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Doodle zur Olympischen Charta:Google setzt Zeichen gegen Homophobie

Die Olympische Charta ist auf der Google-Startseite verlinkt, der Schriftzug in Regenbogen-Optik eingefärbt: Zum Start der Winterspiele in Sotschi erscheint ein Doodle als politisches Statement - und befeuert die Debatte um die Diskriminierung von Homosexuellen in Russland.

Von Tobias Dorfer

Immer wieder zeigt Google auf der Startseite bunte Bilder oder Animationen - und erinnert damit an besondere Menschen oder Ereignisse. Wir sagen Ihnen, was Sie zum Google-Doodle unbedingt wissen müssen. Heute zum Start der Olympischen Winterspiele in Sotschi: die Olympische Charta.

Das ist zu sehen:

Wenn Google sich dazu entscheidet, eines seiner berühmten Doodles zu zeigen, dann sind es in der Regel Persönlichkeiten der Zeitgeschichte oder besondere Ereignisse werden damit gefeiert. Politisch waren die Google Doodles so gut wie nie (mit einer Ausnahme). Jetzt ist das anders. Zum Start der Olympischen Winterspiele in Sotschi zeigt der Suchmaschinenkonzern (Regenbogen-) Flagge. Es geht um die Olympische Charta, die für Menschen "die Möglichkeit zur Ausübung von Sport ohne Diskriminierung jeglicher Art" einfordert. Die Tatsache, dass sich dies mit den Anti-Homosexuellen-Gesetzen in Russland schlecht verträgt, dient als Google als Anlass, die Startseite in den Farben des Regenbogens (die Farben der LGBT-Community) einzufärben - als politisches Statement.

Dinge, die Sie wissen müssen:

  • 90 Jahre ist die Olympische Charta alt, sie wurde nach einer Sitzung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in Rom schriftlich und systematisch fixiert. Inzwischen umfasst die Charta sechs Kapitel und 61 Artikel. Das gesamte Schriftstück kann hier (in englischer Sprache) heruntergeladen werden.
  • Die Olympische Charta ist in englischer und französischer Sprache verfasst. Wenn sich die IOC-Granden treffen, werden jedoch immer auch Übersetzungen verteilt. Wenn die Textauslegung nicht ganz eindeutig ist, gilt aber immer die französische Version. Zwei Professoren haben die Charta ins Deutsche übersetzt. Die Version ist auf der Website des Deutschen Olympischen Sportbundes zu finden.
  • Das Doodle zur Olympischen Charta ist auch in Russland zu sehen. Dort allerdings hat Google nicht den Stellenwert wie beispielsweise in Deutschland. Am häufigsten nutzen die Russen die Suchmaschine Yandex. Google hat einen Marktanteil von 25 Prozent.
  • Auszüge aus der Olympischen Charta: "Die Ausübung von Sport ist ein Menschenrecht. Jeder Mensch muss die Möglichkeit zur Ausübung von Sport ohne Diskriminierung jeglicher Art und im olympischen Geist haben; dies erfordert gegenseitiges Verstehen im Geist von Freundschaft, Solidarität und Fairplay". Und weiter: "Jede Form von Diskriminierung eines Landes oder einer Person aufgrund von Rasse, Religion, Politik, Geschlecht oder aus sonstigen Gründen ist mit der Zugehörigkeit zur Olympischen Bewegung unvereinbar." Wer sich aber für diese Werte einsetzen will, kann Ärger bekommen. Das IOC hat es Sportlern verboten, gegen die Anti-Homosexuellen-Gesetze in Russland zu demonstrieren und beruft sich auf Regel 50 der Charta. Darin heißt es: "Jede Demonstration oder politische, religiöse oder rassische Propaganda ist an den olympischen Stätten, Austragungsorten oder in anderen olympischen Bereichen untersagt."
  • Vielleicht hat sich Google auch einfach bei den Russen selbst für sein Doodle inspirieren lassen. Denn auf der offiziellen Website der Olympischen Winterspiele sind die Disziplinen extrem farbenfroh angeordnet.

Interessant für:

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Mit diesem Satz können Sie beim Mittagessen punkten:

"Jeder Verstoß gegen die Vorschriften dieses Absatzes kann die Disqualifikation und den Entzug der Akkreditierung der betroffenen Person nach sich ziehen. Die diesbezüglichen Entscheidungen der IOC-Exekutivkommission sind endgültig." (Aus der Durchführungsbestimmung zu Regel 50 der Olympischen Charta, die unter anderem Demonstrationen verbietet.)

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