Bulgarischer Politiker:Farmville statt Debatte

Auch Politiker pflegen ihren virtuellen Bauernhof, doch ein bulgarischer Stadtrat übertrieb es: Weil er während der Haushaltsverhandlungen Farmville spielte, flog er aus einem Komitee.

Gemüse pflanzen, das Feld bestellen, Traktor fahren: Das Facebook-Spiel Farmville ist für viele geschundene Büroangestellte eine willkommene Abwechslung zum Arbeitsalltag - Schätzungen zufolge tummeln sich dort bereits etwa 80 Millionen Nutzer.

Auch in Plowdiw, der zweitgrößten Stadt Bulgariens, hat Farmville seine Fans. Allerdings dürften nur wenige Bürger darüber erfreut sein, dass diese im Stadtrat sitzen und die meditative Bauerntätigkeit dem politischen Geschäft vorziehen.

Wie die bulgarische Nachrichtenagentur Novinite berichtet, beschwerte sich jüngst der Ratsvorsitzende Iko Iliev lautstark, dass seine Kollegen während der Haushaltsdebatte lieber Farmville spielten, als der Diskussion über die Verteilung der Stadtgelder zu folgen.

Eklat um Spiele-Stadtrat

Lokalen Medien zufolge hatte sein Zornesausbruch nur wenig Erfolg: Einige Stadträte daddelten weiter. Damit rächte es sich, dass Plowdiw seinen 51 Räten vor kurzem brandneue Laptops spendiert hatte und das Rathaus inzwischen über ein gut ausgebautes Drahtlos-Netzwerk verfügt.

Wenige Tage nach den Berichten kam es deshalb zum Eklat: Der Stadtrat warf Dimitar Kerin von der rechtsradikalen Ataka-Partei wegen seines Spieleifers aus einem Komitee. Der Antrag kam von einem ehemaligen Parteikollegen, der ihn damit begründete, dass Kerin "mehr Zeit für seinen virtuellen Bauernhof braucht".

Der Ausgestoßene, dem damit Gehaltszuschläge entgehen, wehrt sich gegen die Vorwürfe: Er sei nicht der Einzige, der Farmville spiele. Er selbst sei inzwischen erst bei Level 40, wohingegen ein Ratsmitglied einer anderen nationalistischen Partei bereits Level 46 erreicht habe.

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