China:Die Rache der Hacker

Eine chinesische Politikerin fordert, private Internetcafés zu verbieten. Das gefällt vielen Internetnutzern überhaupt nicht - und ruft Hacker mit Rachegelüsten auf den Plan.

Mit dem Vorschlag, alle privaten Internetcafés zu verbieten, hat eine chinesische Abgeordnete den Zorn der Netzgemeinde auf sich gezogen. Wie staatliche Medien berichten, forderte Yan Qi vor dem ab Freitag tagenden Nationalen Volkskongresses, nur noch staatliche Internetcafés zuzulassen.

Yan sieht private Internetcafés demnach als Ursache für eine Reihe sozialer Probleme, von Schulschwänzern bis zur Sucht nach Computerspielen.

Umgehend legten Hacker die Internetseite der Restaurantkette lahm, die Yan in der Stadt Chongqing im Südwesten des Landes betreibt. Sie entfernten alle Links und hinterließen Spott-Botschaften. Inzwischen ist die Seite wieder im regulären Betrieb.

"Schlimme Krankheiten verlangen nach drastischen Heilungen", begründete Yan ihren Vorstoß. "Viele soziale Probleme sind mit den Internetcafés verbunden, und die Geschäftsleute vernachlässigen in der Regel ihre Verantwortung für die Gesellschaft." China hat mehr als 81.000 Internetcafés, insgesamt sind in dem Land rund 384 Millionen Menschen online - die größte Netzgemeinde der Welt.

Einer Web-Umfrage zufolge lehnen 70 Prozent der chinesischen Internetnutzer Yans Forderung ab. "Internetcafés sind nicht die Ursache, genau wie man nicht einfach Wein verbieten kann, nur weil jemand Unfälle verursachen kann, wenn er betrunken Auto fährt", schrieb ein Nutzer. Allerdings erntete die Abgeordnete von besorgten Eltern auch Zustimmung für ihre These.

Yan ist eine der 2374 vom Staat ausgewählten Delegierten der Konsultativkonferenz des chinesischen Volkes, die das Parlament berät. Die Sitzung der Konsultativkonferenz begann am Mittwoch, zwei Tage vor der jährlichen Tagung des Nationalen Volkskongresses.

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