Süddeutsche Zeitung

Apple-Quartalszahlen:Glanz und Schatten

Apple begeistert mit seinen Quartalszahlen die Börse. Die Smartphones des kalifornischen Konzerns verkaufen sich hervorragend. Alles perfekt also in Cupertino? Nicht ganz.

Von Pascal Paukner

45,6 Milliarden Dollar Umsatz, 10,2 Milliarden Gewinn, der Aktienkurs legt um satte sieben Prozent zu: Wer Glanz und Gloria etwas abgewinnen kann, wird eine wahre Freude an den jüngsten Quartalszahlen von Apple haben. 43,7 Millionen Smartphones hat das wertvollste Unternehmen zwischen Januar und März verkauft. Ein Zuwachs von 17 Prozent verglichen mit dem Vorjahr. Das übertrifft selbst die hohen Erwartungen der Analysten. Sie waren von 38 Millionen Geräten ausgegangen. Doch die Zahlen verraten mehr als nur die ökonomischen Dimensionen des Apple-Imperiums.

Die wichtigste Neuigkeit ist vielleicht: Man kann Apple nun guten Gewissens einen Smartphone-Konzern nennen. 57 Prozent aller Einnahmen stammen aus dem Geschäft mit iPhones. Vor allem in Japan und China legte Apple zuletzt ordentlich zu. In einem Gespräch mit Analysten anlässlich der neuen Geschäftszahlen sagte Firmenchef Tim Cook, jedes der aktuellen iPhone-Modelle (5S, 5C, 4S) verkaufe sich besser als das Vorgängermodell. Da schwang wohl auch ein wenig Genugtuung mit. Kritiker hatten Apple einst vorgeworfen, mit der Einführung des günstigeren iPhone 5C einen schweren Fehler begangen zu haben. Dan Miller, Apple-Experte des Fachmagazins Macworld, sprach gar von einer "Zurechtweisung" der Kritiker.

Wer der landläufigen Euphorie um die kalifornische Firma wenig abgewinnen kann, wird aber trotz der Jubelmeldungen offene Fragen finden. Die Zahlen, die Apple über das iPad zu verkünden hatte, erscheinen dürftig: 16,35 Millionen Tablet-Computer hat das Unternehmen im ersten Quartal verkauft. Das sind 16 Prozent weniger als noch im Vorjahr. Kommt Apple hier nicht mehr gegen die massive Konkurrenz der Hersteller an, die auf das Google-Betriebssystem Android setzen?

Weniger verkaufte iPads? Das liegt an den Lagerbeständen, sagt Apple

Cook beeilte sich, solche Bedenken zu zerstreuen. Die Zahlen erschienen so niedrig, weil Apple die Lagerbestände im Vergleich zum Vorjahr deutlich reduziert habe. In Wahrheit sei die Nachfrage nur um drei Prozent gesunken. "Wir glauben weiterhin, dass der Markt für Tablets in den nächsten Jahren größer werden wird als der Markt für PCs und dass Apple einer der großen Profiteure sein wird", sagte Cook. Doch konkrete Pläne, wie der Verkauf angekurbelt werden soll, präsentierte der Chef nicht.

Alles andere als klar ist auch, wie es mit dem iPod weitergehen wird. Im vergangenen Quartal verkaufte Apple nur noch 2,8 Millionen jener Multimedia-Player, die in Kombination mit dem digitalen Plattenladen iTunes die Musikindustrie verändert haben. Im Vorjahresquartal waren es noch 5,63 Millionen iPods. Analysten wie Christopher Caso von der Susquehanna Financial Group gehen angesichts solcher Zahlen sogar davon aus, dass Apple den iPod langfristig durch seine Smartwatch ersetzen könnte. Apple werde zum Jahresende mit der Produktion einer Smartwatch beginnen, wird Caso von der Wochenzeitung Barron's zitiert. "Wir erwarten nicht, dass Apple den iPod in absehbarer Zeit abschaffen wird, aber wir erwarten auch nicht, dass es in diesem Jahr einen neuen iPod geben wird", sagte Caso.

Was die Einführung neuer Produkte angeht, hielt sich Apple mit Neuigkeiten erwartungsgemäß zurück. Cook betonte erneut, Apple arbeite intensiv an neuen innovativen Produkten. Konkrete Hinweise auf eine mögliche Smartwatch oder ein Fernsehgerät von Apple gab der Firmenchef aber nicht.

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SZ vom 25.04.2014
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