Bericht über Netzwerk "Socl":Microsoft soll Facebook-Konkurrenten basteln

Plant nach Google der nächste Großkonzern seinen Facebook-Klon? Einem Bericht zufolge soll Microsofts eigenes soziales Netzwerk kurz vor der Fertigstellung stehen. Auch wenn es Facebook optisch ähnelt - Microsoft könnte mit "Socl" ein ganz anderes Ziel damit verfolgen.

Braucht die Welt ein weiteres soziales Netzwerk? Nach der Ansicht des IT-Konzerns Microsoft offenbar schon - die Gerüchte, dass Entwickler aus Redmond an einem Facebook-Konkurrenten arbeiten, verdichten sich.

Microsoft Socl

Verge-Screenshot von Microsoft Socl: Suchfunktion als Mittelpunkt des Netzwerks. 

(Foto: Screenshot The Verge)

Bereits im Juli soll unter der Adresse www.socl.com kurz der Startbildschirm einer Microsoft-Plattform zu sehen gewesen sein, die den Namen "Tulalip" trug. "Finde, was Du brauchst und teile, was Du weißt - so einfach wie noch nie" lautete der Slogan der Seite, die kurz darauf wieder aus dem Netz verschwand.

Nun befeuert Thomas Houston von der Technologie-Seite The Verge die Gerüchte: Er schrieb in einem Beitrag für das Portal, das Netzwerk selber zu Gesicht bekommen zu haben und lieferte zum Beweis gleich einige Bildschirmfotos mit.

Diese zeigen, dass "Socl", wie nun offenbar der Titel endgültig lauten soll, Plattformen wie Facebook, Google Plus oder StudiVZ stark ähnelt. Das Portal ist den Screenshots zufolge in drei Spalten aufgeteilt, auf der linken Seite können Nutzer Freunde und Interessen verwalten, in der Mitte die Aktivitäten ihrer Kontakte sehen. Rechts ist eine Videochat-Funktion zu sehen, bei der nicht nur Nutzer miteinander per Video verbunden werden, sondern auch gemeinsam YouTube-Videos ansehen können.

"Was suchst Du?"

Die vielleicht entscheidende Funktion findet sich in der Mitte: Ein Feld mit der Frage "Was suchst Du?". Was ein Nutzer eingibt, wird nicht nur zur Statusmeldung - die Microsoft-Suchmaschine Bing durchforstet zudem das Web und die Status-Updates von Freunden nach möglichen Antworten.

Ein komplettes soziales Netzwerk ist die Rohversion von Socl aber offenbar noch nicht: Funktionen wie Privatnachrichten fehlen, ebenso wenig können Freunde in Gruppen eingeteilt werden.

Wahrscheinlich geht es Microsoft auch nicht darum, Facebook nachzubauen - immerhin ist der Software-Riese mit 1,6 Prozent an der Firma Mark Zuckerbergs beteiligt, und hinter der internen Facebook-Suche steckt Microsofts Bing-Technologie.

Verwaltung aller sozialer Aktivitäten

Anstatt ein komplett neues Netzwerk aufzubauen, setzt Microsoft auf die Integration anderer Dienste. Nutzer können sich über Twitter und Facebook einloggen und möglicherweise Kontakte und Statusmeldungen aus beiden Diensten auf der Socl-Oberfläche vereinigen. Das Netzwerk wäre somit eine Art Übersichtsplattform für die sozialen Aktivitäten eines Nutzers, die Suchfunktion könnte es zusätzlich zu einer Art Frage-Antwort-Netzwerk machen.

Houstons Aussage zufolge soll es auf dem Webstandard HTML 5 basieren und auf rechenaufwändige Formate wie Flash oder Silverlight verzichten, womit es auch für den Mobilbereich interessant wäre.

Genügen diese Funktionen alleine, um Nutzer für Socl zu begeistern? Friendfeed, das ebenfalls Inhalte aus dem Netz auf einer einzigen Profilseite aggregierte, schaffte es noch nicht, die Massen zu begeistern.

Bislang ist noch nicht einmal klar, was am Verge-Bericht dran ist und ob das Socl-Netzwerk überhaupt die Testphase verlassen wird. Derzeit probiert Houston zufolge ein Microsoft-Entwicklerkreis die Plattform aus, eine größere Testphase soll bald folgen. Microsoft hat sich zu dem Bericht bislang nicht geäußert.

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