Süddeutsche Zeitung

Betriebssystem:Huawei: Harmony OS soll Android ersetzen

  • Huawei hat sein neues Smartphone-Betriebssystem mit dem Namen Harmony OS vorgestellt, das auch in Computern und anderer vernetzter Technik laufen soll.
  • Die Software wird genauso wie das Google-System Android quelloffen für alle zugänglich sein.
  • Dem Konzern droht der Verlust des Zugangs zu Android, weil er von US-Präsident Donald Trump auf eine schwarze Liste gesetzt wurde.

Von Helmut Martin-Jung

"Harmony", welch ein hübscher Name für eine Betriebssystem. Dass der chinesische Technologiekonzern Huawei es gerade jetzt bei seiner Programmiererkonferenz vorgestellt hat, liegt allerdings an Entwicklungen in der Weltpolitik, die alles andere sind als harmonisch. Huawei steckt ja mittendrin im amerikanisch-chinesischen Handelsstreit. Und der könnte dazu führen, dass Huawei für Smartphones und Tablets nicht mehr auf das von Google entwickelte System Android zurückgreifen darf - was ein harter Schlag für das Unternehmen wäre.

Im Mai hatte die US-Regierung Huawei auf eine Liste mit Unternehmen gesetzt, an die US-Firmen nichts liefern dürfen, später gab es eine 90-tägige Gnadenfrist, die aber bald ausläuft.

Harmony kommt nicht aus dem Nichts

Zwar hat man bei Huawei vorgebaut, Harmony, oder wie es auf Chinesisch heißt, Hongmeng, kommt nicht aus dem Nichts. Huawei arbeitet schon seit 2012 daran - für den Fall, dass man dem Konzern irgendwann den Zugang zum Betriebssystem Android von Google verbauen würde. Sich neben den beiden marktbeherrschenden Systemen von Google (Android) und Apple (iOS) zu etablieren, ist jedoch schwer. Da kann Richard Yu, der Chef von Huaweis Endkundensparte, noch so vollmundig tönen, man könne "jederzeit" auf Harmony umsteigen.

Huawei hat aber auch mehrmals zu verstehen gegeben, dass sie es nicht darauf anlegen, auf Android zu verzichten - auch ihnen ist schließlich klar, dass das kein einfaches Unterfangen wird. Vor allem dürfte es schwer werden, Kunden in westlichen Ländern davon zu überzeugen, Apps bei Huawei oder Drittanbietern herunterzuladen. Zwar verspricht der Konzern, dass alle Android-Apps auch auf Harmony laufen würden. Doch wird sich das im Detail noch zeigen müssen, und die Nutzer müssten diese jedenfalls aus anderen Quellen herunterladen, einen Zugang zu Googles Play Store hätten sie dann ja nicht mehr.

Aus dem, was Yu bei der Entwicklerkonferenz über Harmony verriet, kann man schließen, dass es ein sehr schlankes System sein soll, das sich auch für andere vernetzte Geräte eignet. Damit will Huawei auch starten, erst 2020 sollen erste Smartphones im Heimatland China mit dem Hongmeng-System auf den Markt kommen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4558947
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 10.08.2019/mri
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.