Apple produziert kleineres iPad:Tablet für die Handtasche

Apple wird nach Berichten von US-Medien bald eine 7-Zoll-Variante des iPad vorstellen - und damit eine Angebotslücke schließen. Rivalen wie Samsung, Amazon und Google haben längst kleinformatigere Modelle erfolgreich auf den Markt gebracht.

Mirjam Hauck

iPad Mini laut 9to5mac

So sieht das neue iPad Mini laut US-Blog 9to5mac aus.

(Foto: 9to5mac)

Noch dominiert Apple mit einem Marktanteil von bis zu 70 Prozent das wachstumsstarke Tablet-Segment. Doch dem iPad erwächst Konkurrenz in einem Bereich, den der Konzern aus dem kalifornischen Cupertino bislang nicht bedienen wollte: Mini-Tablets. Rivalen wie Samsung, Amazon und Google haben kleinformatigere Modelle längst erfolgreich auf dem Markt platziert.

Inzwischen mehren sich die Anzeichen, dass Apple dies nicht länger hinnehmen will: Laut Berichten in US-Medien hat Apple mit der Produktion eines kleineren iPad-Modells begonnen. So sollen derzeit mehrere Millionen Stück des sogenannten iPad Mini produziert werden, wie das Wall Street Journal meldet. Das Gerät sei demnach mit einer Display-Diagonalen von 7,85 Zoll (19,9 cm) ausgestattet. Die aktuelle dritte iPad-Generation besitzt wie seine Vorgänger eine Bildschirmdiagonale von 9,7 Zoll (24,6 cm).

Das neue, kleinere iPad soll allerdings kein hochauflösendes Retina-Display erhalten wie das iPad 3, sondern auf der kürzeren Bildschirmdiagonale dieselbe Auflösung wie das iPad 2 mit 1024 mal 768 Pixeln zeigen. Mit dem günstigeren Display werde der Preis des "Mini" deutlich unter der aktuellen dritten iPad-Generation liegen, die im März 2012 vorgestellt wurde. Dieses Gerät kostet in den USA derzeit ab 499 Dollar, in Deutschland ist das günstigste Modell für 479 Euro zu haben.

Im Netz kursieren, wie bei neuen Apple-Produkten üblich, bereits zahlreiche Bilder des Tablet-Zwerges, deren Echtheit aber umstritten ist. Darauf sieht er allerdings nicht aus wie ein geschrumpftes iPad, sondern ähnelt dem Mediaplayer iPod Touch. Auf den Fotos verfügt das iPad Mini über ein dünneres Gehäuse als das iPad 3, allerdings fehlt eine Kamera.

Wie das iPhone 5 soll das neue Gerät mit einer kleineren Schnittstelle, den sogenannten Dock-Connector ausgestattet sein. Das US-Magazin Fortune berichtete zuletzt, das Gerät am 17. Oktober vorgestellt werden soll. Apple selbst kommentiert die Medienberichte wie üblich nicht.

Der vor einem Jahr verstorbene Gründer Steve Jobs hatte kleinere Tablets noch öffentlich als "Totgeburten" bezeichnet: 7-Zoll-Geräte seien zu groß, um handlich wie ein Smartphone zu sein, aber zu klein, um ein gutes Tablet-Erlebnis zu bieten. Zudem sei es für Entwickler viel zu mühsam, Apps ständig an neue Bildschirmgrößen anpassen zu müssen.

Ansichten revidiert

In Cupertino hat man diese Ansicht nun offenbar gründlich revidiert. So hatte Konzern-Chef Tim Cook erklärt, Apple wolle den Rivalen das Geschäft mit günstigeren Tablet-Computern nicht kampflos überlassen. Laut Analysten ist das neue 7-Zoll-Tablet Teil einer Strategie, mit der neue Zielgruppen angesprochen werden sollen, zum Beispiel im schulischen Bereich. Apple hatte Anfang des Jahres mit "iBooks 2" eine iPad-App vorgestellt, über die Schüler E-Books kaufen können, die Bilder, 3D-Animationen und Videos zeigen, immer aktuell sind und maximal 15 Dollar kosten sollen. Auf diese Weise will Apple digitale Lehrbücher zum Schul-Standard machen.

Eine andere neue Kundengruppe, die mit dem neuen Gerät bedient werden soll: Menschen, die ihr iPad bislang nur zu Hause genutzt haben, da es Ihnen zu schwer und zu unhandlich ist, um es mitzunehmen. Sieben Zoll seien eine ideale Größe für Handtaschen, zitiert die New York Times eine ehemalige Apple-Managerin.

Zudem argumentieren Analysten habe Apple gute Erfahrungen damit gemacht, seine Produktlinien zu diversifizieren. Beim iPod haben verschiedene Varianten wesentlich dazu beigetragen, dass das Unternehmen quasi eine Monopolstellung bei den MP3-Playern hat.

Wesentlich für den Kurswechsel von Apple dürfte allerdings sein, dass sich die Konkurrenz bei den 7-Zoll-Tablets sehr erfolgreich ist. Googles Mini-Tablet names Nexus 7 ist seit Sommer auf dem Markt und kostet in den USA ab 199 Dollar, in Deutschland ist es ab 199 Euro erhältlich. Das Gerät hat gute Kritiken erhalten, sowohl für Software und Batterielaufzeit, vor allem aber für die Größe und den Preis. Einen Monat nach Verkaufsstart war die 16-Gigabyte-Variante des neuen Tablet-Computers sogar vorübergehend ausverkauft.

Und auch der Online-Einzelhändler Amazon will demnächst eine zweite Version seines Tablets Kindle Fire präsentieren. Die günstigste Variante wird lediglich 159 Dollar in den USA und 159 Euro in Deutschland kosten. Samsung hat bereits seit längerem mit dem Galaxy 7 ein erfolgreiches kleines Tablet im Programm und auch Branchengröße Microsoft steigt mit dem im Sommer angekündigten "Surface" jetzt ebenfalls in den Tablet-PC-Markt ein.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: