Daten richtig löschen:Wie Sie Tabula rasa auf dem Handy machen

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Illustration: Lisa Bucher (Foto: SZ)

Auf vielen gebrauchten Computern oder Handys schlummern die Daten der Besitzer, weil die den Speicher nicht richtig gelöscht haben. Wie entfernt man sie richtig? Ein Ratgeber.

Von Helmut Martin-Jung

Den Computer verkaufen, das Handy? Warum nicht, das ist ein Beitrag für die Anschaffung des Neuen. Doch was ist mit den Daten, die einmal auf den Geräten waren und nicht in fremde Hände geraten sollen. Also müssen die Platten und Speicher gelöscht werden. Ist beim Computer ja ganz einfach: Im Explorer auswählen, was verschwinden soll, auf die Entfernen-Taste drücken, einmal bestätigen ("Wollen Sie wirklich . .?") - fertig.

Fertig? Von wegen! Dass der Papierkorb keine Sicherheit bietet, wenn Dateien auf dem Computer tatsächlich spurlos verschwinden sollen, das hat sich inzwischen zwar einigermaßen herumgesprochen. Aber dass auch das Formatieren der Festplatte oder das Zurücksetzen auf die Werkseinstellungen keineswegs Tabula rasa macht, das ist vielen dann doch noch immer nicht geläufig. Als Experten der Firma Avast 2014 bei Ebay 20 gebrauchte Smartphones kauften, fanden sie darauf mehr als 40 000 Fotos, darunter eine ganze Menge, die ganz bestimmt nicht zur Veröffentlichung gedacht waren. Mit den immer weiter verbreiteten Speichern aus Silizium-Bausteinen, wie sie in den besonders schmalen Laptops und in Handys stecken, ist es noch etwas schwieriger. Wie also löscht man Festplatten und Handy-Speicher wirklich sicher? Ein kleiner Ratgeber.

PC und Laptop

Die schlechte Nachricht zuerst: Ganz ohne ein bisschen Arbeit geht es nicht, es sei denn, man riskiert, dass der neue Besitzer des alten Computers ein findiges Kerlchen ist und weiß, wie man an die Daten kommt, die auf Festplatten schlummern. Sie schlummern deshalb, weil die Betriebssysteme Dateien auch beim angeblich endgültigen Löschen nicht vom Speichermedium radieren, sondern nur den Platz, den sie einnehmen, als frei zum Überschreiben markieren. Auch durch Formatieren werden die Daten nicht gelöscht, sondern sind mit Spezialprogrammen leicht wiederherstellbar. Und zwar so lange, bis sie mit neuen Daten überschrieben werden.

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Genau das leisten sogenannte Eraser-Programme. Sie überschreiben alle als frei gekennzeichneten Bereiche auf Festplatten, auf Wunsch auch mehrmals. Sie haben aber einen Nachteil: Auf vielen Festplatten gibt es Bereiche, auf die der Nutzer gar nicht so ohne Weiteres zugreifen kann. Und die schnellen SSD-Festplatten verwenden ein Verfahren, bei dem defekte Bereiche für den Nutzer ausgeblendet werden.

In diesen sogenannten "retired blocks", die zu einer "reserved area" zusammengefasst werden, kann sich bis zu ein Megabyte an intakten Daten finden - mehr als genug für sensible Informationen wie etwa Kreditkartennummern.

Die Experten des Datenrettungsunternehmens Kroll Ontrack empfehlen daher, die Datenträger bereits vor der ersten Verwendung zu verschlüsseln. Soll eine Festplatte dann weiterverkauft oder entsorgt werden, muss lediglich der Schlüssel entfernt werden, die Daten bleiben unlesbar.

Manche Hersteller von Datenträgern bieten auch eine Löschfunktion an ("enhanced secure erase"), die aber nicht bei jedem Hersteller und bei jedem Modell hundertprozentig funktioniert, wie man bei Kroll aus Erfahrung weiß.

Smartphones und Tablets

Smartphones werden gerne als das persönlichste aller elektronischen Geräte bezeichnet - zu Recht. Wem wäre es schon egal, wenn irgendjemand Chatprotokolle auf Whatsapp oder Facebook, Fotos, das Adressbuch und viele andere Daten einsehen könnte? Handys haben zwar eine Funktion, bei der alle Daten gelöscht werden sollen, meist als "Zurücksetzen" bezeichnet. Doch tatsächlich ist es wie bei Computern auch: Mit geeigneten Werkzeugen kann man viele der scheinbar gelöschten Daten wiederherstellen - auch nach dem angeblich sicheren Löschprozess bleiben oft viele Daten auf den Geräten zurück. Um das zu verhindern, bieten sich mehrere Möglichkeiten an.

Unter Android lassen sich die Daten im Speicher verschlüsseln. Dies kann man nutzen, um eventuell zurückgebliebene Dateireste unleserlich zu machen. Dazu sollte die Verschlüsselung aber am besten von Anfang an eingeschaltet sein. Reste von Dateien können ohne den Schlüssel nicht mehr gelesen werden.

Zweite Möglichkeit: Nach dem Zurücksetzen die Kamera einschalten, mit der Kamera nach unten auf den Tisch legen und einen Film aufnehmen, bis der Speicher voll ist. So werden alle Dateireste - bis auf die "reserved areas" - überschrieben. Da die Betriebssysteme von Handys und Tablets meist dieselben sind (Android und iOS), gelten die Tipps auch für Tablets.

Übrigens: Wer die Daten seines Smartphones oder Tablets auf das neue übertragen möchte, sollte vorher natürlich tunlichst eine Sicherungskopie davon ziehen. Denn wenn richtig gelöscht wurde, dann sind die Daten auch wirklich weg - nicht einmal professionelle Datenretter können dann noch etwas ausrichten. In der Regel bieten die Hersteller der Geräte entsprechende Programme zum Sichern der Dateien an, bei Samsung zum Beispiel ist das die Software Kies.

Speicherkarten und Sticks

Speicherkarten, die man zum Beispiel in Digitalkameras oder Smartphones verwendet, oder USB-Sticks sind technisch dem Speicher verwandt, der fest in Smartphones verbaut ist. Auch hier gilt also: Einfaches Löschen oder Formatieren hilft nicht, die Karten müssen sicher überschrieben werden. Ansonsten riskiert man, dass jemand auf die Daten, etwa Fotos, zugreifen kann. Auch hier bieten sich Löschprogramme an.

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Festplatten entsorgen

Soll eine herkömmliche Festplatte mit rotierenden Speicherscheiben nicht mehr wiederverwendet werden, ist nicht so viel Mühe mit Löschprogrammen nötig - es reicht, ein paar Mal kräftig mit einem Hammer draufzuschlagen. Sobald die hochempfindlichen Scheiben verformt oder gebrochen sind (manche sind aus Glas), sind die Daten darauf verloren. Das demolierte Bauteil gehört aber nicht in den Hausmüll, sondern in den Elektronikschrott.

© SZ vom 04.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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