Süddeutsche Zeitung

Apple-Software Garageband:Klavierstunde mit Norah

Wer nicht alleine ein Instrument lernen will, dem hilft die Apple-Software Garageband. Hier verraten Popstars einige ihrer besten Tricks.

Titus Arnu

Alleine ein Instrument lernen? Das erfordert viel Disziplin. Es ist nicht einfach, sich ständig selbst zu motivieren, neue Stücke einzuüben, an der Technik zu arbeiten und dabei auch noch das korrekte Tempo einzuhalten. Computerprogramme wie Garageband können neuerdings dabei helfen - in der aktuellen Version des Musik-Produktionsprogramms von Apple ist jetzt eine Art Klavierunterricht für Anfänger und Fortgeschrittene eingebaut, auch Gitarre kann man mit Computerunterstützung lernen.

Voraussetzung für den Musikunterricht am Computer ist ein Mac-Rechner mit der neuesten Software. Wer mit dem Computer Klavier spielen will, braucht eine Tastatur, die den Midi-Standard beherrscht, ein Code zum Austausch musikalischer Steuerbefehle. Sie sollte am besten 88 Tasten haben, 61 oder 49 Tasten reichen aber auch. Gute Keyboards haben anschlagdynamische Tasten (je fester man draufdrückt, desto lauter der Ton), kosten zwischen 70 und 200 Euro und werden über ein USB-Kabel an den Computer angeschlossen. Die Lektionen für akustische Gitarre kann man bei Garageband über das eingebaute Mikrophon spielen und das Instrument auch perfekt stimmen.

Je eine Grundübung für Klavier- und Gitarre-Anfänger sind nach der Installation des Programmpakets iLife 09 schon in Garageband enthalten, je acht weiterführende Lektionen lassen sich kostenlos herunterladen - bis hin zum Blues-Grundkurs. Die Gestaltung der Übungen ist klar, einfach und überzeugend; man kann das Tempo regulieren, einzelne Teile wiederholen und schließlich mit einer virtuellen Band zusammenspielen.

Etwas nervig ist lediglich die Stimme von Klavierlehrer Tim: Der Kerl spricht zwar klar und verständlich, man merkt aber sehr deutlich, dass die deutsche Tonspur nicht synchron zum amerikanischen Original läuft. Tim ist zwar nett und meint es gut, aber eine hübsche Klavierlehrerin, das wär's! So eine charmante, musikalisch hochbegabte Dame wie Norah Jones zum Beispiel. Die kann man sich für 4,95 Euro runterladen, dann gibt sie einem Privatunterricht.

"Hi, I'm Norah", begrüßt sie ihre Schüler, "ich bin hier, um dir einen meiner Songs beizubringen." In nachvollziehbaren Schritten zeigt sie die Grundakkorde des Titels "Thinking about you", erklärt ein paar Paraphrasen und schräge Töne, die das Stück interessanter klingen lassen; schließlich ermutigt sie einen ernsthaft, sie zu ihrem Gesang am E-Piano zu begleiten, was anfangs ein wenig Überwindung kostet.

Fingersätze und Noten werden synchron zum Lied eingeblendet. Und die Tastatur wird vom Computer automatisch so eingestellt, dass sie klingt wie Norahs Wurlitzer-Piano. Unter dem Menüpunkt "Story" ist ein Video mit Hintergrundinformationen zu sehen. Norah

Jones geht auf die Eigenheiten eines Wurlitzer-E-Pianos ein und erklärt, warum sie das Instrument einem Fender Rhodes vorzieht. John Fogerty von Creedence Clearwater Revival erklärt in der Gitarrenübung zum Song "Proud Mary" einen Trick: Seine Gitarre, eine Gibson Les Paul, hat Fogerty einen ganzen Ton tiefer gestimmt. Die Akkorde klingen wegen der geringeren Saitenspannung irgendwie satter - auch Jimi Hendrix verwendete gerne diesen Tiefstapler-Sound.

Im Bonus-Video zu "Roxanne" von Police erzählt Sting, wie er den Song über die Liebe zu einer Prostituierten einst in einem schäbigen Hotel in Paris schrieb. Nach einem Tag mit Sting und Norah Jones möchte man nicht direkt auf einer Bühne auftreten, aber die Songs hören sich schon stark nach den jeweiligen Originalen an. Und es macht einfach Spaß, ein Stück zu lernen, wenn man es von denjenigen beigebracht bekommt, die es geschrieben haben. Schade nur, dass sich die Noten nicht ausdrucken lassen, sonst könnte man die Song sogar auf dem altmodischen analogen Klavier spielen - ganz ohne Software.

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Quelle:
SZ vom 22.06.2009/mri
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