Betriebssystem:Microsoft legt sich fest: Windows-10-Upgrade kostet bald Geld

A waiter serves a Microsoft delegate during the launch of the Windows 10 operating system in Kenya's capital Nairobi

Bald ist es vorbei mit dem Gratis-Angebot von Windows 10. Hören dann auch die nervigen Upgrade-Nachrichten auf?

(Foto: REUTERS)
  • Am 30. Juli wird Windows 10 kostenpflichtig. Bislang verschenkt Microsoft das Upgrade für Nutzer älterer Versionen.
  • Das Betriebssystem ist derzeit auf 300 Millionen Geräten installiert - keine andere Windows-Version hat sich so schnell verbreitet.
  • Viele Nutzer ärgern sich über die Hartnäckigkeit, mit der Microsoft zum Gratis-Update drängt. Sie werden wohl bald von den Pop-ups verschont bleiben.

Von Simon Hurtz

Die Spekulationen haben ein Ende: Der 29. Juli ist der letzte Tag, an dem Nutzer von Windows 7 bzw. 8 ihr Betriebssystem kostenlos aktualisieren können. Im firmeneigenen Windows-Blog schreibt Microsoft: "Die Zeit wird knapp. Das Angebot zum Gratis-Upgrade endet am 29. Juli, und wir wollen sichergehen, dass ihr es nicht verpasst."

Wie teuer die Aktualisierung wird, verrät Microsoft allerdings nicht. Die Vollversionen von Windows 10 kosten im Microsoft-Store derzeit 135 (Home) bzw. 279 Euro (Pro). Vermutlich wird das Upgrade für eine vorhandene Lizenz weniger kosten, zumindest war das in der Vergangenheit der Fall. Aus dem Blogeintrag geht aber nicht eindeutig hervor, ob das Upgrade ab dem 30. Juli überhaupt erhältlich ist. Möglicherweise müssen dann auch Bestandsnutzer die Vollversion kaufen.

Windows 10 ist Ende Juli 2015 erschienen. Im Unterschied zu früheren Versionen konnten Nutzer der beiden vorhergehenden Versionen kostenlos upgraden - allerdings nur ein Jahr lang. Bisher hatte Microsoft offengelassen, was danach passiert. Dementsprechend hielten sich Vermutungen, ob Windows 10 womöglich dauerhaft verschenkt werden könnte, um einen möglichst hohen Marktanteil zu erreichen.

Microsofts Gratis-Strategie ist erfolgreich

Der bekannte Tech-Blogger Carsten "Caschy" Knobloch vermutet, dass Microsoft die jetzt ausgerufene Deadline noch kurzfristig verlängern werde - die Formulierung im aktuellen Blogeintrag lässt jedoch wenig Zweifel, dass Windows 10 über kurz oder lang kostenpflichtig wird.

Jener Blogeintrag zeigt auch deutlich, warum Microsoft sein neues Betriebssystem bislang gratis verteilt hat. Windows 10 läuft auf 300 Millionen Geräten, das sind noch mal 100 Millionen mehr als im Januar. Damals hatte Microsoft verkündet, dass sich Windows 10 140 Prozent schneller verbreite als Windows 7 und fast viermal so schnell wie Windows 8. Dazu passen auch die Zahlen von Netmarketshare: Demnach ist Windows 10 bereits jetzt die am zweithäufigsten genutzte Windows-Version und läuft auf mehr als 15 Prozent aller Rechner; Windows 7 liegt mit knapp 48 Prozent noch deutlich vorne.

Für Microsoft hat das mehrere Vorteile: Auch alte Betriebssysteme benötigen Pflege und Sicherheitsupdates, das kostet Zeit und Geld. Je bereitwilliger die Nutzer zur neuen Version wechseln, desto früher kann der Support für die alte Software enden. Bei Windows XP geschah das zum Beispiel im April 2014, ab 2020 erhält auch Windows 7 keine Sicherheitsupdates mehr.

Microsoft nervt Nutzer mit Upgrade-Nachrichten. Noch

Noch wichtiger ist aber die Sogwirkung eines mächtigen Ökosystems. Das zeigen iOS und Android: App-Entwickler fokussieren sich auf die Betriebssysteme von Apple und Google, weil sie wissen, dass sie dort jeweils Hunderte Millionen Nutzer erreichen. Die mobile Version von Windows 10 ist unattraktiv, weil kaum jemand Windows-Smartphones verwendet. Da Windows 10 jedoch ein Universal-Betriebssystem ist, also auf Smartphones, Tablets, Laptops und Desktop-PCs läuft, hofft Microsoft, dass mehr Apps für diese Plattform entwickelt werden. Ob der Durchbruch auf Smartphones gelingt, scheint fraglich, doch zumindest der Erfolg der Surface-Tablets dürfte Microsoft Mut machen - und auf Rechnern ist Windows ohnehin der unangefochtene Marktführer.

Aber auch einige Nutzer dürften sich darüber freuen, wenn aus dem Gratis- ein kostenpflichtiges Upgrade wird. Wer sein liebgewonnenes Windows 7 oder 8 behalten wollte, musste in unschöner Regelmäßigkeit penetrante Pop-ups wegklicken, mit denen Microsoft zum Upgrade aufforderte. Vergangene Woche tauchte ein solches Fenster plötzlich während des Wetterberichts eines US-amerikanischen Fernsehsenders auf, diese Woche traf es einen Gamer, dessen Livestream mit 130 000 Zuschauern durch die - unaufgeforderte und ungewollte - Installation von Windows 10 unterbrochen wurde.

Dabei gibt es gute Gründe, sich Microsofts Zwangsbeglückung zu verweigern. Mit den Standardeinstellungen sammelt Microsoft jede Menge persönlicher Daten und zeigt den Nutzern personalisierte Werbung an. Wer bei der Ersteinrichtung nicht aufpasste und die Datenschutzeinstellungen unverändert ließ, installierte sich ein extrem neugieriges Betriebssystem, das mehrfach ins Visier von Verbraucherschützern geriet.

Bislang war es mühsam, die aufdringlichen Aufforderungen zum Gratis-Upgrade dauerhaft abzuschalten. Sobald Windows 10 Geld kostet, werden diese Pop-ups wohl ausbleiben. Zumindest genervte Upgrade-Verweigerer dürfen sich also freuen.

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