Süddeutsche Zeitung

Datenmissbrauch-Skandal:Cambridge Analytica suspendiert CEO Alexander Nix

  • In verdeckten Aufnahmen hatte Nix von Erpressungen und Sexskandalen gesprochen, um für seine Auftraggeber gegen politische Gegner vorzugehen.
  • Als Reaktion auf die Enthüllungen hat das Unternehmen Nix nun suspendiert und sich von seinen Äußerungen distanziert.
  • Der Vorstand kündigte zudem eine "vollumfängliche, unabhängige Ermittlung" an.

Nach den umstrittenen Äußerungen von Nix über politische Einflussmöglichkeiten, hat die britische Firma Cambridge Analytica den Geschäftsführer suspendiert. Er werde bis zu einer "vollumfänglichen, unabhängigen Ermittlung" mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben entbunden. Seine Aussagen würden "nicht die Werte oder Tätigkeiten der Firma repräsentieren".

Die Analyse-Firma war am Dienstag weiter unter Druck geraten, nachdem der britische Sender Channel 4 Ergebnisse seiner Recherche zu dem Unternehmen veröffentlicht hatte. Ein Reporter des Senders sowie der Zeitung Observer hatte sich bei Nix für einen potenziellen reichen Kunden ausgegeben, der mit seiner Hilfe politischen Einfluss gewinnen wollte. Bereits seit Langem rühmt sich die Firma damit, durch öffentlich zugängliche Daten, etwa aus sozialen Netzwerken, Wahlen gezielt beeinflussen zu können. Cambridge Analytica (CA) soll so auch Donald Trump bei seinem Präsidentschaftswahlkampf 2016 geholfen haben.

In den heimlich gefilmten Aufnahmen spricht Nix zudem von weiteren Taktiken, um gegen die politischen Gegner seiner Auftraggeber vorzugehen: "Wir sprechen mit den Amtsträgern und machen ihnen ein Angebot, das zu gut ist, um wahr zu sein. Und wir stellen sicher, dass es ein Video davon gibt. Diese Taktik ist sehr effektiv, weil man sofort Videobeweise für Korruption hat." Man könne auch Sexskandale inszenieren, so Nix weiter. Das alles seien "nur Beispiele für das, was man tun kann, was auch schon getan worden ist". Nach Ausstrahlung der Reportage beantragte die Leiterin der britischen Datenaufsichtsbehörde, Elizabeth Denham, einen Durchsuchungsbefehl für die Londoner CA-Büros.

Gleichzeitig steht auch Facebook durch die Enthüllungen im Fokus. Über die soziale Plattform soll Cambridge Analytica Daten von über 50 Millionen Nutzern gesammelt haben, um so zielgenau Wahlwerbung zu positionieren. Nun ermitteln die britische Datenschutzbehörde und die US-Handelsbehörde FTC gegen die Betreiber des sozialen Netzwerkes. Geprüft werden soll unter anderem, ob Facebook seine Nutzer zu spät über das Datenleck informiert hatte.

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SZ.de/dpa/afp/ankl/stein
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