Ausstellung über Algorithmen:Computer macht Kunst

Matthew Plummer-Fernandez erschafft mithilfe von Algorithmen und einem 3D-Drucker Kunstwerke. Und er hat eine Software entwickelt, die Amazon und Facebook austrickst.

Von Angela Gruber

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Ausstellung Matthew Plummer-Fernandez

Quelle: Matthew Plummer Fernandez

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Micky Maus ist eigentlich eine unverwüstliche Ikone des Pop. Matthew Plummer-Fernandez hat ihr eine neue, wilde Form verpasst. Die Skulptur des britisch-kolumbianische Künstlers basiert auf einem 3D-Druckplan der Maus, den er im Internet gefunden und abgeändert hat. Aus einem Basis-Code schafft Plummer-Fernandez verzerrte Formen und hinterfragt mit den Mitteln digitaler Technik unsere Vorstellung von Objekten. Seine erste Solo-Ausstellung mit dem Titel "Hard Copy" ("Papierausgabe") zeigt jetzt sein Werk in Berlin.

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Quelle: Matthew Plummer Fernandez

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Auch das ist Micky Maus in der Welt von Plummer-Fernandez: "Die Skulptur und das Wandbild basieren beide auf dem gleichen Datensatz", sagt er. "Beide Ausformungen machen dieselben Informationen sichtbar, aber auf unterschiedliche Weise." Plummer-Fernandez, 33, beschäftigt sich seit seinem Studium am Londoner Goldsmith College mit unseren vielfältigen Verstrickungen in die Technik.

Ausstellung Matthew Plummer-Fernandez

Quelle: Matthew Plummer Fernandez

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Auch zum Werk "Merge Simpson" gibt es in der aktuellen Ausstellung ein korrespondierendes Pixelfeld. Beide basieren auf dem Druckplan der Zeichentrick-Figur Marge. "Die Ausstellung fragt, was ein Original ist - oder unter welchen Umständen etwas im Digitalzeitalter mit seinen unendlichen Kopiermöglichkeiten zu einem Original wird", sagt der Künstler.

Ausstellung Matthew Plummer-Fernandez

Quelle: Matthew Plummer Fernandez

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Wie hört sich Licht an? In diesem Werk von 2008 hat Plummer-Fernandez mit Hilfe eines Lasercutters - einer hochpräzisen Schneidemaschine - die Audiospur von summendem Neonlicht visualisiert und das Ergebnis um eine Lichtquelle gruppiert. Wie lang die einzelnen Streben sind, ist abhängig vom Ausschlag auf der Audiospur zu einem bestimmten Zeitpunkt.

Matthew Plummer-Fernandez

Quelle: Matthew Plummer-Fernandez

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Die vielen Gesichter des George W. Bush: Plummer-Fernandez' Bild-Triptychon "The Codification of Leadership" von 2014 ist eine Collage, die ein autonomes Script auf Basis von Google-Suchtreffern erstellt hat. Das Motiv zeigt den ehemaligen US-Präsidenten, als er den Patriot Act unterzeichnet. Das Gesetz führte nach 9/11 zu ausufernder staatlicher Überwachung in den Vereinigten Staaten.

Ausstellung Matthew Plummer-Fernandez

Quelle: Matthew Plummer Fernandez

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"Apifera" schuf Plummer-Fernandez 2009 für ein Londoner Kaufhausfenster. "Die Form ist von der Natur inspiriert, sie hat etwas Insektenhaftes", sagt er. "Ich mag Materialien, die optisch für Verwirrung sorgen." Er plante "Apifera" am Computer, aber setzte danach den digitalen Entwurf in Handarbeit um. Mittlerweile hat er für viele seiner Arbeiten auch die Fertigung automatisiert, zum Beispiel, wenn 3D-Drucker seine Entwürfe produzieren.

Ausstellung Matthew Plummer-Fernandez

Quelle: Matthew Plummer Fernandez

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"Ich bin total wählerisch, was Farben betrifft", sagt Plummer-Fernandez über dieses Objekt aus dem 3D-Drucker. Vorbild war ein Alltagsgegenstand - vielleicht eine Vase, vielleicht etwas weniger Naheliegendes, das will sich der Londoner Künstler nicht entlocken lassen. Klar ist aber so viel: Plummer-Fernandez scannte die Form ein und deformierte sie.

Ausstellung Matthew Plummer-Fernandez

Quelle: Lucy Barker

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Ein von Algorithmen geschaffener Fremdkörper ragt in die Landschaft: Diese eisblaue, 13 Meter lange Skulptur names "Peak Simulator" (2015) baute Plummer-Fernandez im englischen Grizedale Sculpture Park auf. Mit ihrem Herstellungsprozess beruft er sich auf die ersten computergenerierten Landschaften in Filmen. Der erste Spielfilm, dessen Kulisse zumindest teilweise am Computer entstand, war "Star Trek 2" von 1982. Plummer-Fernandez wählte den gleichen Algorithmus wie damals, um seine Skulptur zu planen.

Ausstellung Matthew Plummer-Fernandez

Quelle: Tuur Van Balen

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Ade Produktempfehlungen! Mit dem Medienkünstler Leon Eckert schrieb Plummer-Fernandez Software, die für ihre Nutzer jede Menge Schrott-Daten erzeugt. Wer sie auf sein Amazon-Konto loslässt, verwischt sein digitales Profil durch das Auskippen eines Müllbergs aus Daten. Die Software führt ununterbrochen beliebige Produktanfragen aus, auf Basis eines Wörterbuchs. Woran der Nutzer nun wirklich interessiert ist und auf welches Produkt der Algorithmus geklickt hat, soll Amazon so verborgen bleiben (links). Auch im Facebook-Profil (rechts) kann die Software jede Menge falscher Klicks ausführen und so das tatsächliche Nutzungsverhalten verschleiern.

Matthew Plummer Fernandez, "Hard Copy", Nome Galerie, Dolziger St. 31, 10274 Berlin, 7. November - 23. Dezember 2015

© SZ.de/jab/jobr
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