Computer-Kauf:Die Spar-Meister

Wer sich einen sparsamen Computer zulegt, schont nicht bloß die Umwelt, er spart auch bares Geld: die besten Tipps für den PC-Kauf.

Ingo Arzt

Virtuelle Welt und Software - das klingt nicht nach Klimawandel und Energieverbrauch. Aber: Eine virtuelle Identität frisst genauso viel Strom wie ein realer Mensch - wer einen solchen Avatar beispielsweise in der Online-Welt Second Life unterhält, verursacht auf den Servern der US-Firma Linden Lab den Stromverbrauch eines Ein-Personenhaushalts, sagt Siegfried Behrendt vom Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung. Bei einer durchschnittlichen Online-Auktion von Ebay werden immerhin 18 Gramm CO2 freigesetzt.

Computer-Kauf: Alte Röhrenbildschirme sind nicht nur klobig, sie fressen auch deutlich mehr Strom als Flachbildschirme.

Alte Röhrenbildschirme sind nicht nur klobig, sie fressen auch deutlich mehr Strom als Flachbildschirme.

(Foto: Foto: ddp)

Wer einen sparsamen Computer kauft, schont also nicht bloß die Umwelt, sondern spart auch Geld. 151 Euro Stromkosten verursacht ein ineffizienter Zocker-PC im Jahr; ein effizientes Gerät gleicher Klasse kommt auf 46 Euro, ein sparsames Notebook für Einsteiger auf vier Euro. Die Zahlenbeispiele stammen von der Initiative EcoTopTen des Öko-Instituts Freiburg. Zugrunde liegt eine Betriebsdauer von vier Stunden am Tag, eine leichte Prozessorlast und ein Strompreis von 19,7 Cent pro Kilowattstunde.

Je kleiner, desto geringer der Verbrauch

Grundsätzlich sollte man beim Kauf eines sparsamen PC wie beim Kauf eines sparsamen Autos denken: je kleiner, desto geringer der Verbrauch. Notebooks verbrauchen in allen Geräteteilen wesentlich weniger als Desktop-PCs. Neue Doppelkernprozessoren arbeiten wesentlich effizienter als ältere des Typs Pentium 4, Pentium D oder Celeron D. Absolute Stromfresser sind Grafikkarten.

Wer nur Urlaubsfotos bearbeiten will, DVDs anschaut und auf aufwendige 3D-Spiele verzichten kann, für den genügt der Grafikchip, der auf vielen Computer-Hauptplatinen schon eingebaut ist. Externe 3D-Karten haben dagegen eine Leistungsaufnahme von bis zu 200 Watt - weit mehr als jeder Kühlschrank. Sie werden aber nicht von jedem Programm benötigt, auf dem 3D steht. Auch der Soundchip auf der Hauptplatine reicht für Normalanwender. Schließlich: Statt zweier kleiner Festplatten sollte man besser eine große verwenden.

Alte Röhrenbildschirme sind nicht nur klobig, sie fressen auch deutlich mehr Strom als Flachbildschirme. Und statt einen unnützen Bildschirmschoner zu verwenden, ist es besser, den Monitor frühzeitig in den Stand-by-Betrieb zu schicken. Denn wer die Energiesparoptionen in seinem PC richtig einstellt, spart jährlich bis zu 60 Euro an Stromkosten, rechnet das Umweltbundesamt vor.

Weitere 100 Euro kommen hinzu, wenn man Monitor, Drucker, Router, Fernseher, DVD-Rekorder und Set-Top-Box regelmäßig ganz ausschaltet, statt sie über Nacht im Stand-by-Modus zu betreiben. Vom nächsten Jahr an dürfen EU-weit sowieso nur noch Geräte verkauft werden, die maximal ein Watt Leistung im Stand-by-Betrieb aufnehmen. Überhaupt keine Leistung benötigt dabei heute schon ein Monitor von Fujitsu-Siemens.

Effiziente Geräte

Besonders effiziente Geräte sollte man im Handel eigentlich erkennen - anhand von Umweltzeichen wie dem Energy-Star-Label, dem Blauen Engel, der TCO-Kennzeichnung oder dem Umweltzeichen der Europäischen Kommission. Allerdings, so kritisiert das Öko-Institut, sei nicht nur das Angebot an energiesparenden Geräten zu klein, die Geräte würden auch unzureichend ausgezeichnet.

Vielen Experten sind zudem die Produktzyklen der Computerindustrie ein Dorn im Auge - warum alle zwei Jahre einen neuen Rechner kaufen, nur damit das neueste Betriebssystem läuft? Das Umweltbundesamt empfiehlt statt des Kaufs eines neuen PCs, ältere Geräte etwa mit einem größeren Arbeitsspeicher nachzurüsten. Programme wie OpenOffice zum Schreiben oder für Tabellenkalkulationen laufen auch in ihren neuesten Versionen auf alten Rechnern.

Effektivere Software

Effektivere Software auf alten Rechnern spart Geld und schont nebenbei globale Ressourcen. Die meisten Computer und Handys werden nach nur zehn bis 50 Prozent ihrer technischen Lebensdauer verschrottet. Noch seltener werden sie recycelt; bei Mobiltelefonen waren es nach einer Umfrage von Nokia in Deutschland im Jahr 2007 nur drei Prozent. Der Verein Germanwatch rechnet vor, dass jeder Europäer im Jahr 15 Kilogramm Elektroschrott produziert, nur ein Viertel davon wird aber ordnungsgemäß entsorgt. Damit gehen kostbare Metalle verloren wie etwa Tantal in Kondensatoren oder Kobalt in wiederaufladbaren Akkus.

Im Jahr 2007 verbrauchten Hersteller von Mobiltelefonen weltweit 29 Tonnen Gold. Viele dieser Rohstoffe stammen aus armen Ländern, die Arbeitsbedingungen sind unmenschlich, oft arbeiten Kinder in den Minen, wie die Organisation MakeITFair anprangert. Sie versucht, die Elektroindustrie dazu zu bewegen, Rohstoffe nur noch bei Lieferanten mit fairen Arbeitsbedingungen zu beziehen. Allerdings gibt es bisher keine Rangliste, an der Verbraucher vorbildliche Unternehmen und schwarze Schafe unterscheiden könnten.

Greenpeace benotet alle drei Monate Unternehmen der Computer-Branche anhand von Umweltstandards und Energieverbrauch: Nokia ist derzeit Spitzenreiter, Microsoft und Nintendo schneiden am schlechtesten ab. Wer sich also richtig informiert, kann beim Kauf von Computern, Spielekonsolen oder Mobiltelefonen nicht nur Geld sparen, sondern auch Unternehmen für ökologisches Wirtschaften belohnen.

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