Apple:Warten auf das iPhone 2.0

Apple-Chef Steve Jobs spricht im Januar wieder zu den Massen. Überraschungen sind garantiert, womöglich auch beim Kulthandy.

Thorsten Riedl

Nur noch wenige Tage: Dann fiebert der Apple-begeisterte Teil der Technikwelt wieder einigen Überraschungen von Steve Jobs entgegen, dem Chef des kalifornischen Computerherstellers. Am 15. Januar hält er, vermutlich wie immer im dunklen Rollkragenpulli mit Jeans, vor einigen tausend Enthusiasten im Konferenzzentrum The Moscone die Eröffnungsrede zur Apple-Messe Macworld - und wird das ein oder andere neue Produkt in petto haben.

Ein Jahr ist es her, dass er am selben Ort in San Francisco das Mobiltelefon iPhone vorgestellt hat. Über kein Telefon wurde bislang so viel geschrieben, gestritten und gestaunt. Fans müssen sich dennoch gedulden: Branchenbeobachter gehen davon aus, dass neue Versionen des Gerätes erst zur Jahresmitte kommen.

Der Überschwang um das iPhone-Handy seit der offiziellen Vorstellung am 9. Januar 2007 bleibt Branchenfremden oftmals unverständlich. Die Suchmaschine Google findet fast 20 Millionen Internetseiten, auf denen es um das Handy geht.

Zum Vergleich: Der Begriff Nokia Communicator steht gerade einmal auf einer Million Webseiten - dabei handelt es sich um eine Geräteserie des weltweit größten Handy-Herstellers aus Finnland, nicht um das einzelne Produkt eines branchenfremden Konzerns. Schließlich gilt die Produktion von Computern weiter als das Kerngeschäft von Apple. Die iPod-Musikabspielgeräte und das iPhone-Handy sind Beiwerk.

Mobiles Web

Das iPhone ist vergleichsweise groß und schwer, kann nicht viel mehr als aktuelle Geräte der Konkurrenz, versteht sich noch nicht einmal auf den neuen Mobilfunkstandard UMTS, inzwischen eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Was also ist das Besondere? "Das iPhone hat sowohl bei den Kunden als auch bei den Handy-Herstellern den bedienerfreundlichen Zugang zum mobilen Internet mit Hilfe eines schicken Endgerätes in den Blick gerückt", erklärt Roman Friedrich, Telekommunikationsberater bei Booz Allen Hamilton.

"Die Demarkationslinie ist überschritten: Mobiles Internet macht endlich Spaß. Darauf wartet die Branche seit Jahren." Und wirklich: So leicht wie das iPhone lässt sich wohl kein zweites Mobiltelefon bedienen. Das Surfen im Internet, auf den kleinen Bildschirmen der Konkurrenz eine Qual, macht beim Apple-Gerät richtig Freude.

Warten auf das iPhone 2.0

Das sind gute Nachrichten vor allem für die Mobilfunkgesellschaften, mit denen Apple das iPhone exklusiv vertreibt. In Deutschland hat T-Mobile den Zuschlag bekommen. Branchenkennern zufolge liegen die Umsätze eines iPhone-Kunden ein gutes Drittel über denen eines normalen Handy-Besitzers. Ein Teil davon fließt allerdings an Apple. An den Umsätzen, die T-Mobile mit iPhone-Kunden macht, ist der Konzern zu 30 Prozent beteiligt.

Dennoch weckt das Gerät Begehrlichkeiten: So hat Vodafone in Deutschland versucht, die exklusive Partnerschaft zwischen Apple und T-Mobile per Gericht zu knacken. Vergeblich - zum Leid des Rivalen und auch der Kundschaft gibt es das iPhone weiter nur mit T-Mobile-Vertrag. Ein niedrigerer iPhone-Preis oder -Tarif durch die Telekom-Tochter wird so vorläufig ausbleiben.

Enttäuscht werden die iPhone-Fans aller Voraussicht nach beim bevorstehenden Auftritt von Jobs: Ein iPhone mit schnellerer UMTS-Mobilfunkverbindung dürfte frühestens zur Jahresmitte kommen. Eine Analystengruppe von Goldman Sachs um David C. Bailey hat bei denen nachgefragt, die es wissen müssen: Bei den Produzenten von Apple.

Selbst fertigt das US-Unternehmen so gut wie nichts mehr. Von ihrer Reise nach Asien brachten die Apple-Experten die Erkenntnis mit: "Apple hat auch 2008 eine Pipeline voll mit neuen Produkten." Sie rechnen zu Jahresanfang aber höchstens mit einem iPhone, das mehr Speicherplatz für Musik, Videos und Bilder hat.

Kollege Ben A. Reitzes von UBS sieht das ähnlich. Er erwartet ein UMTS-iPhone im Jahresverlauf und zudem ein Gerät, das kleiner und günstiger sein wird. Apple werde eine ähnliche Strategie wie beim Musikabspielgerät iPod verfolgen: Da kam zunächst ein recht großes Gerät auf den Markt, später kleinere und billigere. Das hat den Absatz in die Höhe schnellen lassen. Reitzes setzt darauf, dass Jobs ein sehr kleines, flaches und leichtes Notebook bei der Macworld vorstellen wird.

Da melden die Goldman-Sachs-Analysten allerdings Zweifel an: Sie zitieren einen anonymen Zulieferer, der von Qualitätsproblemen spricht, die vielleicht sogar dafür sorgen, dass ein solches Subnotebook von Apple nie auf den Markt kommt. Den wahren Fans wird es egal sein, womit "Steve" sie überrascht: "Es wird Leute geben, für die gleichen seine Worte einer Offenbarung von Gott - ganz egal was er sagt", erklärt Apple-Beobachter Scott Bourne.

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