Comedy-Show von Lane Moore:Wie eine Komikerin Tinder-Nutzer veräppelt

Lesezeit: 3 min

Lane Moore hat die Comedy-Show "Tinder Live" erfunden. (Foto: Mindy Tucker)

"Frank will nicht mit dir schlafen, er will dir nur Fitness-Tipps geben": Bei Lane Moore wird die Dating-App zur Comedy-Show.

Von Sara Weber

"Nein, sie ist nicht meine Freundin, aber ich hatte kein anderes Foto." - "Frank will nicht mit dir schlafen, er will dir nur hilfreiche Fitness-Tipps geben!" - "Ich suche keine Freundin, ich will einfach nur mit jemandem ins Bett."

Jeder, der schon einmal bei Tinder nach rechts und links gewischt, sich also für oder gegen potenzielle künftige (Sex-)Partner entschieden hat, kennt die Absurditäten, die es in der Dating-App zu entdecken gibt: peinliche Profilbilder, groteske Beschreibungen. Oft genug folgt der Impuls: "Das muss ich jemandem zeigen!"

Lane Moore tut genau das - nur in einem etwas größerem Rahmen. Sie zeigt die absurden Dating-Profile, die sie auf Tinder findet, einem ganzen Saal voller Leute. "Tinder Live" heißt ihre Comedy-Show, die es auch auf Youtube zu sehen gibt. Einmal im Monat tritt Moore in New York und regelmäßig auch in anderen US-Städten auf. Oft sind die Veranstaltungen ausverkauft. Auf der Bühne wischt sich Moore auf Smartphone oder Tablet durch Profilbilder, liest laut Beschreibungen vor. "Rechts", schreit das Publikum, das auf der Leinwand mitschauen kann. Und beim nächsten Bild: "Links, links!"

Der Reiz: Welche Profile angezeigt werden, weiß sie vorher nicht

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Auf der Leinwand tauchen Bilder von Männern und Frauen auf, allerdings bekommen die Männer in der Regel mehr Witze von Moore ab. Welche Profile ihr auf der Bühne angezeigt werden, weiß Moore vorher nicht - und genau darin liegt für sie auch der Reiz: "Ich habe keine Ahnung, welche Leute auftauchen werden oder was sie sagen oder was ich ihnen schreibe oder was auf ihrem Profil zu lesen sein wird. Aber ich finde innerhalb von Sekunden den Witz in jedem Profil." Dies sei eine Fähigkeit, auf die sie sehr stolz sei, die sie aber früher nie zeigen konnte, weder bei Stand-up-Comedy noch bei eingeübten Sketchen. "Ich habe schon immer improvisiert, aber live auf Tinder unterwegs zu sein, ist etwas Besonderes."

Wer bei Tinder ist und im Publikum sitzt, läuft Gefahr, selbst auf der Leinwand aufzutauchen. Deshalb auch die Warnung von Moore zu Beginn der Show: "Wenn ihr in diesem Raum seid und ein Tinder-Profil habt, macht die App vielleicht besser zu. Und wenn ihr doch selbst auftaucht, oder jemand, der neben euch sitzt oder mit dem ihr mal ein Date hattet, dann müsst ihr mir das sagen, weil ich dann alles wissen will, alles!" Oft hat sie auch Gäste mit auf der Bühne, etwa drei Schauspielerinnen aus der Netflix-Serie Orange is the New Black bei einem Auftritt in Brooklyn. Und auch die dürfen mitlästern.

Gibt es ein Match, weil beide nach rechts gewischt haben - Moore und der andere Tinder-Nutzer - ist eine Unterhaltung möglich, und auch diese Option nutzt Moore. Mit einigen ausgewählten Kandidaten schreibt sie sich live Nachrichten, unter dem Gelächter des Publikums, das auf der Leinwand mitlesen kann. Es kann sogar passieren, dass sie Männer anruft und bittet, doch einfach mal vorbeizukommen. Und ja, es gibt welche, die das schon gemacht haben.

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Die Idee zu "Tinder Live" kam Moore in ihrer WG: Sobald sie sich bei Tinder angemeldet hatte, begannen sie und ihre Mitbewohner, in der Küche gemeinsam durch Datingprofile zu wischen - und sich dabei zu filmen. "Mich hat einfach interessiert, wie schrecklich oder süß oder unbeholfen oder wütend oder verwirrend die Leute in ihren Profilen waren - und natürlich auch ihre bizarren Fotos", schreibt Moore in ihrer Mail. All das habe sie "sofort fasziniert" und die Idee, daraus eine Show zu machen, entstand nur wenige Minuten, nachdem sie die App zum ersten Mal ausprobiert hatte.

Hauptberuflich ist Moore Autorin: Sie veröffentlicht Texte auf der Satireseite The Onion und schreibt für Cosmopolitan.com über Sex und Beziehungen. Außerdem ist sie Frontfrau und Sängerin der Band It was Romance, hat einen Comic mitgestaltet, einen eigenen Podcast und eine Comedy-Web-Serie namens "Gold Stars".

Tinder hat sie auch zu einem Blog inspiriert

"Tinder ist ein großer Segen für mich", sagt Moore. Die App hat ihre Comedy verändert - und bei Moore so großes Interesse geweckt, dass sie sie nicht nur für ihre Live-Shows nutzt: Moore hat auch einen Tumblr-Blog namens "Male Feminists of Tinder", in dem sie Profile von Männern sammelt, die sich selbst als Feministen beschreiben. "Ich habe immer wieder diese Typen gesehen, die sich in ihren Tinder-Profilen als Feministen beschreiben, als sei es eines ihrer Hobbys. Oder sie schreiben, dass sie total verrückt nach Frauenrechten seien, was ja prinzipiell cool ist, aber wenn das Kernstück deines Tinder-Profils lautet: 'Ich hasse Frauen nicht', dann ist das schon seltsam."

Auch wenn sich Moore über Tinder und seine Nutzer lustig macht: Sie ist keineswegs eine Gegnerin von Online-Dating. Im Gegenteil, sie selbst hat einige ihrer Partner online kennengelernt und glaubt, dass das "fantastisch" sein kann. Könnte sie sich auch vorstellen, eine andere App oder ein soziales Netzwerk in ihre Comedy einzubinden? "Ich glaube nicht", schreibt Moore. Twitter zum Beispiel sei nicht so unmittelbar, und auch wenn sie die App ständig nutze, "kann ich mir nicht vorstellen, eine Comedy-Show drumherum zu bauen. Aber wer weiß? Vielleicht wird es in zwei Jahren mein nächstes Projekt sein."

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