Digitales Fernsehen:Die wichtigsten Fakten zum neuen Antennen-TV

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Illustration: Ilona Burgarth; SZ

Am Dienstag startet DVB-T2 im Testbetrieb. Wer den neuen Fernsehstandard in Zukunft nutzen will, muss umrüsten. Lohnt sich das?

Von Helmut Martin-Jung

Es wird eng für das Fernsehen, und das ist zur Abwechslung keine Frage von schlechtem Programm, sondern technisch gesprochen. Gemeint ist das Antennenfernsehen: Es muss Platz im Frequenz-Spektrum hergeben, weil das mobile Internet mehr Raum in den Funknetzen braucht. Dank moderner Technik kann TV über Antenne heute aber nicht nur platzsparender gesendet werden, sondern auch in besserer Qualität.

Laut Digitalisierungsbericht empfangen knapp zehn Prozent der Haushalte in Deutschland Fernsehen über Antenne. In Städten ist die Empfangsart beliebter, Berlin etwa hat zu 30 Prozent Antennen-TV. Für diese Zuschauer ändert sich mit der geplanten Einführung des neuen Übertragungsstandards DVB-T2 einiges. An diesem Dienstag startet in einigen Regionen, darunter München und Südbayern, der offizielle Probebetrieb.

Wer muss sich umstellen?

Im Moment noch niemand, zum 31. Mai wird nur ein Probebetrieb mit sechs Sendern aufgenommen: ARD, ZDF, RTL, Sat 1, Vox und Pro Sieben. Das Signal nach dem alten Standard wird parallel dazu weiter ausgestrahlt. Man kann die Programme vorläufig weiter mit dem gewohnten Dekoder sehen. Zuschauer, die TV per Internet, Kabel oder Satellit empfangen, sind ohnehin nicht betroffen, auch später nicht.

Wann geht es richtig los?

Anfang 2017 werden die ersten Regionen, darunter auch München und Südbayern, auf den neuen Standard umgestellt. In einer Übergangszeit von einigen Monaten strahlen zumindest die öffentlich-rechtlichen Sender das alte Signal noch weiter aus, dann aber ist Schluss. Bis 2019 soll die Umstellung in Deutschland abgeschlossen sein. Die privaten Sender schalten das alte Signal sofort nach der Umstellung ab, frühestens Ende März 2017. Wer dann nicht auf DVB-T2 umgerüstet hat, kann diese Programme nicht mehr über Antenne sehen.

Was braucht man für DVB-T2?

Das Fernsehgerät muss neben einer Antenne vor allem einen Empfänger für das neue DVB-T 2 haben. In neuere Geräte für den deutschen Markt ist der oft bereits eingebaut. Falls nicht: Eine kleine Empfangsbox ab zirka 50 Euro, auch Settopbox genannt, rüstet den neuen Standard nach. Jeder Fernseher braucht ein eigenes eingebautes Empfangsgerät oder eine Settopbox, die über eine eigene Fernbedienung gesteuert wird. Wer DVB-T an PC oder Laptop nutzt, braucht ebenfalls ein neues Empfangsgerät. Etwa eine Karte zum Einbau in einen PC oder ein USB-Gerät für Laptops.

Welche Antenne braucht man?

Die meisten alten Antennen - egal ob fürs Zimmer oder auf dem Dach - können weiter verwendet werden. Es kann aber sein, dass sie neu ausgerichtet werden müssen.

Ist jedes sogenannte DVB-T2-Gerät geeignet?

Nein, denn um möglichst viel der kostbaren Funkfrequenzen zu sparen, haben die Verantwortlichen in den deutschen Sendeanstalten eine Technik gewählt, mit der das ursprüngliche Signal für die Übertragung besonders stark zusammengequetscht - die Fachleute sagen: komprimiert - wird. Er heißt HEVC oder auch H.265. In einigen Nachbarländern, zum Beispiel in Österreich oder Frankreich, gibt es zwar auch hochauflösendes Fernsehen über Antenne, das verwirrender Weise auch DVB-T2 heißt. Doch es verwendet einen älteren Standard. Empfänger für den dortigen Markt funktionieren daher für das deutsche DVB-T2 nicht.

Wann sich ein Umstieg lohnt und wie viel das kostet

Wie findet man taugliche Geräte?

Um es dem Verbraucher möglichst einfach zu machen, haben die Verantwortlichen ein Logo entwickelt. Geräte, auf denen das grüne Logo mit dem Schriftzug "DVB-T2 HD" prangt, können das neue Fernsehen über Antenne empfangen. Bei der deutschen TV-Plattform gibt es zudem eine Liste kompatibler Geräte, die ständig aktualisiert wird.

Was ist mit Röhrenfernsehern?

Diese Fernseher haben nur analoge Eingänge. Um sie anzusteuern, muss die Settopbox einen entsprechenden Ausgang haben, etwa eine sogenannte Scart-Buchse, der das Signal für die alten TV-Geräte ausgibt. HD-Bilder können diese alten Geräte aber nicht anzeigen. Da die meisten Privatsender im neuen digitalen Antennenfernsehen ihre Programme nur noch in HD verbreiten, können Röhrenfernseher die Vorteile von DVB-T2 nicht richtig nutzen.

Wie viele Sender gibt es?

Bis zu 40 Sender sollen - je nach Empfangsgebiet und -qualität per DVB-T2 übertragen werden, dazu zählen alle Kanäle der öffentlichen-rechtlichen Sender, auch die Spartensender, und Programme der Sendergruppen RTL, Sat 1 und Pro Sieben. Aus dem alten DVB-T hatten sich die Privatsender allerdings in vielen Regionen nach einer Weile aus Kostengründen wieder verabschiedet.

Was kostet der Empfang?

Der Empfang der öffentlich-rechtlichen Sender ist kostenlos. Die privaten Sender dagegen sind nur im Probebetrieb und drei Monate nach dem Umschalten in der jeweiligen Region kostenlos zu empfangen. Danach muss, wer sie weiter sehen will, einen monatlichen Beitrag zahlen. Die Rede ist von einem mittleren einstelligen Betrag für alle Privaten insgesamt, also etwa fünf Euro pro Monat. Wer nicht zahlt, kann private Sender dann nicht mehr empfangen.

Lohnt sich der Umstieg?

Kabelanschlüsse kosten eine ziemliche hohe Monatsgebühr. Dagegen ist die Anschaffung eines Empfängers für DVB-T2 sehr günstig, einfach Geräte gibt es bereits für rund 50 Euro. Hinzu kommt noch die geplante Gebühr, wenn man Privatsender sehen möchte. Gut möglich, dass vor allem die Kabelanbieter die neue Konkurrenz aus dem Äther spüren werden. Wem das Angebot über DVB-T2 mit etwa 40 Sendern ausreicht, für den lohnt sich der Umstieg finanziell.

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