Chronik kommt für alle Mitglieder:Was Facebook-Nutzer über die Timeline wissen müssen

Im Laufe des Februars führt Facebook seine Timeline verpflichtend für alle Nutzer ein. Die Idee: Die Mitglieder sollen im sozialen Netzwerk ihr gesamtes Leben dokumentieren.Worauf Nutzer jetzt achten sollten.

Varinia Bernau

Mehr als 20 Millionen Deutsche haben sich beim sozialen Netzwerk Facebook angemeldet. Seit einigen Wochen können sie auf ihren Profilseiten eine Chronik ihres Lebens anlegen - die sogenannte Timeline. Was zunächst ein freiwilliges Angebot war, macht Facebook nun zur Pflicht. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

Facebook Holds Its Fourth f8 Developer Conference

Facebook-Chef Mark Zuckerberg bei der Timeline-Vorstellung im September: Mehr Daten, genauere Werbung.

(Foto: AFP)

Was ändert sich?

Zunächst einmal die Optik der Startseite: Jedes Mitglied kann ein Titelbild wählen, darin eingebettet erscheint das Profilfoto. Darunter stehen Eckdaten, etwa welchen Beruf jemand hat, wo er wohnt oder mit wem er verheiratet ist. Am rechten Rand findet sich ein Zeitstrahl. Dort wird alles aufbewahrt, was jemand im Laufe der Zeit bei Facebook veröffentlicht. Hochzeitsbilder aus dem Mai 2011 beispielsweise werden unter diesem Monat abgespeichert.

Wann wird die Timeline zur Pflicht?

Ein genaues Datum gibt es nicht. Die Timeline wird in den nächsten Wochen eingeführt - und zwar nach und nach. Es kann also durchaus sein, dass sie bei einem Mitglied am Montag, bei einem zweiten am Dienstag und bei einem dritten in der übernächsten Woche freigeschaltet wird. Die Nutzer merken das, sobald am oberen Rand der Startseite eine Ankündigung erscheint.

Wie können Mitglieder darauf reagieren?

Jeder Nutzer hat sieben Tage Zeit, um sich mit der neuen Funktion vertraut zu machen - und zwar von dem Tag an, an dem er sich eingeloggt hat. In dieser Frist können Beiträge gelöscht oder ergänzt werden, ohne dass die Timeline für andere zu sehen ist. Jedes Mitglied kann seine Timeline aber auch eher freischalten.

Was passiert, wenn ein Mitglied die Sieben-Tage-Frist verstreichen lässt?

Dann erscheint die Chronik so, wie Facebook das Leben eines Mitglieds anhand seiner bisherigen Einträge sortiert.

Hat der Chef dann freien Blick auf Fotos von wilden Feten aus der Studentenzeit?

Grundsätzlich ändert sich an den bisherigen Einstellungen nichts. Jeder Beitrag ist nur für den sichtbar, für den er auch freigegeben wurde. Womöglich hatte aber ein Mitglied vor zwei Jahren ein Foto für alle freigegeben, das der Chef nicht mehr sieht, weil er sich nicht die Mühe macht, weit nach unten zu scrollen. Mit der Timeline könnte solch ein alter Beitrag wieder nach oben rücken. Zudem haben die meisten Mitglieder in den zwei Jahren auch neue Kontakte gesammelt. An diese hatten sie womöglich noch gar nicht gedacht, als sie das Partyfoto einst bei Facebook eingestellt haben. Es empfiehlt sich also, nun in den Privatsphäre-Einstellungen nachzujustieren, wer Zugriff auf ältere Beiträge hat. Wer sich unsicher ist, kann oben rechts auf der Pinnwand den Knopf "Anzeigen aus der Sicht von ..." anklicken. So lassen sich verschiedene Szenarien durchspielen: vom Blick, den die Studienfreundin auf ein Profil hat, bis zum Blick des Chefs.

Welchen Nutzen hat Facebook von der Timeline?

Kann man auch später noch Unliebsames aus der Timeline löschen?

Ja. Auch nach Ablauf der sieben Tage ist es möglich, Elemente aus der Lebenschronik zu entfernen oder hinzuzufügen. Das bedeutet allerdings nur, dass sie für andere Nutzer nicht mehr zu sehen sind. Die Daten liegen nach wie vor auf den Servern von Facebook. Das Unternehmen behauptet zwar, diese nach und nach zu überschreiben. Aber Datenschützern fehlen bislang Belege dafür, dass Facebook die Daten tatsächlich vernichtet.

Welchen Nutzen hat Facebook von der Einführung der Timeline?

Facebook will seine weltweit 800 Millionen Mitglieder noch enger an sich binden. Wer erst einmal eine Chronik angelegt hat, wird sich in Zukunft zweimal überlegen, ob er sie löscht. Zudem ermuntert das Unternehmen die Menschen, auch Erlebtes aus der Vor-Facebook-Ära preiszugeben - und lernt sie so noch besser kennen. Beides sind gute Argumente, die Facebook bei seinen Werbekunden geltend machen kann, um mehr Geld für Anzeigen zu verlangen.

Was kann Facebook mit den Daten überhaupt anfangen?

Facebook nutzt die Daten, um Werbung gezielt zu platzieren. Wer als Wohnort München und als Hobby Klettern angibt, bei dem versprechen Annoncen für Alpentouren mehr abzuwerfen. Zudem treten die Mitglieder die Rechte an ihren Fotos in dem Moment ab, in dem sie sich bei Facebook anmelden. Sollte sich das Unternehmen einmal entscheiden, für eine Werbekampagne Fotos seiner Mitglieder auf Plakaten zu drucken, könnten diese kaum etwas dagegen tun.

Wie gut schützt Facebook die Daten vor dem Zugriff anderer?

Immer wieder gibt es Berichte über Datenlecks und Pannen bei Facebook. Erst kürzlich haben sich Hacker Schnappschüsse von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg gekrallt und veröffentlicht.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: