Datensicherheit:"Verschlüsseln ist das Beste"

Wann immer jemand ins Internet geht, hinterlässt er Spuren. Experte Hermann Maurer sagt, die Sorge um unsere privaten Daten ist berechtigt.

Helmut Martin-Jung

SZ: Immer mehr Firmen sammeln immer mehr Informationen über uns. Müssen wir uns um unsere Daten Sorgen machen?

Hermann Maurer

Hermann Maurer ist Professor an der Technischen Universität Graz, Österreich, und leitet das Institut für Informationssysteme und Computer-Medien.

(Foto: Foto: oh)

Hermann Maurer: Ja, jeder Menschen hat Dinge, von denen er nicht will, dass sie an die Öffentlichkeit kommen. Aber was noch schlimmer ist: Wenn viele Daten gesammelt werden, erhält man mit Data-Mining, also der Auswertung der Daten, Trends. Da lässt sich dann zum Beispiel die Entwicklung von Grundstückspreisen einer Region vorhersagen. Gegen große Data-Mining-Firmen hat der normale Anleger keine Chance mehr.

SZ: Was habe ich als Privatmensch zu fürchten?

Maurer: Die großen Datensammler können Profile von Menschen erstellen und verkaufen. Vor denen habe ich schon Angst. Es gibt Gerüchte, dass eine Regierung bereits solche Daten einzelner unliebsamer Personen für viel Geld eingekauft hat.

SZ: Wie bewerten Sie die neue Art von Firmen, Profile aus dem Datenstrom von Internet-Nutzern zu gewinnen?

Maurer: Wenn es anonymisiert stattfindet, geht es noch. Falls nicht, ist es sehr gefährlich, weil der gesamte Datenverkehr abgehört werden kann.

SZ: Wie kann man sich als Einzelner gegen die Datensammelwut wehren?

Maurer: Am besten wäre es, sämtlichen Verkehr im Internet nur noch verschlüsselt abzuwickeln. Ich verstehe zum Beispiel nicht, wieso nahezu alle Welt E-Mails völlig offen versendet, obwohl das leicht abgeschöpft werden kann.

SZ: Aber Nutzerprofile bieten doch auch viel Komfort.

Maurer: Ich bin nicht grundsätzlich gegen Nutzerprofile, aber sie sollten bei unabhängigen Stellen liegen, nicht bei wenigen Firmen. Und von solchen Stellen sollte es viele geben, vor allem solche, denen man vertrauen kann, bei einer Verbraucherzentrale zum Beispiel.

SZ: Die gibt es aber noch nicht.

Maurer: Es bleibt die Möglichkeit, über Anonymisierungsserver ins Internet zu gehen, dabei büßt man aber auch als Benutzer viel Qualität ein...

SZ: ...weil die Verbindung langsamer wird und man von keiner Webseite mehr erkannt wird. Was sollte der Gesetzgeber tun?

Maurer: Es sollte wenigstens minimale Gesetze geben, die das Datensammeln regeln. Gegen ausländische Firmen, die nicht nationalen Gesetzen unterliegen, könnten sogenannte Gateways helfen, die zwischengeschaltet werden und nur soviel Information weitergeben, wie das jeweilige Landesrecht erlaubt.

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