Süddeutsche Zeitung

Computerspiel "Dark Souls 2":Tausend Tode

Wenig Zuckerbrot, viel Peitsche: "Dark Souls 2" heißt der neue Ableger der Action-Rollenspielreihe, die ihre Spieler vor schier unlösbare Aufgaben stellt und Fehler unnachgiebig bestraft. Trotzdem wartet eine gewaltige Fangemeinde auf diese Fortsetzung - zu Recht?

Von Matthias Huber

Worum geht es in Dark Souls 2?

Um tausend Tode. "You will die. A lot.", hieß es einst in der Werbung zum Vorgänger, und für die allermeisten Spieler trifft auch genau das zu. Die Dark-Souls-Reihe und ihr Quasi-Vorgänger Demon's Souls rühmen sich damit, zu den schwersten Spielen auf dem (Massen-)Markt zu gehören. Vergleichbar kompromisslosen Anspruch findet man sonst nur im Independent-Bereich - oder, wenn man die alten Spielkonsolen aus den 90er Jahren aus dem Keller holt. Der Spieler schlüpft in die Rolle eines Kämpfers oder Zauberers, der sich durch das verfluchte, verfallene Fantasy-Königreich Drangleic kämpft. Die Bewohner sind verzweifelt und selbst dem Untod nahe - kaum mehr als Hüllen für ihr wertvollstes Gut: ihre Seelen. Diese Seelen sind die wichtigste Währung in den Spielen der Souls-Reihe. Jeder Gegner - vom wackligen Zombie bis zum furchteinflößenden Drachen - hinterlässt dem siegreichen Spieler eine bestimmte Zahl von Seelen. Mit denen kann dieser bessere Ausrüstung, neue Kampffähigkeiten oder Zaubersprüche kaufen. Die Seelen verliert er jedes Mal wieder, wenn er einen der tausend Tode von Dark Souls 2 stirbt.

Was sieht vielversprechend aus?

Demon's Souls war 2009 ein Überraschungshit von Dark-Souls-Entwickler From Software, der zuerst nur in Japan und exklusiv für die Playstation 3 erschien. Monate später kamen amerikanische und europäische Versionen auf den Markt - weil so viele Kunden das Spiel selbst aus Fernost importiert hatten. Sie waren zu Recht begeistert: Von Anfang an zeichnete sich die Reihe dadurch aus, dass der Spieler von ihrem knackigen Schwierigkeitsgrad klar profitiert. So groß und häufig die frustrierenden Momente auch sind: Sie schaffen Raum für das euphorische Glücksgefühl, wenn der entscheidende Schwertstreich endlich den übermächtigen Gegner trifft. Dark Souls 2 weicht vom bewährten Spielkonzept seiner Vorgänger nur in Details ab und scheint die sorgfältig ausbalancierte Lernkurve des komplexen Action-Rollenspiels noch verfeinert zu haben.

Warum sollte man trotzdem skeptisch sein?

Einerseits sind es genau diese Änderungen, die - so befürchteten Fans schon vorab - womöglich das Spiel einfacher machen. Für Veteranen der Souls-Reihe ein Sakrileg. So ist es in Dark Souls 2 beispielsweise möglich, reibungslos zwischen den Lagerfeuern hin und her zu reisen, an denen der Spielfortschritt gespeichert wird. So kann er vermeiden, sich wieder und wieder durch Zombiescharen, dunkle Ritter und garstige Monster kämpfen zu müssen.

Andererseits die Grafik: Die düsteren, melancholisch gezeichneten Landschaften von Dark Souls 2 sehen verdammt hübsch aus - von weitem. Die Kompromisse, die die Entwickler machen mussten, um das Spiel an die mittlerweile etwas betagte Hardware von Playstation 3 und Xbox 360 anzupassen, sind bei näherem Blick unübersehbar. Hier verspricht From Software aber Abhilfe durch die PC-Version, die Ende April nachgereicht wird. Konsolenjünger müssen sich damit trösten, dass der Ärger über die etwas veraltete Grafik schnell hinter dem Nervenkitzel des nächsten Drachenkampfes zurücksteht.

Woran erinnert Dark Souls 2?

An die Vorgänger natürlich. Und an Spiele von ganz früher. So belohnt Dark Souls 2 Spieler für ihren Forscherdrang: Hinter jedem Busch könnte sich eine Nische verbergen, unter jeder Klippe ein kleiner, beinahe unsichtbarer Felsvorsprung. Nicht selten liegen dort Gegenstände: heilende Kräuter, stählerne Rüstungen, verzauberte Waffen. Außerdem gibt es in den meisten finsteren Verliesen und Höhlen im Königreich Drangleic Wandleuchter und Feuerbecken, die die Spielfigur mit ihrer Fackel anzünden kann. Das kann sich als hilfreich im Kampf gegen lichtscheue Monster erweisen. Oder, hoffen vor allem Fans der Legend-of-Zelda-Reihe, verbergen manche dieser Feuerstellen gar Geheimnisse?

Was passiert, wenn man das Spiel zum ersten Mal startet?

"Vielleicht hast du dieses Land schon einmal gesehen, womöglich in einem Traum", spricht eine Stimme zum Spieler. Die Rede ist vom verfluchten Königreich Drangleic, und die Stimme gehört einer weisen alten Frau, einer Hüterin des Feuers, des letzten Hoffnungsschimmers für die verzweifelten Bewohner. Wenig später erwacht die Spielfigur auf einem düsteren Feld, ohne Ausrüstung, ohne Namen. Einige hundert Meter vor ihr lockt das Licht einer Hütte. Darin findet die Spielfigur ihre Identität, ihren Namen und ihre frühere Profession als Krieger, Bandit oder Zauberer. Und der Spieler bekommt eine Warnung mit auf den Weg: "Du wirst alles verlieren. Immer und immer wieder." Gleich neben der Hütte: Ein versteckter Felsweg, bewacht von einem riesigen Troll. Seine mächtige Faust kracht auf die Spielfigur nieder. Sie erwacht erneut auf dem düsteren Feld. Und der Spieler entschließt sich weise, seine Reise lieber auf einem anderen Weg anzutreten.

Dark Souls 2 (USK ab 16) ist am 14. März 2014 für Playstation 3 und Xbox 360 erschienen. Eine PC-Version soll am 25. April folgen.

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