Süddeutsche Zeitung

Digitalisierung-Index:Berlin ist die digitalste deutsche Stadt

  • Berlin liegt bei der Digitalisierung im Ländervergleich weit vorne.
  • Der Abstand der Hauptstadt zu Hamburg und Bremen, die im aktuellen Deutschland-Index zur Digitalisierung die Plätze zwei und drei belegen, ist groß.
  • Das bundesweite Schlusslicht bildet Thüringen.

Von Jacqueline Lang

In Sachen Digitalisierung liegen im deutschlandweiten Vergleich die Bundesländer Berlin und Hamburg vorne, Thüringen bildet das Schlusslicht hinter Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern. Das geht aus dem aktuellen Deutschland-Index für Digitalisierung hervor, der am Montag vom Kompetenzzentrum Öffentliche IT des Fraunhofer-Instituts in Berlin vorgestellt wurde.

Erstmals wurde der Index 2017 ermittelt. Auch damals lagen die Stadtstaaten Berlin und Hamburg vorne. In den letzten zwei Jahren konnten die beiden Länder diesen Vorsprung noch weiter ausbauen. Ländlich geprägte Teile Deutschlands liegen teilweise weit zurück: Das ist ein Problem für die 68 Prozent der deutschen Bevölkerung, die nicht in Großstädten wie Hamburg oder Berlin leben.

"Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse"

Hoffnung auf Besserung gibt es vor allem durch den Ausbau des Glasfasernetzes und den damit verbundenen Zugriff auf 5G, kurz für die fünfte Mobilfunkgeneration. Damit könne in Zukunft eine "Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse" aller in Deutschland lebenden Menschen sichergestellt werden, sagte Innen-Staatssekretär Markus Kerber. Bislang seien es private Unternehmen, die die Versorgung sicherstellen würden, doch es zeige sich zunehmend, dass das nicht ausreichend sei in einer postindustriellen Gesellschaft. "Staatliches Handeln ist gefordert", sagte Kerber.

So liegt die Breitbandversorung mit mindestens 50 Megabit pro Sekunde in deutschen Städten bei 93,5 Prozent, auf dem Land werden lediglich 50,5 Prozent der Haushalte mit dieser Geschwindigkeit versorgt. Noch schnellere Glasfaseranschlüsse haben außerhalb von Hamburg, Hessen und Schleswig-Holstein weniger als fünf Prozent aller Haushalte. Die Nachfrage nach einem digitalen Angebot sei aber trotz der enormen Unterschiede in allen Gegenden ähnlich hoch, der Handlungsbedarf dementsprechend groß, sagte Projektleiterin Nicole Opiela.

Eine ähnliche hohe Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage zeigt sich auch auf kommunaler Ebene: Die Digitalisierung der Kommunalverwaltungen habe zwar beachtliche Fortschritte gemacht, für Bürger stünden allerings kaum Online-Dienste zur Verfügung, sagte Opiela. Gewerbeanmeldung, Melderegisterauskunft und KfZ-Zulassung seien die Dienste, die sich die meisten Bürger online wünschen würden. Ein Wunsch, den jedoch nur die wenigsten Kommunen erfüllen. Grund dafür sei aber oft nicht die Unwilligkeit der Kommunen, sondern die hohen Hürden, etwa beim Datenschutz. Kerber fordert deshalb einen "gelasseneren Umgang mit Daten".

Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im IT-Bereich ist seit der letzten Erhebung im Jahr 2017 um mehr als 20 Prozent gestiegen. Bemerkenswert sei, dass der Anteil offnener Stellen an der Gesamtzahl kleiner geworden ist. Dies unterstreiche "die positive Dynamik im IT-Bereich". Trotzdem weise der Anstieg offener IT-Stellen um mehr als 26 Prozent gegenüber 2015 möglicherweise "auf einen sich entwickelnden Fachkräftemangel" hin, heißt es im Index.

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