Computerspiele:Schöner ballern im Verein

Wenn Computerspieler auf Vereinsmeier trifft: In Köln öffnete das erste E-Sport-Vereinsheim seine Türen. Oberbürgermeister Schramma feierte kräftig mit.

Meike Strüber

Schulversager, Nerds und pickelige Jungs, die keine Freunde haben - so stellen sich viele den typischen Computerspieler vor. Der E-Sport, also der Gaming-Wettkampf im Mehrspielermodus, fristet in Zeiten von Killerspiel-Debatten ein Schattendasein im Zwielicht der Öffentlichkeit. Durch das weltweit erste Vereinsheim für E-Sportler soll sich das nun ändern: Die neue Trainingsstätte des E-Sport-Klubs nfaculty e.V. in Köln-Mülheim, die am Mittrwoch eröffnet wurde, soll nicht nur ein Tummel- und Daddelplatz für Computerfreaks sein, sondern den E-Sport der Öffentlichkeit zugänglich machen und mit Vorurteilen aufräumen.

Computerspiele: Sieht aus wie der Informatik-Raum in der Schule, ist aber das Vereinsheim Kölner eSportler,

Sieht aus wie der Informatik-Raum in der Schule, ist aber das Vereinsheim Kölner eSportler,

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"Viele Menschen haben ein negatives Bild von Computerspielern, weil sie einfach nichts darüber wissen", sagte der nordrhein-westfälische Medienminister Andreas Krautscheid (CDU) bei der Eröffnung. Diese Skepsis soll das öffentlich zugängliche Vereinshaus den Menschen nehmen.

Aufklärung von Eltern und Lehrern

Neben Spiel-Wettkämpfen für Mitglieder sind in den Räumen der E-Sportstätte deshalb regelmäßig Seminare und Schulungen rund um das Thema Computerspiele geplant, die vor allem zur Aufklärung von Eltern und Lehrern gedacht sind.

"Computerspiele werden immer beliebter, aber viele können den Umgang damit nicht richtig einschätzen und schlittern in die soziale Isolation oder Spielsucht", sagte Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU), der kurz vor seiner Abreise zu den Olympischen Spielen in Peking das Vereinsheim feierlich eröffnete. "Und wer weiß, ob wir hier nicht in zehn Jahren die Welt zu Gast zur E-Sport-Olympiade haben werden."

Die E-Sport-Vereine werden sich traditionellen Sportklubs immer weiter annähren, ist er überzeugt. "Manche Länder haben das bereits erkannt, jetzt hat auch der Game-Standort Köln mal wieder die Nase vorn", so Schramma.

Schöner ballern im Verein

Ohne die Unterstützung des Oberbürgermeisters und zahlreicher Sponsoren wäre die Verwirklichung des Vereinsheims kaum möglich gewesen, wie der Erste Vorsitzende Frank Pinter betonte. Dank großzügiger Spenden diverser Computerfirmen stehen den Spielern zwanzig Rechner zur Verfügung, auf denen sie aus insgesamt zwanzig Spielen wählen können. Dazu gehören Trackmania Nations und Fifa genauso wie Warcraft 3, Age of Empire und Counter Strike.

"Wir sind selbst totale Vereinsmeier im klassischen Sportbereich und wollen Jugendliche dazu bringen, im Klubleben persönlich Verantwortung zu übernehmen, statt nur virtuell zu spielen", sagt Carsten Kunde vom Vorstand. Die leicht abgestandene Bezeichnung Vereinsheim wählte das nfaculty-Team deshalb ganz bewusst.

Vergilbte Gardinen, staubige Pokal-Vitrinen mit Wimpeln und piefige PVC-Böden in typischer Vereinsheim-Manier sucht man im E-Sport-Haus jedoch vergeblich. Jenseits des klassischen Sportheim-Ambiente in Eiche rustikal, ähnelt die 200 Quadratmeter umfassende Sportstätte eher dem akkuraten Foyer einer Bank. Bequeme Sitzecken gehören genauso zum Interieur wie ein Schlafraum - falls es mal später wird.

Carsten und Sven, beide Mitglieder, nutzen den neuen eSportler-Treffpunkt gern. "Wenn E-Sport bekannter wird, können die Leute sehen, dass wir Spieler keine unkommunikativen Nerds sind", meint Sven. Carsten ist schon einmal für ein E-Sport-Turnier nach Neuseeland gefahren - und hat sich den ersten Platz beim New Zealand National Championship gesichert. Im Vereinsheim will er sich nun professionell auf weitere Turniere vorbereiten.

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