Süddeutsche Zeitung

Neuer Apple-Streamingdienst:Mit Hollywoodstars gegen Netflix

  • Apple hat seinen Videostreamingdienst Apple TV Plus vorgestellt. In dem Angebot sollen ab Herbst im Auftrag des Konzerns gedrehte Serien und Filme exklusiv verfügbar sein.
  • Neu ist auch Apple News Plus, ein Abodienst mit über 300 Zeitschriften- und Zeitungstiteln im Angebot - für 9,99 US-Dollar monatlich.
  • Im Herbst will der Konzern auch das Gaming-Abo "Arcade" anbieten.

Von Mirjam Hauck

"Wir machen seit Jahren Weltklasse-Hardware und Weltklasse-Software", sagte Apple-Chef Tim Cook unbescheiden im Steve-Jobs-Theater im Hauptquartier in Cupertino. Und nun werde man auch Weltklasse-Dienste anbieten. Waren die Keynotes von Apple bislang Veranstaltungen, bei denen meist größere und teurere iPhones beklatscht wurden, gab es am Montag keine neuen Geräte zu sehen. Stattdessen haben einige Hollywood-Größen den langerwarteten Videostreamingdienst Apple TV Plus vorgestellt.

Für die Inhalte arbeitet Apple unter anderem mit den Regisseuren Steven Spielberg und M. Night Shyamalan, den Schauspielerinnen Jennifer Aniston und Reese Witherspoon, der Talkmasterin Oprah Winfrey und Bibo aus der Sesamstraße zusammen. So wird es Serien geben, in denen Kinder Programmieren lernen können, aber auch Katastrophenfilme und Comedyshows, die das komplexe Verhältnis zwischen Männern und Frauen ausleuchten. Winfrey bekommt unter anderem eine Büchersendung. Ein bunter familienfreundlicher Gemischtwarenladen also.

Wandel des Konzerns

Die auf Apple-Geräten bereits vorhandene TV-App wird mit dem neuen Dienst ausgebaut. So können Nutzer einzelne Kabel- und Satellitensender und Bezahlangebote direkt über die App abonnieren - in den USA sind zum Beispiel HBO und Hulu mit dabei.

Apples Einstieg ins Videostreaming zeigt den Wandel des Konzerns - weg vom Gerätehersteller hin zum Diensteanbieter. Zwar verdient der Konzern immer noch sehr viel Geld mit dem Verkauf von Smartphones, Tablets und Laptops, aber die Einnahmen gehen zurück. So nennt Apple seit Herbst 2018 keine Verkaufszahlen für iPhones mehr, sondern nur die Nutzerzahlen. Um zum Streamingdienst-Konkurrenten Netflix aufschließen zu können, hatte Apple vor etwa zwei Jahren Jamie Ehrlicht und Zack van Amburg von Sony abgeworben. Sie hatten dort unter anderem die Serien "Breaking Bad" und "The Crown" produziert. In Cupertino präsentierten beide auch Apple TV Plus, das sich an alle 1,4 Milliarden Besitzer von Apple-Geräten richten, aber auch auf Smart-TVs verfügbar sein soll.

Ob der Dienst, den es ab Herbst in über 100 Ländern geben soll, tatsächlich dem Branchenprimus Netflix Konkurrenz machen kann, wird sich zeigen. Über Preise des Angebots wurde auf der Bühne nicht gesprochen.

9,99 US-Dollar kostet dagegen ein anderer neuer monatlicher Abo-Service des Konzerns: Apple News Plus. Dahinter verbirgt sich ein virtueller Kiosk mit über 300 Zeitschriften, Digital-Angeboten und Zeitungen - wie unter anderem der Vogue, National Geographic, The Verge und den Zeitungen Los Angeles Times und dem Wall Street Journal. Zusammengerechnet würden alle Abos im Jahr etwa 8000 Dollar kosten, rechnete Roger Rosner, Vice President of Applications auf der Bühne in Cupertino vor. Der erste Monat bei Apple News Plus ist kostenlos und auch Familienmitglieder dürfen umsonst mitlesen. Es gibt den Dienst zuerst in den USA und Kanada, dann sollen Australien und in Europa im Herbst zunächst Großbritannien folgen. Ob und wann der Dienst nach Deutschland kommt, sagte Rosner nicht.

Gaming-Abo "Arcade"

Ebenfalls neu im Diensteangebot hat Apple ein Gaming-Abo mit dem Namen "Apple Arcade". Nutzer sollen damit Zugang zu mehr als 100 exklusiven Spielen haben, die es sonst nirgends gibt. Die gerade bei Eltern unbeliebten In-App-Käufe und Werbung gibt es nicht, zudem sollen immer neue Spiele hinzukommen, die alle auch offline gespielt werden können. Der Dienst soll im Herbst in 150 Ländern kommen, einen Preis und verfügbare Titel nannte Apple allerdings auch hier nicht.

In den USA wird es demnächst die Kreditkarte Apple Card geben, sowohl virtuell als auch als eine physische Karte aus Titan. Der Konzern gibt sie gemeinsam mit der Bank Goldman Sachs und Mastercard heraus und verspricht strikten Datenschutz.

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