Android-Gadgets:Googles neue Nexus-Geräte im Schnelltest

Google Nexus

Familie Marshmallow auf einen Blick: Google bringt zum Weihnachtsgeschäft neue Hardware auf den Markt.

(Foto: AP)

Google hat jede Menge neue Hardware vorgestellt: zwei Nexus-Smartphones, ein Android-Tablet und zwei Chromecast-Sticks. Ein erster Eindruck.

Von Johannes Kuhn, San Francisco

Google hat in San Francisco neue Gadgets für das Weihnachtsgeschäft vorgestellt - unter anderen zwei Android-Smartphones, ein Tablet mit Tastatur und zwei Chromecast-Sticks. Danach gab es die Möglichkeit, einen ersten Eindruck zu bekommen. Hier ist er.

Google Nexus 6P

Googles Nexus 6P.

(Foto: AP)

Google Nexus 6P

Das Nexus 6 machte es selbst Fans nicht leicht, mancher fragte sich, ob die Reihe nicht in Phablet-Gefilden ihren Charakter verlieren würde. Die gute Nachricht ist: Das von Huawei produzierte Nexus 6P ist mit 5,7-Zoll wieder etwas kleiner, nutzt aber die Bildschirmbreite besser. Wie der Vorgänger ist es kein Leichtgewicht (178 Gramm), dafür aber wirkt es durch den Metallrahmen entsprechend stabil.

Die 12-Megapixel-Kamera soll endlich die bekannte Foto-Schwäche der Reihe beenden - die Innenraum-Bilder machten auf den ersten Blick einen ordentlichen Eindruck, für Einzelheiten ist ein ausführlicher Test notwendig. Ob man sich daran stören möchte, dass der Fingerabdruck-Sensor auf der Rückseite angebracht ist, hängt von der Handhaltung ab: Wer sein Smartphone einhändig bedient, wird damit besser als mit Apples Front-Sensor zurechtkommen.

Was wie schon beim Vorgängermodell wegfällt, ist der Preisvorteil: Anders als in den Anfangsjahren subventioniert Google seine Flagschiffe nicht mehr durchgehend über Mittelklasse-Preise, allerdings hat das Einsteiger-Modell für 499 US-Dollar immerhin bereits 32 Gigabyte Speicher. In Deutschland beginnen die Preise bei 649 Euro - trotz des schwachen Euros ein heftiger Aufschlag. Ärgerlich für langjährige Android-Nutzer ist das Fehlen einer austauschbaren Batterie und eines Micro-SD-Slots - jene Elemente, die einst Android-Telefone wohltuend von der Apple-Konkurrenz abhoben.

Google Nexus 5X

Googles Nexus 5X.

(Foto: AFP)

Google Nexus 5X

Der erste Eindruck: Google hat den kleineren der Nexus-Brüder (5,2-Zoll) mit genügend Rechenkraft ausgestattet, um Androids Marshmallow-Version bei den Standard-Anwendungen gut auszuführen. Kamera und Fingerabdruck-Sensor teilt sich das Gerät mit dem 6P - ein weiterer Grund, weshalb einige Kunden versucht sein könnten, zur günstigeren Variante zu greifen.

Mit einem Einstiegspreis von 379 Dollar in den USA (im deutschen Google-Store wird das Gerät mit 479 Euro gelistet, der Preis ist aber noch nicht offiziell bestätigt) liegt das von LG produzierte Nexus 5X unterhalb des Premium-Segments, allerdings geht der Speicherplatz nur bis 32 Gigabyte, eine SD-Erweiterung fehlt. Trotz aller Cloud-Logik: Im Zeitalter endloser Apps und Daten ist das ein Manko.

Android Marshmallow

Google ist ein Software-Konzern und der Kern von Android Marshmallow (Erscheinungstag für Nexus-Geräte: 5. Oktober) liegt in "Google Now On Tap", den per langem Daumendruck aufrufbaren Kontext-Informationen. Nicht unbedingt beim Surfen im Web - hier gibt es nicht viel mehr Infos als das, was die rechte Spalte der Google-Suche schon bietet. Interessanter wird es, wenn die Software in Chat-Dialogen Details zu erwähnten Orten, Restaurants oder Filmen liefert. So könnte sie aussehen, die mobile Zukunft der Google-Suche.

Ein großer Fortschritt ist das neue Rechte-Management bei Apps, die nun bei der Ausführung nach Zugriff fragen, der sich zudem widerrufen lässt. Ebenfalls lobenswert: Vorinstallierte Apps werden weniger und lassen sich (endlich!) löschen. Sonst sind die meisten Neuerungen im Hintergrund. Die Android-Designsprache hat Google bereits vergangenes Jahr stark verändert.

Googles neues Tablet und die Chromecast-Sticks

Google Nexus Pixel C

Eine Magnetkonstruktion hält Tastatur und Tablet des "Google Nexus Pixel C" zusammen.

(Foto: AFP)

Nexus Pixel C

Mit den Nexus-Tablets hatte Google nicht immer Glück - man erinnere sich an das Asus Nexus 7, dessen Touchscreen schlecht verarbeitet war. Kein Wunder, dass der Konzern das Heft selbst in die Hand nimmt und seine Tablet-Tastatur-Kombination selbst entworfen und entwickelt hat.

Das hat nicht geschadet: Die Magnet-Halterung zwischen dem 10-Zoll-Tablet und der Tastatur ist erstaunlich robust und geschickt konstruiert - so stellt man sich Google-Hardware vor. Insgesamt liegt das Produkt wertig und vergleichsweise leicht in der Hand. Das Keyboard ist wie stets bei solchen Kombinationen schmal und gewöhnungsbedürftig.

Anders als Microsoft (Surface Pro 3) und Apple (iPad Pro) macht Google den Nutzwert für Geschäftskunden aber noch nicht ganz klar - am Ende hat man eben ein ganz normales Android-Tablet in der Hand (Einstiegspreis 499 US-Dollar, 149 Dollar für die Tastatur), das für Arbeitszwecke mit den Chromebooks zudem noch Konkurrenz aus dem eigenen Haus hat.

Google Chromecast-Stick

Jetzt nicht nur für den Fernseher, sondern auch für die Stereoanlage: Googles Chromecast-Stick.

(Foto: AFP)

Chromecast (TV)

Chromecast wird erwachsen - das verspricht zumindest Google: Der Streaming-Stick für den Fernseher erhält nicht nur ein neues Design, er soll stabilere Übertragungen als der Vorgänger liefern. Dessen Signalabbrüche ließen das Produkt recht unfertig erscheinen.

Wie stabil Chromecast jetzt ist, ließ sich nicht nachprüfen. Was in der Tat stark verbessert wirkt, ist die Chromecast-App, deren Existenz erstaunlich vielen Nutzern unbekannt war. Zum x-ten Mal versucht Google, die Videos und Titel aus den Streaming-Diensten und Apps zu ordnen und aktuell zu halten. Auch nichtlineares Fernsehen braucht Übersicht - wobei die Auswahl in den USA deutlich größer als in Deutschland sein dürfte.

Das verstärkte Augenmerk auf Casual Gaming hat einen Haken: Chromecast ist eben nur ein Stick und ist damit von der Rechenkraft des gekoppelten Smartphones oder Tablets abhängig. Hier zeigt sich schon beim Test-Spielen, dass bei komplexeren Grafiken das Bild manchmal langsamer wird. Und das trotz aktueller Premium-Smartphones mit Apple und Android-System. Am Ende ist es weiterhin der Preis (39 Euro), der das Gerät attraktiv macht.

Chromecast (Audio)

Vor einigen Jahren kosteten Heimanlagen, die Boxen in verschiedenen Zimmern ansteuerten, einen vierstelligen Betrag. Heute wandert all das ins Smartphone - und nach dem Google-Willen in die Audio-Variante von Chromecast. 39 Euro kostet der kleine Adapter, der via Line-in mit den Boxen verbunden wird (pro Box ist ein Chromecast nötig).

Noch ist das Gerät nicht perfekt: Eine Funktion, um verschiedene Räume gleichzeitig anzusteuern oder zu Raum-Gruppen zusammenzufassen, kommt erst mit einem Update.

Gut: Chromecast übertragt das Signal nicht per Bluetooth, sondern per Wlan - deshalb klingelt das Telefon bei Anrufen nicht mehr über die Box und auf dem Smartphone lassen sich nebenbei Videos ansehen, ohne dass der Ton über die Anlage läuft. Interessant: Die Chromecast-App soll absehbar auch Audio-Inhalte wie Podcasts indizieren. Ein kleines, aber vielversprechendes Produkt.

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