Süddeutsche Zeitung

Apple-Logo:Es ist doch nur ein Apfel

Die meisten sind überzeugt von der Qualität ihrer Bilder, doch fast niemand kann das Apple-Logo korrekt aus dem Gedächtnis zeichnen. Wie viele Blätter hat der Apfel? Und sitzt die Bissstelle rechts oder links?

Von Sebastian Herrmann

Die meisten Menschen erinnern sich nicht exakt an das Apple-Logo. Erstaunlich, schließlich ist der Reichsapfel des Imperiums aus Cupertino, Kalifornien, weltweit allgegenwärtig. Wenn iPhone-Besitzer ihr Telefon ans Ohr pressen oder auf dem Display ihres iPads herumwischen, dann ist das Logo des Technik-Konzerns zu sehen. In Filmen, Serien und in der echten Welt sitzen Apple-Nutzer hinter ihren Notebooks, auf deren Rückseite das Apple-Logo leuchtet. Und wenn Konzern-Chef Tim Cook hustet, dann drehen Medien weltweit durch und feiern Apple-Uhren und andere Produkte als ab sofort unverzichtbare Begleiter des Menschen.

Da überrascht es sehr, dass die Teilnehmer einer Studie daran scheitern, das omnipräsente Logo des Konzerns aus dem Gedächtnis zu zeichnen oder auch nur unter verfremdeten Varianten zuverlässig wiederzuerkennen. Das berichten Psychologen um Adam Blake und Alan Castell von der University of California in Los Angeles im Fachmagazin The Quarterly Journal of Experimental Psychology. Die Ergebnisse gelten im Übrigen für PC- oder Android-Nutzer ebenso wie für überzeugte Apple-Anhänger.

Das Apfel-Logo des Konzerns gelte weithin als eines der einprägsamsten und verbreitetsten Symbole weltweit, schreiben die Psychologen. Entsprechend groß war das Selbstvertrauen der Probanden, als man sie fragte, wie genau sie den Apple-Apfel zeichnen könnten. Das nämlich sollten die Studienteilnehmer, ganz analog mit Bleistift, Papier und aller Zeit der Welt.

Mehr als die Hälfte der Probanden konnten auch nicht das korrekte Logo erkennen

Die überwiegende Mehrzahl der Ergebnisse waren großer Murks. Von 85 Teilnehmern im ersten Experiment gelang es genau einem, das Logo korrekt zu zeichnen. Weiteren sieben Probanden unterliefen nur kleine Fehler. Die übrigen 76 malten Äpfel mit Stängeln, mit zu vielen Blättern, der Aussparung an der falschen Stelle oder einem ganz misslungenen Umriss.

Trotzdem überschätzten die meisten, wie genau ihre Version dem offiziellen Logo entsprach. Eine besondere Hybris zeigten die Teilnehmer, wenn die Psychologen sie vor der Aufgabe fragten, wie gut sie den Apple-Apfel hinbekommen würden. In einer zweiten Runde mussten die Teilnehmer dann das richtige Logo zwischen fünf verfremdeten Varianten identifizieren. Eine leichtere Aufgabe als die erste, und doch scheiterten immer noch 53 Prozent der Teilnehmer daran.

Die Studie knüpft an das Ergebnis einer bekannten Arbeit der Psychologen Raymond Nickerson und Marilyn Adams an. Die Forscher legten ihren Probanden vor mehr als 30 Jahren Bilder verfremdeter, amerikanischer Ein-Cent-Münzen vor und forderten sie auf, die richtige Variante zu identifizieren. Auch hier scheiterte die große Mehrheit der Teilnehmer daran, sich exakt an die Details eines allgegenwärtigen Designs zu erinnern.

Das ließ sich noch erklären: Im Gegensatz zum Apple-Logo ist die Gestaltung der Münzen regelrecht komplex. Aber wenn es um Apple und seine Produkte geht, setzt das Denken eben aus.

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Quelle:
SZ vom 16.03.2015/mahu
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