Breitband-Test von Kyago:Testen Sie, wie schnell Ihr Internet wirklich ist

Breitbandausbau im Südwesten

Die Glasfasertechnik ist die Schlüsseltechnologie für ultraschnelles Breitband-Internet.

(Foto: Patrick Seeger/dpa)

Mit dem Programm Kyago lässt sich herausfinden, ob Ihr Anbieter hält, was er verspricht. Außerdem helfen Sie mit, ein realistisches Bild des Netzausbaus in Deutschland zu zeichnen.

Von Katharina Kutsche

Eine langsame Internetverbindung ist in vielen Teilen Deutschlands Alltag. Was im Privatleben stört - etwa beim Einkauf im Internet oder dem Streaming von Filmen - ist für Unternehmen und Betriebe ein klarer Wettbewerbsnachteil. Die Bundesregierung möchte das ändern: Vom Jahresende 2018 an sollen Menschen in Deutschland mit Übertragungsraten von mindestens 50 Megabit pro Sekunde im Internet surfen können.

Aktuelle Zahlen zeigen, dass dieses Ziel schwer einzuhalten ist. An diesem Montag hat die Bundesnetzagentur ihren Bericht veröffentlicht, in dem sie die tatsächlichen Bitraten darstellt, gemessen zwischen September 2015 und September 2016. Das Ergebnis für den Zugang übers Festnetz: Nur die Hälfte der Nutzer in Deutschland erreicht überhaupt 60 Prozent und mehr der vertraglichen vereinbarten Übertragungsrate. 100 Prozent erreicht weniger als ein Viertel. Am schlechtesten sieht es in der Bandbreitenklasse zwischen 8 und 18 Mbit/s aus. Bei den mobilen Anschlüssen erreichen weniger als 30 Prozent der Mobilfunkkunden mehr als die Hälfte der vertraglich zugesicherten Bitrate.

Trotzdem werben Anbieter mit hohen Übertragungsraten. Telefonica (O2) und die Telekom etwa versprechen derzeit Highspeed DSL von bis zu 100 MBit/s. Es dürfte ihnen klar sein, dass sie diese realistisch nicht erreichen können. Dies lässt die Formulierung "bis zu" im Vertrag vermuten. Ein Ärgernis für Verbraucher und Verbraucherschützer.

Wie gut klappt der Ausbau? Die Süddeutsche Zeitung will es wissen.

Testen Sie Ihren Anschluss auf SZ.de

Das Programm Kyago misst, wie leistungsfähig Ihr Internetzugang tatsächlich ist. Die SZ ist exklusiver Medienpartner des Münchner Unternehmens. Dessen Ziel ist es, Kommunen und Bundesländer beim Internet-Ausbau zu unterstützen. Je mehr Haushalte aus allen Regionen Deutschlands mitmachen, desto aussagekräftiger wird das Ergebnis: Welche Gebiete sind unterversorgt? Wo gibt es Handlungsbedarf? Wer teilnimmt, hilft mit, den Ausbau dort voranzutreiben, wo es am nötigsten ist.

Wenn Sie wissen möchten, was Ihr Internetanschluss tatsächlich leistet, starten Sie den Test und geben Ihre Adresse, Ihren Anbieter und die Art der Anbindung (LAN-Kabel oder WLAN/Powerline) an. Das Programm misst nun die Übertragungsraten von Upload und Download. Falls Sie in letzter Zeit einen neuen Vertrag mit einer Geschwindigkeit von mindestens 50 MBit/s abgeschlossen haben, geben Sie dies im Programm an. Dann wird das Messergebnis automatisch mit Ihren Angaben abgeglichen. Welche Übertragungsrate Ihnen Ihr Anbieter vertraglich zugesichert hat, finden Sie im Vertrag, auf der Rechnung oder im Kundencenter. Achten Sie auf die Formulierung "bis zu", gefolgt von einer Zahl in der Einheit Megabit pro Sekunde (MBit/s).

Test für Festnetz-Zugang und mobiles Internet

Wichtig ist, dass Sie Ihren stationären Internet-Zugang und Ihren mobilen Zugang für Smartphone und Tablet gesondert messen. Den Test für den Computer zuhause können Sie hier auf SZ.de machen. Um Ihren mobilen Zugang zu testen, laden Sie die Kyago-App für iOS oder Android im App-Store kostenlos herunter. Dabei gilt: Wer etwa die Qualität seines mobilen LTE-Netzes testen möchte, darf nicht per WLAN ins Netz gehen. Kyago testet in diesem Fall nur die Wlan-Verbindung.

Für den Test setzt Zafaco das selbe hochwertige Messverfahren ein wie für die Bundesnetzagentur, zuhause über den Webbrowser, mobil über die App.

Wie werden die Daten ausgewertet?

Die Ergebnisse werden vom IT-Dienstleister und Kyago-Betreiber Zafaco und der SZ ausgewertet und teilnehmenden Kommunen und Ländern zur Verfügung gestellt. Sie bekommen zudem sofort Ihr individuelles Ergebnis. Dieses wird noch aussagekräftiger, wenn Sie den Test an unterschiedlichen Wochentagen zu verschiedenen Uhrzeiten wiederholen. Schließlich schwankt die Bitrate im Tagesverlauf, je nachdem, wie viele Menschen im Netz sind. Die Kyago-App erkennt auch Funklöcher. Dafür hat die App eine gesonderte Funktion. Wird sie gestartet, speichert sie anonymisiert Funklöcher (fehlender mobiler Netzzugang) sowie Gebiete, denen der mobile Breitband-Zugang (2G) fehlt.

SZ.de wird in Zusammenarbeit mit Zafaco regelmäßig Zwischenergebnisse veröffentlichen: Wie viele Menschen haben ihren Anschluss getestet, was ist dabei herausgekommen?

Die Messung erfasst unter anderem die IP-Adresse des Routers und Informationen zu Betriebssystem und Browser, die Daten werden aber anonymisiert. Details dazu lesen Sie in den Datenschutzbestimmungen in der App.

Wie können Sie sich wehren, wenn Ihr Anbieter zu viel versprochen hat?

Wenn der Anbieter die Übertragungsrate immer wieder deutlich unterschreitet, sollten sich Kunden bei ihm direkt beschweren. Auch die Bundesnetzagentur hat eine Schlichtungsstelle. Das Verfahren sei aber sehr aufwendig, sagt Susanne Blohm vom Bundesverband der Verbraucherzentralen (VZBV): "Verbraucher haben kein spezifisches Recht auf Minderung oder Tarifanpassung." In der Praxis ist es also eine Frage der Kulanz des Anbieters, inwieweit er Kunden entgegenkommt.

Besserung soll die Transparenzverordnung bringen, die im Juni in Kraft tritt. Sie verpflichtet die Telekommunikationsanbieter, Kunden besser und klarer zu informieren, was ihre Online-Produkte beinhalten. Dazu müssen die Anbieter Produktinformationsblätter erstellen. Darin soll auch stehen, welche Übertragungsraten der Vertrag beinhaltet, und zwar die minimale, die normalerweise verfügbare und die maximal erreichte Bitrate.

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