Codecademy:Die Sprache der Zukunft

Programmieren selber lernen: Auf codeacademy.com

Eine neue Sprache lernt man auf Codeacademy.com

Zachary Sims lehrt Programmiersprachen: Wer will, kann sich auf seiner Seite anmelden und lernen. Der Dienst wird von Millionen Menschen genutzt. Einige bekommen sogar Jobangebote.

Von Laura Hertreiter

Zach Sims hat sein Studium hingeschmissen. Wenn es nach ihm geht, braucht man das heute nicht mehr. Denn der 23-jährige Amerikaner hat ein Startup gegründet, das Menschen auf der ganzen Welt die "Schlüsselqualifikation der Zukunft" vermitteln soll: Programmiersprache. Bei Codecademy kann jeder kostenlos Programmieren lernen. "So professionell, dass einige der Absolventen sogar Jobangebote bekommen", sagt er.

In seiner digitalen Akademie legt man sich mit ein paar Klicks ein Nutzerprofil an und wählt aus dem Kursplan Sprachen wie HTML, CSS oder Javascript. Dann wird - im Idealfall - täglich geübt: Die Seite stellt Aufgaben und korrigiert Lösungsversuche sofort. Wer das durchzieht, sammelt digitale Fleißpunkte- und soll am Ende Websites, Apps, Spiele oder Animationen programmieren können. "Wer diese Codes kennt, kann das Internet mitgestalten", sagt Sims.

Mit seinem Studienkollegen Ryan Bubinski gründete er vor drei Jahren die Online-Akademie. Heute arbeiten mehr als 20 junge Menschen in dem New Yorker Büro, und Millionen Nutzer pauken weltweit Codes. "Das ging sofort durch die Decke", erzählt Sims von den Anfängen seines Startups. "Innerhalb weniger Tage hatten wir Tausende Anmeldungen." Zehn Monate später verpassten Investoren wie Richard Branson, Union Square Ventures oder Kleiner Perkins mit zehn Millionen Dollar dem Unternehmen einen gewaltigen Wachstumsschub. Die Finanzierung läuft seither über Geldgeber. Ein langfristiges Geschäftsmodell ist das noch nicht. Aber Sims und seine Kollegen wählen einen Weg, den viele Startup-Gründer einschlagen: Erst an Nutzerzahlen und Reputation arbeiten, dann am Geldfluss. "Aber egal wie es kommt", sagt Sims, "Die Ausbildung soll werbefrei und kostenlos sein." Und grenzenlos.

Menschen aus Amerika, Indien, Großbritannien, Russland, Südkorea, Pakistan und China klicken sich durch die Kurse. Die meisten von ihnen sind Männer im Alter von 18 bis 28. Beliebtester Kurs ist nach Angaben des Unternehmens die Programmierung von Websites. Über den Fleiß seiner Schüler oder die Abbrecherquote spricht Sims nicht. "Natürlich gibt manch einer auf, weil er nicht genug Zeit hat."

Einige Journalisten und Blogger kritisieren nach mehr oder weniger ambitionierten Selbsttests, dass die Lernmotivation durch freundliche E-Mail-Erinnerungen zu gering sei und der Erfolg entsprechend mäßig. Die Fachpresse hingegen bejubelt das "anwenderfreundliche, spielerische Konzept", das die Nutzer "effektiv" vernetze.

Letzteres unterscheidet Sims Idee seinen Angaben zufolge von den vielen Alternativen im Netz, die gute Programmiertrainings versprechen. Bekanntester Konkurrent ist die Khan Academy, eine Onlineschule mit Sitz in den USA, die hauptsächlich per Videoclips unterrichtet. Aber auch zahlreiche Youtube-Tutorials, Online-Hörsäle oder interaktive Programme zeigen, wie man Programmier-Codes schreibt.

Codecademy-Nutzer aber können zusätzlich Tipps austauschen, zu Dozenten werden und Gruppen gründen. "Immer mehr klassische Programmier-Lehrer verlagern mit solchen Gruppen ihren Unterricht ins Netz." Künftig sollen Konzerne ihre Mitarbeiter so schulen, Sims plant Kooperationsverträge.

Seit Ende 2013 gibt es den Code-Unterricht auch als Smartphone-Anwendung. Damit sollen Nutzer unterwegs in nur einer Stunde Grundlagen lernen. Ein Schnupperkurs für die Hosentasche. Sims und seine Kollegen arbeiten daran, weitere App-Inhalte anzubieten.

Die Erfolgsgeschichte der Codecademy basiert auf der Tatsache, dass Computerspezialisten und Softwareentwickler weltweit zu den gefragtesten Berufen zählen. In den USA steht Programmieren deshalb bereits an einigen Schulen auf dem Stundenplan, Präsident Barack Obama will das weiter ausbauen. Gemeinsam mit der gemeinnützigen Organisation code.org bewarb er öffentlichkeitswirksam eine Initiative namens "Hour of Code", bei der im vergangenen Jahr 20 Millionen Schüler in Online-Einführungskursen erste Programmzeilen schrieben. Das Lehrmaterial für den Unterricht stammte zum Teil aus der Codecademy.

Sims ist überzeugt, dass schon bald jedes Kind Programmieren lernen wird. "Denn der Code", sagt er, "ist die Sprache der Zukunft."

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