Bitcoin-Fund:US-Justizministerium wird zum "Silk Road"-Milliardär

Bitcoin-Fund: Echte Bitcoins sind virtuell, für Fans gibt es auch eine Hardware-Version als Münze.

Echte Bitcoins sind virtuell, für Fans gibt es auch eine Hardware-Version als Münze.

(Foto: Karen Bleier /AFP)

In den USA haben Bundesbehörden ein gigantisches Bitcoin-Vermögen beschlagnahmt. Ein Hacker soll es 2012 von der Drogenplattform "Silk Road" gestohlen haben.

Von Max Muth

Während der Rest der USA noch mit der Abgabe von Stimmen bei der Wahl beschäftigt war, fand anderswo eine der größten Kryptowährungs-Überweisungen der Menschheitsgeschichte statt. Fast 70 000 Bitcoins wechselten am 3. November gegen 22.30 Uhr den Besitzer. Zuerst bemerkt hat die Megatransaktion das Blockchain-Analyse-Unternehmen Elliptic, das Banken beim Thema Kryptowährungen berät. Woher das Geld stammte, war zu diesem Zeitpunkt noch unklar.

Am Donnerstag lüftete das US-Justizministerium das Geheimnis. Die Behörde veröffentlichte einen Zivilbeschluss zur Beschlagnahmung von 69 370 Bitcoins, die aus den Einnahmen der mittlerweile legendären Drogenplattform im Darknet "Silk Road" stammen sollen.

Bei der Beschlagnahmung der "Silk Road" im Jahr 2013 hatten die Ermittler deutlich weniger Bitcoins sichern können, als sie gehofft hatten. Die Betreiber sollen mit Provisionen bei Drogengeschäften auf der Plattform insgesamt rund 600 000 Bitcoins verdient haben, beschlagnahmt wurden damals aber nur rund 170 000. Wohin die restlichen Coins verschwunden waren, die heute rund sechs Milliarden Dollar wert wären, war unklar. Am Donnerstag wurde nun zumindest der Verbleib von rund 69 370 geklärt.

Verschwundene Bitcoin-Milliarden

Die "Silk Road" war der erste große illegale Marktplatz im Darknet. Seit 2011 macht sich die Plattform die neuen Möglichkeiten der verschlüsselten Kommunikation im anonymen Teil des Internets und der pseudonymen Zahlungen per Bitcoin zunutze und baute eine Art Amazon für Verbotenes auf. Behörden waren lange Zeit machtlos gegen die Geschäfte, bis 2013 wurden dort große Mengen an Drogen, Waffen und anderen illegalen Gütern verkauft.

Im Oktober 2013 wurde der Betreiber und Gründer der Plattform, Ross Ulbricht, in einer öffentlichen Bibliothek in San Francisco festgenommen. Wegen eines Konfigurationsfehlers der Login-Seite der Plattform hatten FBI-Ermittler den Server von "Silk Road" in Island gefunden und so Ulbricht identifiziert. Der sitzt seitdem in einem US-Hochsicherheitsgefängnis, aus dem er lebend nicht mehr herauskommen wird.

Dem Dokument des Justizministeriums zufolge wurden die nun beschlagnahmten Bitcoins schon 2012, also ein Jahr vor der Schließung der Silk Road, von einer "Individuum X" genannten Person gestohlen und beiseitegeschafft. Das Justizministerium scheint mit X eine Art Deal ausgehandelt zu haben. Denn dem Beschluss zufolge überträgt X das ungeheure Bitcoin-Vermögen freiwillig an den Staat.

Deal mit den Justizbehörden?

Wie genau die Behörden auf X aufmerksam wurden, wird in dem Dokument nicht erklärt. Experten vermuten, dass es mit der einzigen größeren Überweisung zusammenhängt, die 2015 von dem Konto gemacht wurde. Damals überwies jemand 101 Bitcoins auf eine Bitcoinbörse namens BTC-E. 2017 wurden diese Tauschbörse geschlossen, die Betreiber wurden wegen Geldwäsche angeklagt. Gut möglich, dass die Ermittler in den bei BTC-E beschlagnahmten Daten nun Hinweise auf die Identität von X fanden.

Bitcoin gilt zwar seit Langem als sicheres Zahlungsmittel für Kriminelle im Netz. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Tatsächlich sind sämtliche Bitcoin-Überweisungen auf der Welt öffentlich einsehbar, unklar ist meist nur, wem die Konten gehören. Die Verfolgung von Bitcoin-Transaktionen hat in den vergangenen Jahren immer wieder zu Festnahmen von Betreibern von Drogenplattfomen im Darknet geführt. Zuletzt wurde einer der drei deutschen Macher des "Wall Street Market" überführt, weil er mit auf der Plattform verdienten Bitcoins ein Computerspiel kaufte.

Sollte das Justizministerium die nun beschlagnahmten Bitcoins verkaufen, wäre die Behörde auf einen Schlag um eine Milliarde Dollar reicher. Bitcoin näherte sich in den vergangenen Wochen stetig seinem Allzeithoch von rund 20 000 Dollar, derzeit ist eine Einheit der Kryptowährung rund 15 500 Dollar wert.

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