Neuer TV-Standard:Das bringt das neue Antennenfernsehen DVB-T2 den Zuschauern

Bald gibt es einen neuen Standard für digitales Fernsehen über Antenne. Das bedeutet: mehr Sender, besseres Bild, aber viele brauchen ein neues Zusatzgerät.

Von Helmut Martin-Jung

Fernsehen, das war einmal die einfachste Sache der Welt. Einschalten, zurücklehnen, fertig. Doch damit ist es schon länger vorbei. Noch nie war es so schwer, sich für ein Gerät zu entscheiden, und auch wenn es um den Weg geht, wie das TV-Signal in die Glotze kommt, blicken immer weniger Menschen durch - Kabel, Satellit, Antenne oder lieber gleich Internet? Und nun steht die nächste Volte bevor: Von 2017 an wird zunächst in einigen Großstadt-Regionen, bis 2019 dann im ganzen Land das bisher genutzte Verfahren DVB-T für digitales Fernsehen über Antenne abgeschaltet und durch ein neues, DVB-T2, ersetzt.

Was daran so kompliziert sein soll? Nun, alle, die schon jetzt einen externen Empfänger für digitales Antennenfernsehen haben, eine sogenannte Settopbox, können diese wegwerfen - sie kommt mit dem neuen Verfahren nicht klar und kann auch nicht umgerüstet werden. Für Fernseher, die bisher Antennenfernsehen ohne ein Zusatzgerät empfangen konnten, braucht man ein Zusatzgerät und hat somit eine zweite Fernbedienung.

Und sogar modernste Fernseher, die schon superscharfe Bilder (UHD) anzeigen können, beherrschen das neue deutsche Antennenfernsehen nicht zwingend. Denn die deutschen Verantwortlichen haben sich beim neuen Antennenfernsehen für eine andere Technik entschieden als die Nachbarländer Österreich oder Frankreich. Es geht dabei um das Verfahren, mit dem die Bilder platzsparend übertragen werden. Das System, das in Deutschland zum Einsatz kommt, ist technisch besser, aber nicht kompatibel mit dem der Nachbarn.

Also am besten gleich einen neuen Fernseher? Nicht in jedem Fall, denn manche aktuelle Fernseher können per Software-Update fit gemacht werden für den deutschen Standard - die Details kennen Händler oder Hersteller.

Nur noch HD-Sendungen - gegen Gebühr.

Ganz schön verzwickt, oder? Das ist aber noch nicht alles: Bisher sind bei DVB-T alle Sender frei empfangbar - schließlich liegen sie auch nur in ziemlich bescheidener Qualität vor, in einer Auflösung, wie sie auch schon die alten Röhrenfernseher hatten. Mit DVB-T2 wird sich das ändern, die meisten Programme werden in HD ausgestrahlt. Die Privatsender werden aber nicht, wie sie das im Kabelfernsehen und bei der Übertragung via Satellit tun, eine schlecht aufgelöste Version und eine scharfe liefern. Es wird nur noch HD-Sendungen geben - aber gegen Gebühr. Wer nach einer Probezeit von einigen Monaten kein Abo für die Privaten abschließt, bei dem bleibt der Bildschirm also bei RTL, Pro 7, SAT 1 und Co. schwarz. Nur die öffentlich-rechtlichen Sender lassen sich noch empfangen, diese aber auch in HD.

Also alles schlechter als bisher? Nicht ganz, denn die Übertragungsqualität wird gut sein - eine Zeitlang sogar besser als die bei Kabel und Satellit gebotenen Bilder. Bei DVB-T2 wird in einer Auflösung von 1920 mal 1080 Bildpunkten gesendet und zwar 50 volle Bilder pro Sekunde, im Fachchinesisch 1080p genannt. Bisher senden die öffentlich-rechtlichen Sender ihre HD-Bilder mit 1280 mal 720 Bildpunkte 50 mal pro Sekunde (720p), bei den privaten sind es 1920 mal 1080 Bildpunkte 25 mal pro Sekunde (1080i). Es kommt also das Beste aus beiden Welten zusammen: Mehr Bilder pro Sekunde sind gut für die Darstellung schnell bewegter Bilder, etwa Sport, mehr Bildpunkte bringen ein schärferes Bild.

Das liegt daran, dass der neue Standard zur platzsparenden Übertragung so effektiv arbeitet. Deshalb können bei DVB-T2 auch mehr Programme gesendet werden: an die 40 bis knapp 50 Sender werden verfügbar sein. Und die privaten Sender, die sich vor allem auf dem Land aus der teuren Übertragung via Antenne zurückgezogen hatten, werden nach bisherigem Stand der Dinge an Bord sein - sie versprechen sich Einnahmen durch ihr Gebührenmodell.

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