sieht man digitale Lesegeräte in Deutschland eher selten. Der Anteil elektronischer Bücher am gesamten Buchumsatz ist mit weniger als zwei Prozent marginal. Ganz anders entwickelt sich der Markt in den USA: Dort verkaufte E-Book-Marktführer Amazon im Sommer 2010 rund doppelt so viele elektronische wie gebundene Werke.

Themendienst Multimedia: Viele E-Book-Reader sind augenfreundlich dank elektronischer Tinte

E-Book-Reader sind fast so klein wie gelbe Reklamhefte und koennen doch eine ganze Bibliothek speichern.

(Foto: dapd)

Doch seit Herbst herrscht auch hierzulande so etwas wie Aufbruchsstimmung in der Branche. Auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin und der Frankfurter Buchmesse haben mit Thalia und Libri.de erstmals zwei Buchhändler Lesegeräte vorgestellt, die so einfach funktionieren, wie es Amazon mit dem Kindle vorgemacht hat.

Dazu gehört insbesondere, dass man die elektronischen Bücher direkt über den Reader im angeschlossenen Online-Shop kaufen und sofort lesen kann, ohne erst den Umweg über den Computer machen zu müssen.

Der Unterschied zwischen Direktkauf und dem Umweg über PC oder Mac ist wichtig, weil praktisch alle elektronischen Bücher mit einem Kopierschutz versehen sind. Sie lassen sich also nicht einfach vom Rechner aufs Lesegerät kopieren.

Vielmehr sind mit dem Signaturprogramm Adobe Digital Editions, dem Erstellen einer speziellen Identifikationsnummer und der Autorisierung des Gerätes einige Hürden zu nehmen. Wer sich mit Computern gut auskennt, kommt mit der Freischaltung der Inhalte klar, für eine breite Akzeptanz aber ist diese Technik die blanke Katastrophe.

Die dritte Generation ist da

Voraussetzung, auf dem E-Book-Reader im Buch-Shop zu stöbern und Bücher unmittelbar zu kaufen und zu laden, ist eine drahtlose Verbindung, zum Beispiel über das heimische Wlan.

Reader, die wie ein Handy über Mobilfunk online sind, erlauben die Bestellung sogar unterwegs. Diese UMTS-Unterstützung findet man allerdings noch seltener als Wlan, einige Gerätehersteller bieten die Option gegen einen Aufpreis von etwa 50 Euro.

Fast alle Lesegeräte für elektronische Bücher in der Preisklasse ab rund 150 Euro (siehe Tabelle oben) sind in den vergangenen drei Monaten neu auf den Markt gekommen, es handelt sich dabei um die zweite, zum Teil sogar um die dritte Gerätegeneration. Insbesondere die Bildschirme auf Basis elektronischer Tinte überzeugen fast durchweg.

Sie sind unter allen Lichtverhältnissen gut ablesbar, selbst in der Sonne. Man kann stundenlang lesen, ohne dass die Augen ermüden. Im direkten Vergleich bieten die Displays des Kindle sowie des Sony Reader PRS 650 den höchsten Kontrast, sie arbeiten mit einer besonderen Technik.

Die aktuellen E-Book-Reader in der Übersicht

Erfreulich sind ferner die Laufzeiten. Anders als bei Handys, Smartpads wie Apples iPad oder Notebooks verbrauchen die Bildschirme nur beim Umblättern Strom. In der Praxis schaffen die eingebauten Akkus der meisten Geräte zwischen 7000 und 20000 Seitenwechsel ohne Nachladen. Das reicht sogar Viellesern für einen mehrwöchigen Urlaub.

E-Book-Reader

Die Rahmendaten der aktuellen E-Book-Reader: Für eine Vergrößerung der Übersicht klicken Sie bitte auf die Lupe.

(Foto: SZ-Grafik)

Während sich fast alle Lesegeräte mit einem 15-Zentimeter-Graustufen-Bildschirm, einer Bauhöhe um zehn Millimeter und einem Gewicht von rund 250Gramm ähneln, unterscheidet sich ihre Bedienung erheblich. Ein Teil lässt sich per Touchscreen mit den Fingern steuern, ein zweiter mit Funktionstasten und einige Geräte verfügen über eine komplette Tastatur. Diese erleichtert Notizen und ermöglicht die schnelle Suche nach Buchtiteln im Shop.

Die verschiedenen Konzepte lassen aber keinen Schluss auf die Bedienfreundlichkeit zu. Wichtig sind die Struktur des Menüs, die Geschwindigkeit beim Umblättern und die Organisation der aufgespielten Bücher. Besonders einfach sind der OYO von Thalia sowie die Amazon- und Sony-Geräte zu handhaben.

Bei allen Vorzügen des Kindle eignet sich der Amazon-Leser derzeit kaum für den deutschen Markt. Während mehr als eine halbe Million digitaler Bücher im Kindle-Store überwiegend in englischer Sprache auf Käufer warten, gibt es praktisch keine deutschen Titel.

Kein Mangel an Lesestoff

Zudem nimmt der Kindle bisher eine Sonderstellung ein, weil Amazon auf ein anderes Format setzt als die meisten deutschen Online- Buchhändler. Während sich die deutschen Digitalwerke im ePub-Format prinzipiell auf anderen Readern darstellen lassen, muss der Kindle hier passen.

Für die übrigen Reader ist die Auswahl deutscher E-Books inzwischen beachtlich. Portale wie BooksOn, Bücher.de, Libri, Thalia, Weltbild und andere haben 50.000 bis 100.000 Titel im Angebot. Etwa zwei Drittel der Top-100-Titel lassen sich digital lesen.

An Lesestoff mangelt es also nicht, für Preise zwischen 140 und 240 Euro gibt es gute Lesegeräte. Wer E-Books einmal ausprobieren möchte, kann das mit dem Amazon-App fürs iPad, für Smartphones oder am PC und Mac tun. Die Preise für E-Books liegen in der Regel um 15 bis 20 Prozent unter denen der gedruckten Titel.

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