Fernseher-Ersatz:So liefern Beamer gute Bilder

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Illustration: Stefan Dimitrov (Foto: Dimitrov)

Ein Wohnzimmer ist kein Kino - aber manche Geräte sind besser als andere. Worauf Kunden achten sollten.

Von Helmut Martin-Jung

Das Programm wird zwar nicht besser, Fernseher aber immerhin werden beständig größer. 55 Zoll, also 1,40 Meter Bilddiagonale ist inzwischen ein gängiges Maß - wer hätte das zu Zeiten der Röhrenfernseher erwartet? Wer es zu Hause noch imposanter und mehr wie im Kino haben will, kann die Bilder auch an eine Leinwand werfen - mit einem Beamer. Doch es gibt es eine Vielzahl von Geräten mit unterschiedlichen Techniken und Fähigkeiten. Ein kleiner Überblick.

Entscheidend ist, was auf der Leinwand ankommt. Die Kontrastwerte, die die Hersteller für ihre Geräte angeben, tragen dazu wenig bei. Das schon deshalb, weil die Werte so hoch sind, dass das menschliche Auge sie gar nicht unterscheiden könnte. Wichtiger ist, wie hell das Gerät leuchtet. Denn das entscheidet darüber, ob man einen Beamer auch bei Tageslicht verwenden kann oder aber, ob der Raum abgedunkelt werden muss. Für die meisten gilt: Jalousien runter, wenigstens ein bisschen.

Die Beamer haben meist keinen eigenen Fernsehempfänger eingebaut, daher muss man sie an ein Zusatzgerät anschließen, etwa einen Receiver für Kabel-, Satelliten- oder Antennenfernsehen. Am besten eignet sich dafür ein HDMI-Kabel. Damit ist es aber noch nicht getan. Denn viele Beamer haben entweder gar keinen oder nur einen sehr schwachbrüstigen Lautsprecher. Ergo muss man den Beamer auch noch mit einer Stereoanlage oder wenigstens einem starken Aktiv-Lautsprecher verbinden. Schon ein Beamer alleine frisst um die 300 Watt und mehr Strom, dazu kommen noch die Verbräuche von Empfänger und Sound-Anlage - Energiesparer müssten hier eigentlich ein schlechtes Gewissen kriegen. Ein moderner Fernseher braucht schließlich nur einen Bruchteil davon.

Es gibt Beamer mit Flüssigkristall-Technik (LCD) und solche mit Mikrospiegeln (DLP). Entscheidend ist auch hier das Ergebnis. Viel Unterschied ist bei den aktuellen Geräten nicht mehr, nur eines hat die DLP-Technik noch nicht abstellen können: Bei hohen Kontrasten und schnellen Bewegungen kommt es hin und wieder zu sogenannten Farbblitzern. An einer Kante etwa blitzt kurzzeitig eine Farbe auf. Dafür sind DLP-Projektoren meist etwas billiger.

Ein Wohnzimmer ist kein Kino - nicht immer wird man darin Idealbedingungen vorfinden. Gut, wenn die Geräte damit flexibel umgehen können. Strahlt etwa der Beamer nicht exakt im 90-Grad-Winkel auf die Wand, wird das Bild verzerrt. Gute Geräte können das mit verschiebbaren Linsen ausgleichen, andere bieten eine Korrektur über die Software an, was aber meist zulasten der Bildqualität geht. Wichtig ist die Optik auch dabei, wenn es gilt, die richtige Größe des Bildes zu bestimmen. Je mehr Reserven das Zoom bietet, desto flexibler ist man bei der Aufstellung.

Achtung Physik!

Natürlich lässt sich die Größe des Bildes auch mit der Entfernung des Beamers von der Leinwand steuern. Aber - Achtung Physik! - die Lichtmenge nimmt im Quadrat zur Entfernung ab. Doppelt so weit weg heißt also, dass bloß noch ein Viertel der Lichtmenge an der Leinwand ankommt. Auch hier zahlen sich helle Geräte wieder aus.

Erzeugt wird das Licht in den Projektoren meist mit Quecksilberdampf-Lampen. Diese werden sehr heiß und halten in der Regel nur einige Tausend Stunden lang durch. Dabei kommt es auch sehr darauf an, wie man damit umgeht. Wenn möglich, sollte der Beamer im Energiesparmodus laufen. Dabei wird die Lampe in der Leistung gedrosselt und verschleißt weniger stark. Also lieber den Raum etwas stärker abdunkeln, anstatt den Beamer heller leuchten lassen. Schlecht bekommt den Lichtquellen auch häufiges Aus- und Einschalten und häufiges Wechseln der Bildeinstellungen.

Und wenn die Lüfter der Beamer nach Abschalten der Lampe noch weiter pusten, sollte man sie das tun lassen, damit sie die empfindlichen Lampen besser abkühlen können. Also nicht: Beamer aus und ab in die Transporttasche. Das empfiehlt sich schon aus wirtschaftlichen Gründen, denn Beamer-Lampen kosten gerne mal 200 bis 300 Euro, bei professionellen Geräten auch mehr. Beim Wechseln heißt es auch aufpassen, denn wer mit dem Finger ans Glas der Lampen fasst, riskiert, dass sich das Hautfett in das Glas einbrennt und die Leistung mindert. Da die Lampen Quecksilber enthalten, gehören sie außerdem nicht in den Hausmüll, sondern müssen zu Sammelstellen gebracht werden.

Wenn es darum geht, riesige Bilder auf eine Leinwand zu bringen, sind Beamer im Moment nicht zu schlagen. Nicht jeder mag sich allerdings mit einem solchen Ungetüm an der Decke anfreunden, zumal viele Geräte auch noch merklich Lärm machen - beim Fußballgucken stört das wegen der ständigen Publikumsgeräusche aus dem Stadion vermutlich kaum, bei leisen Passagen in einem Film aber womöglich sehr. Apropos Fußball: Manche Beamer haben so ihre Probleme damit, Bewegungen flüssig darzustellen. Wer also hauptsächlich Sport sehen will, sollte bei der Auswahl des Gerätes darauf achten, dass es bei der Bilddarstellung nicht zu Rucklern kommt.

Am besten spielen die Projektoren ihre Stärken dann aus, wenn man sie in einem hauptsächlich dafür genutzten Raum fest installiert. Dann entfällt das zeitraubende Aufbauen und Kabelsuchen und -verlegen. Man schaltet ein und genießt. Doch das ist einerseits eine Frage des Geldbeutels, aber auch eine der Lebenseinstellung: Für das Geld kann man auch ziemlich oft ins Kino gehen. Um die Technik kümmern sich dann die Profis.

© SZ vom 05.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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