Billig-PC für Entwicklungsländer:Ein Laptop für 100 Dollar

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Die meisten Menschen in der Dritten Welt können sich keinen eigenen Computer leisten. Doch Hard- und Software, die auf ihre wesentlichen Funktionen beschränkt ist, sollen die Technik aus den Industrienationen bald erschwinglicher machen.

Von Andreas Grote

Das "Hundred Dollar Laptop Project" des Massachusetts Institute of Technology (MIT) hat keine kommerziellen Ambitionen. Der Leiter des MIT-Media Labs, Nicholas Negroponte, hat zusammen mit Computerherstellern wie AMD, Motorola und Samsung einen Laptop entworfen, dessen Produktion nur hundert Dollar kostet.

Preisoffensive, made in India: 190 Euro soll dieser Computer von HCL kosten. (Foto: Foto: HCL)

Er soll von Bildungsministerien in Ländern der Dritten Welt gekauft und an Schüler verteilt werden. Negropontes Ziel ist es, jeden Schüler mit einem eigenen Laptop zu versorgen. Er sieht ein Marktpotenzial von etwa 800 Millionen Laptops.

Der Billig-Laptop arbeitet mit einem 500 Megahertz schnellen AMD-Prozessor, 256 MegabyteArbeitsspeicher und beherrscht die Funktechnik WLAN. Die Festplatte wurde durch einen ein Gigabyte großen Flash-Speicher ersetzt. Das nur 12-Zoll große Display arbeitet mit Rückprojektion und kostet dadurch nur 20 Dollar.´Das Betriebssystem ist Linux.

Die ersten Geräte sollen von Ende 2006 an verfügbar sein, erste Bestellungen aus China und Brasilien liegen bereits vor. Negroponte möchte 100 bis 200 Millionen Geräte pro Jahr produzieren lassen, zunächst in China, dann vor Ort in verschiedenen Entwicklungsländern.

Etwas teurer, aber dafür bereits kurz vor der Markteinführung ist ein Billig-PC der größten indischen IT-Firma HCL Infosystems. Der Desktop mit einem Ein-Gigahertz-Prozessor, 128 Megabyte-Arbeitsspeicher und einer 40 Gigabyte großen Festplatte soll auf dem Subkontinent inklusive 15-Zoll-Farbmonitor und Anwendungssoftware umgerechnet nur 190 Euro kosten.

Die Einzel-Komponenten sind den klimatischen Bedingungen in Indien angepasst. Als Betriebssystem ist dem Bestellformular zufolge auch hier Linux vorgesehen.

Microsoft will Linux das Geschäft in der Dritten Welt jedoch nicht überlassen und bietet seit kurzem in Indien, Thailand, Indonesien, Malaysia, Russland und Brasilien eine stark abgespeckte und günstige Variante Windows XP in der jeweiligen Landessprache an.

Die "Starter Edition" läuft auch auf einem 233 Megahertz-Prozessor und mit 64 Megabyte-Arbeitsspeicher; es laufen dann aber auch nur maximal drei Programme gleichzeitig und es gibt außer dem Internetzugang keinerlei Vernetzungsmöglichkeiten. Zusammen mit der Bürosoftware "Office" kostet die Sparausgabe nur 30 Euro. Mit einem einfachen PC sind für das Sparpaket allerdings immer noch etwa 350 Euro fällig.

Auch die Handyhersteller sehen in den Entwicklungsländern neue Märkte. Nach Angaben des internationalen Mobilfunkverbandes GSMA, der im Februar die Initiative "Connect the Unconnected" ins Leben gerufen hat, leben heute rund 80 Prozent der Weltbevölkerung in Gebieten mit Mobilfunkversorgung, doch nur 25 Prozent nutzen sie.

Da der Aufbau eines Festnetzes in unterentwickelten Ländern unrentabel ist, verspricht sich die Mobilfunkindustrie dort ein großes Geschäft für einfache Handys, mit denen man lediglich telefonieren kann.

Motorola hat bereits angekündigt, noch im Laufe diesen Jahres sechs Millionen davon für weniger als 40 Dollar pro Stück auszuliefern; Philips will bis Jahresende Handys für weniger als 20 Euro pro Stück anbieten. Eher auf westlichem Preisniveau bewegt sich Nokia.

Die kürzlich in Nairobi vorgestellten Nokia-Handys kosten 65 Euro und mehr. Die Frage ist allerdings, ob sich die Handybesitzer dann auch das Telefonieren leisten können, denn die Tarife sind in den meisten Entwicklungsländern unter anderem durch hohe Steuern weitaus höher als etwa in Deutschland und nur für Besserverdienende bezahlbar.

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