Das neue iPad:Ich brauch's nicht. Es ist mir zu teuer. Wirklich!

Seit heute steht das neue iPad in den Apple-Stores. Ja, es hat ein hübsches Display, aber für die Retina-Auflösung gibt es nur eine handvoll Apps. Zudem kostet mich ein Upgrade vom iPad 2 satte 200 Euro. Das mache ich nicht mit, ich warte lieber auf das "really new iPad".

Thorsten Riedl

Mein Kaufverhalten in Punkto Gadgets ist höchst irrational. Sonst bin ich Sparfuchs, Schnäppchenjäger, Systembeater - wie die Werbefachleute sagen. Aber wenn ein technisches Gerät fein aussieht, gut anzufassen ist, sich einfach bedienen lässt, ja, wenn es nur hübsch blinkt oder eine ausgefallene Funktion hat, schaltet der rationale Teil meines Hirns auf Standby. Will haben!

Und trotzdem werde ich an diesem Freitag Morgen zum Verkaufsstart nicht in der Schlange vor einen Apple-Store stehen, um mir ein "neues iPad" zuweisen zu lassen (oder heißt es jetzt einfach nur "iPad"? Auf jeden Fall nicht "iPad 3" oder "iPad HD". So viel scheint klar).

Ich brauch's nicht, ich will's nicht. Es ist mir zu teuer. Wirklich.

Oder um die irrationale Komponente meines Verhaltens noch einmal herauszustreichen: Das iPad 2 wäre eines der letzten Gadgets, das ich rausrücken würde. Eines der fünf Handys? Ok. Einen der drei Mediaplayer? Eine der ungezählten externen Festplatten? Geht klar. Von mir aus sogar mein Notebook, wobei ich gerade "nur" eines habe (in der Familie aber drei, Glück gehabt).

Aber mein iPad? Niemals.

Dabei habe ich mir damals im Frühsommer 2010 die erste Version des Tabletcomputers bewusst online bestellt, weil ich mir sicher war, ich würde das iPad wieder zurückgeben. Das Ende vom Lied: Ich habe es behalten, mein iPhone verkauft, weil mir der Bildschirm des Handys plötzlich zu klein geworden ist. Das iPad wurde zum treuen Begleiter. Lesen, Spielen, Filme schauen, auch Musik hören, und wieder Lesen, Schmökern, Blättern, Informieren - ich will es nicht mehr missen.

Nach Vorstellung des iPad 2 im März 2011 war mir - eigentlich- völlig klar, dass ich das nicht brauchte, hatte ja noch das Einser. Bisschen dünner, bisschen leichter, ein wenig schneller, mehr Speicher - und dafür dann 200 Euro mehr ausgeben? Niemals.

Drei Monate später, im Sommer 2011 war es dann so weit. Genau jene 200 Euro hat mich der Umtausch gekostet. Mein altes iPad hatte in der Stunde des Erscheinens des neuen iPad 100 Euro an Wert verloren. Um diesen Betrag hatte Apple den Preis für die alten Geräte reduziert. Weitere 100 Euro gingen drauf für die "Abnutzung" nach eineinviertel Jahren.

Und jetzt wieder das gleiche Spiel? Niemals.

Um 100 Euro ist das iPad 2 billiger geworden. Gute 100 Euro Wertverlust müsste ich wieder für die wenigen Monate einrechnen, die ich es hatte. Also würde mich das Upgrade erneut 200 Euro kosten.

Wofür das Alles? Ein hübsches Display. Okay, da scheinen sich ja alle einig zu sein, die das iPad schon testen konnten (ich gehöre nicht zum illustren Kreis). Dafür aber wieder mehr Gewicht, wo ich doch gerade die neue Leichtigkeit des iPad 2 so genossen habe .

Außerdem gibt es im Moment ohnehin nur eine Handvoll Apps, die sich mit Retina-Auflösung bewundern lassen. Und wenn die hochauflösenden Apps erstmal erscheinen, dann muss wahrscheinlich ein iPad mit 64 Gigabyte her, weil die Anwendungen natürlich deutlich mehr Speicher belegen. Also ein weiterer Hunderter für das Upgrade.

Nein, wirklich, dieses Mal mache ich nicht mit. Ich warte auf das iPad 4 - oder das "really new iPad", oder was immer sich die Marketingjungs von Apple dann wieder einfallen lassen.

New-York-Times-Tester David Pogue hat schon Recht: Apple hätte das aktuelle iPad mal besser iPad 2s nennen sollen. So gut wie das iPad 2 - nur ein kleines bisschen mehr. So wie beim Schritt vom iPhone 4 zum iPhone 4s.

Der Wechsel vom iPad 2 zum Vierer, also zum "really new", der wird sich wieder lohnen. Ganz sicher. Bis zum Frühjahr 2013 kann ich warten, dann wird es ja zu haben sein beim aktuellen, jährlichen Update-Zyklus von Apple.

Dieses iPad ohne mich. Wirklich.

Schaun wir mal, wie lange es dauert, bis mein Hirn mich dieses Mal austrickst ...

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