Süddeutsche Zeitung

Comixology:Amazon kauft erfolgreichste Buch-App

Knall, bumm, bäng! Comixology revolutioniert das Comiclesen auf Smartphones und ist äußert erfolgreich: Keine Nicht-Spiele-App macht mehr Umsatz. Amazon hat sich den Konkurrenten nun einverleibt.

Von Matthias Huber und Daniel Wüllner

David Steinberger, 41, ist so etwas ähnliches wie ein Buchhändler. Und in dieser Funktion einer der ganz wenigen, die von Amazon profitieren. Denn Steinberger ist Chef und Gründer von Comixology, einem Online-Shop für digitale Comic-Hefte und -Bücher. Dazu gibt es eine Lese-App für mobile iOS-, Android- und Windows-8-Geräte. Und bald ist Steinberger Amazon-Mitarbeiter, weil seine Firma von dem Internetkonzern übernommen wurde.

Der Kauf soll bis Ende Juni abgeschlossen sein. Finanzielle Details wurden nicht genannt. Amazon hat in den vergangenen Jahren immer mehr in digitale Inhalte investiert. Das Unternehmen war eines der ersten auf dem Markt für elektronische Bücher, verdient zuletzt aber auch immer mehr Geld mit Musik- und Video-Downloads.

Bis zur Übernahme wurde Comixology für Amazon zunehmend zum Konkurrenten. Zwar sind viele Comics auch für die Kindle-Geräte erhältlich. Die Verträge mit den beiden größten amerikanischen Comic-Verlagen Marvel und DC, die auch regelmäßige Comic-Serien mit Hauptfiguren wie Batman oder Spiderman herausgeben, verschaffen Comixology aber ein wesentlich breiteres Sortiment.

"iTunes für Comics"

Mehr als 200 Millionen digitale Comics hat Comixology in den vergangenen vier Jahren verkauft, und damit mehr Umsatz gemacht als jede andere Nicht-Spiele-App. Die New York Times vergleicht den Erfolg von Comixology mit Apples digitaler Musikdownload-Plattform und spricht von dem Portal als das "iTunes für Comics".

Comixology ist Marktführer auf einem Segment, das zu analogen Zeiten gar keine großen, überregionalen Händler kannte. Stattdessen waren Comics ein Nischenmedium, das der Stammkundschaft kleiner Spezialgeschäfte vorbehalten war.

Der Erfolg ist aber nicht nur der Marktlücke zu verdanken, sondern auch einer cleveren Idee für eine spezielle Darstellungstechnik: Die sogenannte "Guided-View"-Technologie zeigt statt ganzer Buchseiten nacheinander einzelne Bilder oder Bildausschnitte an, in vom Autor festgelegter Reihenfolge. Die bunten Geschichten brauchen so keinen großen Bildschirm mehr, sondern sind damit sogar auf kleinen Smartphone-Bildschirmen lesbar.

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