Die größten Technik-Flops 2011:"Vollkommen versackt"

Hewlett-Packard erlebte 2011 ein gigantisches Debakel mit dem TouchPad, das nach nur sechs Wochen wieder vom Markt verschwand. Aber auch RIM, Sony und Motorola haben sich Patzer geleistet. Die größten Technik-Fehltritte des Jahres.

Kilian Haller

Im April 2010 hatte Hewlett-Packard den Smartphone-Hersteller Palm gekauft, um sein Geschäft mit den mobilen Alleskönnern ins Rollen zu bringen. Aus der 1,2-Milliarden-Dollar-Investition resultierte 2011 unter anderem der Tablet-Computer HP Touchpad. Das allerdings wurde sechs Wochen nach seiner Einführung schon wieder vom Markt genommen.

Die größten Technik-Flops 2011: Das TouchPad von Hewlett Packard wurde nach nur sechs Wochen wieder vom Markt genommen - den Tablet-Markt dominiert weiterhin das iPad.

Das TouchPad von Hewlett Packard wurde nach nur sechs Wochen wieder vom Markt genommen - den Tablet-Markt dominiert weiterhin das iPad.

(Foto: AP)

Hintergrund war eine Umstrukturierung des Konzerns, der seinen Fokus offenbar mehr auf Cloud Computing legen möchte. Im Zuge dieser Strategie hat der Konzern im Oktober das britische Software-Unternehmen Autonomy für mehr als zehn Milliarden Dollar erworben.

WebOS: Einst teuer, nun Open Source

Nicht durchsetzen konnte sich 2011 auch das HP-Betriebssystem für Smartphones und Tablets, WebOS, obwohl es in der Technologie-Szene durchaus einen guten Ruf hat. So war es wahrscheinlich die richtige Entscheidung, den Quellcode von WebOS als Open Source an die Entwickler-Community freizugeben. Vielleicht verhilft es dem Betriebssystem doch noch zum Durchbruch, wenn künftig jeder es nutzen und weiterentwickeln darf.

Logo: Hewlett Packard webOS

Hewlett-Packards Betriebssystem WebOS ist jetzt als Open-Source verfügbar.

(Foto: Hewlett Packard)

Ein Flop war das Projekt dennoch: HP verspricht den Entwicklern zwar Unterstützung, setzt bei seinen mobilen Geräten aber vorerst auf das Microsoft-Betriebssystem Windows 8.

Überhaupt war 2011 nicht das Jahr von Hewlett-Packard. Der ehemalige SAP-Mann Léo Apotheker hatte im November 2010 die Geschicke des PC-Riesen in die Hände genommen und den radikalen Reformkurs begonnen. Apotheker musste im September dieses Jahres dann schon wieder gehen - die HP-Aktie war in seiner Amtszeit um 45 Prozent gefallen.

Blackberry-Hersteller versagt mit Tablet

Blackberry Playbook

Auch RIMs Tablet-PC wurde zum Misserfolg. Nach Medienberichten liegen Millionen unverkaufter Playbooks in Lagerhallen.

(Foto: Research In Motion)

Auch der Smartphone-Hersteller Research In Motion (RIM) leistete sich 2011 Flops - und zwar gleich mehrere. Das Unternehmen, die vergangenen Jahre sehr erfolgreich mit seinen Blackberry-Geräten, wollte in diesem Jahr auch auf dem Tablet-Markt angreifen. Das Playbook kam Mitte April auf den US-Markt, fand Medien-Berichten zufolge aber kaum Absatz: Nach 500.000 Auslieferungen im ersten Quartal wurden im zweiten nur noch 250.000 Playbooks geordert - ein Debakel, das die Firma Millionen kostete.

Auch ein deutlicher Preisnachlass konnte das Geschäft nicht ankurbeln - das dritte Quartal markierte mit 150.000 verkauften PlayBooks den Tiefpunkt. So soll RIM Schätzungen zufolge derzeit auf fünf Millionen unverkauften PlayBooks sitzen.

"Wie jemand, der besoffen ist und es nicht zugeben will"

Messenger des BlackBerry

Die anderen Blackberry-Geräte halten sich am Markt - trotz eines schweren Lapsus: Drei Tage lang konnten Millionen User ihr Telefon nur stark eingeschränkt nutzen.

(Foto: dapd)

Anfang Oktober leistet sich Research In Motion auch in seiner Paradedisziplin, dem Smartphone-Geschäft, einen schweren Lapsus: Drei Tage lang konnten Millionen Blackberry-User weder Kurznachrichten noch E-Mails verschicken. "Wie jemand, der besoffen ist und es nicht zugeben will", kommentierte das Tech-Magazin The Register, "RIM erzählt uns immer wieder, es sei alles in Ordnung, bevor es ein wenig zu taumeln beginnt und schließlich, gar nicht mehr ansprechbar, vollkommen versackt."

mobiles leben 31.10.2011

Windows Phone 7 gibt es für verschiedene Smartphones - hier ein Lumia von Nokia.

Windows Phone nur 1,5 Prozent Marktanteil

Während die Smartphones mit RIM-Software zuletzt immerhin noch einen Marktanteil von elf Prozent hatten, ist Microsoft mit seinem Betriebssystem noch nicht der Durchbruch gelungen.

Das in Tests durchaus gelobte Windows Phone 7 und sein Vorgänger liegen bei 1,5 Prozent, wie das Marktforschungsinstitut Gartner ermittelt hat. Wohl auch deswegen wurde Anfang Dezember der Chef der Windows-Phone-Sparte, Andy Lees, abgelöst.

Motorola Xoom

Vom Xoom-Tablet verkaufte Motorola im ersten Quartal angeblich nur 100.000 Exemplare. Zum Vergleich: Das erste iPad ging laut Apple allein in den ersten vier Wochen eine Million Mal über die Ladentheke.

(Foto: dpa)

Motorola wird das Xoom nicht los

Wie schwer es selbst für etablierte Hersteller ist, am Markt für Tablet-PCs Fuß zu fassen, musste auch Motorola mit seinem Xoom erfahren. Im April berichtete die Seite Businessinsider.com unter Berufung auf Analysten der Deutschen Bank, dass Motorola erst 100.000 Exemplare verkauft hatte - und das, obwohl das Gerät bereits im Januar auf dem Markt kam. Seit November ist Nachfolger Xoom 2 erhältlich.

Das iPad hat nach wie vor die dominante Stellung am Markt: Nach aktuellen Studien läuft auf mehr als sechzig Prozent aller Tablet-Computer das Apple-Betriebssystem iOS - bis September 2011 hat Apple nach eigenen Angaben fast 40 Millionen iPads verkauft.

Flip UltraHD Schwarz 3 von Cisco

Flip UltraHD in Schwarz - Cisco hat die Sparte mit den Pocket-Camcordern mittlerweile eingestampft.

(Foto: Flip Video)

Vom Flip zum Flop

Sony Playstation

Sony-Chef Kazuo Hirai verneigt sich bei einer Pressekonferenz in Tokio. Dort musste er zugeben, dass die persönlichen Daten von 77 Millionen Sony-Kunden gestohlen worden sein könnten.

(Foto: Bloomberg)

Smartphones und Tablet-PCs haben aber auch eine ganze Reihe anderer Geräte unnötig gemacht. 2009 zahlte Cisco 590 Millionen Dollar, um das erfolgreiche Start-up Pure Digital zu erwerben, das den Mini-Camcorder Flip entwickelt und damit in kürzester Zeit die Marktführerschaft erlangt hatte. Doch Flip konnte sich nie gegen die mobilen Alleskönner durchsetzen - im April 2011 beschloss Cisco das Aus für die Flip-Produkte.

Hacker gegen Sony

Sony hatte dagegen mit anderen Problemen zu kämpfen: Der japanische Konzern musste sein Spielernetzwerk Playstation Network nach Hackerangriffen im März abschalten. Die Gruppe Anonymous bekannte sich anschließend zu der Aktion, bei der auch Kundendaten von den Servern kopiert und veröffentlicht wurden. Sony hatte die Daten unverschlüsselt gespeichert.

Im Lauf des Jahres wurde der Konzern mehrfach Ziel weiterer Angriffe. So wurden auch im Juni und im Oktober 2011 sensible Daten wie Kreditkarteninformationen gestohlen.

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