Datenroaming in Europa:50 Cent pro Megabyte

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Mobiles Surfen im europäischen Ausland war bislang teuer. Nun will die EU einschreiten - bis zu verbraucherfreundlichen Preisen ist es allerdings noch ein weiter Weg.

Wer sich bislang im Ausland mit seinem Smartphone ins Internet einbuchte, bekam schnell ein Problem: Preise von zwei bis fünf Euro pro Megabyte verlangten die heimischen Mobilfunkbetreiber für den Surfspaß im EU-Ausland - was entweder hohe Rechnungen oder einen Verzicht auf das mobile Vergnügen nach sich zog.

Smartphone-Nutzung im Ausland: Kein preiswertes Vergnügen. (Foto: dpa-tmn)

EU-Kommissarin Neelie Kroes sind solche Preise ein Dorn im Auge - doch ihre Politik war bislang eher von Zurückhaltung geprägt. Seit dem vergangenen Jahr dürfen die Mobilfunkanbieter untereinander nur noch 80 Cent für eine Datenmenge von einem Megabyte berechnen, der Endkundenpreis bleibt unreguliert. Da dies aber nicht zu den erhofften Preissenkungen für die Kunden führte, will die Niederländerin nun nochmals nachlegen.

Wie die Financial Times Deutschland (FTD) unter Berufung auf EU-Kreise berichtet, wird es ab 2012 deshalb erstmals direkte Preisobergrenzen geben. So sollen Netzbetreiber ab Sommer nächsten Jahres maximal 90 Cent, ab 2014 nur noch 50 Cent von ihren Kunden verlangen können.

Derzeit liegt der Preis im EU-Schnitt bei 2,50 Euro, die tatsächlichen Übermittlungskosten sollen sich nach Angaben der Europäischen Kommission zwischen 40 und 50 Cent bewegen, dürften aber durch den mobilen Netzausbau deutlich fallen.

Auch die Mobilfunkanbieter merken offenbar langsam, dass bei solch hohen Preisen kein Markt für das mobile Internet im Ausland entsteht. Im Sommer senken sie deshalb die Tarife: Telekom-Kunden zahlen in anderen EU-Ländern für 10 Megabyte pro Tag 1,95 Euro. 50 Megabyte kosten 4,95 Euro, ein Pauschaltarif für eine Woche wird mit 14,95 Euro berechnet. Telefónica O2 verlangt für 11 Megabyte 5,12 Euro - bislang wurden hierfür 55 Euro fällig.

Hoffnung auf Billiganbieter

Bei den Datenmengen, die alleine der Besuch einer regulären Webseite verbraucht, dürfte bei Preisen von 50 Cent pro Megabyte allerdings kaum ein Markt entstehen. Im EU-Entwurf soll deshalb laut FTD festgelegt werden, dass Netzbetreiber Roaming-Kontingente an Mobilfunkanbieter ohne Netz weitergeben. Ähnliches passiert bereits im Inland - in Deutschland können so Aldi oder Tschibo eigene preiswerte Handytarife anbieten. EU-Bürger sollen zudem separate Roaming-Verträge im Ausland abschließen können.

Auch bei den Kosten für Mobiltelefonate im Ausland sieht Kroes offenbar Nachbesserungsbedarf: In mehreren Stufen sollen hier die Preise für den Endkunden nochmals gesenkt werden, im Jahre 2014 bis auf 24 Cent. Derzeit können die Anbieter höchstens 39 Cent verlangen. Der Preis für angenommene Anrufe sinkt nach FTD-Angaben von 15 auf 10 Cent, der für eine SMS im kommenden Jahr von 11 auf 10 Cent.

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