Computerspiele:Ballern für Gott

Missionieren war schon häufig ein blutiges Geschäft. Jetzt setzen evangelikale Kirchen in den USA Microsofts Ego-Shooter Halo 3 zur Bekehrung von Jugendlichen ein.

Halo 3 ist für Microsoft ein Riesenerfolg: Über 300 Millionen Dollar Umsatz hat der Konzern mit dem Ego-Shooter gemacht, der in den USA erst ab 17 freigegeben ist und in Deutschland wegen der Gewaltdarstellung keine Jugendfreigabe bekommen hat. Bei Halo 3 kämpft der Spieler gegen Außerirdische, die die Erde aus religiösen Gründen vernichten wollen.

Jetzt versuchen evangelikale Kirchen in den USA, den Shooter mit dem religiös-apokalyptischem Szenario für die Missionierung von Jugendlichen zu nutzen, berichtet die New York Times. Sie zitiert David Drexler, den Jugendbeauftragten der Country Bible Church in Minnesota: "Der Einsatz von Halo, war das Effektivste, was wir bislang gemacht haben. Wir mussten etwas finden, das die Kids interessiert und das nichts mit Alkohol, Drogen oder vorehelichem Sex zu tun hat."

Seine Kirche plant jetzt, die Anzahl der eigenen TV-Geräte zu verachtfachen, damit 32 Spieler gleichzeitig gegeneinander antreten können.

Gregg Barbour, der Jugendpfarrer der Colorado Community Church, schrieb sogar einen Brief and die Eltern, um sie vom Shooter zu überzeugen, und bemühte dazu das Bild des Menschenfischens: "Die Jugendlichen sind unsere Fische. Deshalb sind wir kreativ darin, unsere Haken mit den richtigen Ködern auszustatten."

Doch in der christlichen Community regt sich auch Widerstand. Daniel R. Heimbach, Professor für christliche Ethik an einem Baptisten-Seminar, ist der Ansicht, dass Christen Halo ablehnen sollten, da es "die Lust am Töten weckt".

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