Cebit 2011:Cloud Computing: Wolkige Versprechen

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Die IT-Branche feiert auf der Cebit die Idee, Rechnerkapazitäten, Programme und Speicherplatz im Netz zu mieten. Das Problem: Die Kunden zeigen sich skeptisch.

Thorsten Riedl

In wolkige Versprechen hüllen sich die Aussteller in diesem Jahr auf der Computermesse Cebit. Cloud Computing steht oben auf der Agenda der IT-Firmen. Viele Verbraucher verstehen aber gar nicht, um was es geht, zeigt eine Studie. Dabei liegen viele E-Mails, Fotos oder Dokumente zum Teil heute schon nicht mehr auf dem heimischen Rechner, sondern beim Anbieter im Internet - und das ist die Idee hinter Cloud Computing, die Wolke steht für das Internet.

Zukünftig soll noch mehr online gehen. "Vergesst das Netz nicht", warnte Alf Henryk Wulf, Deutschlandchef des Telekom-Ausrüsters Alcatel-Lucent, am Montag. Die Telefongesellschaften fangen gerade erst an, besonders leistungsfähige Netze für das Arbeiten mit der Cloud zu bauen.

"Work and Life with the Cloud", Leben und Arbeiten in der Wolke, so das Motto der Cebit. Rechenschritte finden künftig nicht mehr auf dem Arbeitsplatzrechner statt, sie werden im Rechenzentrum ausgeführt, Tausende Kilometer entfernt. In der IT-Branche finde eine Revolution statt, wie sie die Handwerksbranche vor 150 Jahren erlebt hat, sagte August-Wilhelm Scheer, Präsident des deutschen Branchenverbandes Bitkom.

Müller, Schreiner oder Schuster hätten im 19. Jahrhundert selbst Dampfmaschinen betrieben. Später wurde die Energieversorgung ausgelagert, wurden Stromnetze von Versorgern aufgebaut. Davon träumt die Hightech-Branche.

Cloud Computing soll zu einer Sonderkonjunktur führen. Bitkom rechnet in diesem Jahr nur für Deutschland mit einem Umsatzplus für Cloud-Dienste von 55 Prozent auf 3,5 Milliarden Euro. Bis 2015 soll sich der Markt fast vervierfachen, auf ein Volumen von 13 Milliarden Euro.

Schnelle Netze, wenig Interesse

Alle wollen mitverdienen: Microsoft etwa kooperiert mit T-Systems, hieß es auf der Cebit, um Cloud-Dienste in Deutschland anzubieten. Der Softwarehersteller hat die Serverkapazitäten, die Telekom-Tochter das Wissen um den hiesigen Markt.

Damit die Cloud auch unterwegs funktioniert, bauen die Deutsche Telekom und Vodafone rasend schnelle Mobilfunknetze auf. Köln soll als erste Stadt in Deutschland noch in diesem Jahr ein weitgehend flächendeckendes LTE-Netz bekommen, teilte die Telekom am Montag mit. Vodafone will alle Orte, die bislang über keinen schnellen Internetanschluss verfügen, bis Jahresende mit LTE- Netzen versorgen.

Die Industrie hat nur ein Problem: den Kunden. Der weiß nicht, um was es geht, wenn Insider in ihren Cloud-Computing-Slang verfallen. Ein Viertel der Verbraucher zeigt sich laut einer Studie von Bitkom ahnungslos. Mehr als jeder Dritte sieht keinen Nutzen in der Cloud - ein großes Hemmnis.

Den Verbrauchern fehlt das Vertrauen in die Wolken-Rechner. Ein Fünftel fragt sich, ob die Daten vertraulich bleiben; genauso viele bezweifeln, dass ihre Informationen sicher gelagert werden. Zu Recht, wie ein Vorfall beim Maildienst von Google zeigt. In der Nacht zum Montag kamen dem Konzern die Nachrichten von 0,29 Prozent der Kunden abhanden. Zehntausende Nutzer haben ihre bei Google gespeicherten Mails verloren.

© SZ vom 01.03.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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