Anonym surfen:Das sollten Sie bei VPN-Diensten beachten

Anonym surfen: VPN-Dienste sollen Nutzer anonymisieren oder identifizieren - je nach Bedarf.

VPN-Dienste sollen Nutzer anonymisieren oder identifizieren - je nach Bedarf.

(Foto: Robert Haas)
  • VPN-Dienste sind nicht nur für Firmen interessant, sondern auch für private Nutzer.
  • Vor allem der Standort des Anbieters ist wichtig, aber auch Kriterien wie die Bezahlmöglichkeiten.

Von Marvin Strathmann

Auf den ersten Blick ist ein Virtuelles Privates Netzwerk (VPN) eine widersprüchliche Angelegenheit. Die einen nutzen es, um ihre Identität im Internet zu verschleiern. Die anderen, um genau diese Identität zu gewährleisten. Dutzende Unternehmen bieten VPN-Dienste an, kostenlos oder für ein paar Euro im Monat. Gute Anbieter sind allerdings nicht unbedingt am Preis zu erkennen.

Was ist ein VPN?

Ein Netzwerk ist ein System von mehreren Computern oder anderen Geräten wie Smartphones, die Daten untereinander austauschen. Das "P" in VPN steht für "privat": Nicht jeder kann dieses spezielle Netzwerk nutzen, es ist nicht öffentlich.

Ein VPN ist nicht nur privat, es ist auch virtuell - im Gegensatz zum Beispiel zum Internet. Dieses existiert dank Router und Kabeln, die Milliarden Geräte miteinander verbinden. Durch ein VPN werden verschiedene Geräte nicht über Router zusammengeschlossen, sondern über die VPN-Software und das Internet selbst. Ein VPN ist ein Netz im Netz - ohne physische Teile.

Die VPN-Software stellt eine verschlüsselte Verbindung zum Server des VPN-Anbieters her. Diese Verbindung wird Tunnel genannt. Anschließend wird über den Server die gewünschte Webseite aufgerufen. Die eigene IP-Adresse, mit der sich ein Gerät im Internet identifiziert, wird durch die Adresse des VPN-Servers ersetzt, der Nutzer ist nun schwieriger zu identifizieren.

Wann VPN-Dienste sinnvoll sind

Vor allem für Unternehmen ist ein guter VPN-Zugang wichtig. So können Mitarbeiter, die unterwegs sind oder von zu Hause aus arbeiten, auf das Firmennetzwerk zugreifen, Mails checken und Dateien herunterladen. Sie können so arbeiten, als würden sie am Rechner im Büro sitzen - nur die Kollegen am Nebentisch fehlen. Auch Universitäten nutzen VPN-Dienste, damit Studenten von außerhalb Bücher oder Vorlesungen herunterladen können.

In diesen Fällen muss das VPN gewährleisten, dass nur diejenigen Nutzer auf das Netzwerk zugreifen, die auch die Berechtigung dazu haben - also ihre Identität verifizieren. Das geschieht in der Regel über Benutzername, Passwort und Adresse des Servers. So erkennt das Netzwerk, dass ein Berechtigter von außerhalb darauf zugreifen möchte.

Private Anwender haben meist das Gegenteil im Sinn, wenn sie ein VPN nutzen: Sie möchten nicht erkannt werden und ihren Internet-Verkehr schützen. Denn offene Wlan-Hotspots, die von Cafés, Büchereien, Flughäfen oder neuerdings in der Bahn angeboten werden, sind in der Regel risikoreicher als das Netzwerk zu Hause. Andere Nutzer könnten den Datenverkehr manipulieren und versuchen, Passwörter oder andere sensible Daten abzugreifen. Durch die verschlüsselte VPN-Verbindung können die Anwender etwas sicherer surfen. Kompletten Schutz garantiert aber auch ein VPN nicht.

Auch zu Hause nützlich

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hält VPN-Verbindungen dennoch für nützlich: "VPN-Dienste können auch sinnvoll sein, wenn Nutzer zu Hause surfen", sagt Matthias Gärtner, Sprecher des BSI. "Dabei kommt es vor allem auf die Inhalte an, die übertragen werden. Die Online-Kommunikation mit Banken oder Versicherungen sollte besser geschützt werden als das, was Menschen auch im Bus sagen würden."

Manche Nutzer verwenden VPN-Dienste auch, um sich gezielt eine IP-Adresse aus dem Ausland zu besorgen. Damit wollen sie Geoblocking umgehen und zum Beispiel Filme anzuschauen, die nicht in Deutschland, aber etwa in den USA verfügbar sind. Allerdings merken das die betroffenen Anbieter. Die Streaming-Seite Netflix hat im vergangenen Jahr einige VPN-Dienste ausgesperrt.

Auf Serverstandort und Bezahlmethode achten

Bestimmte VPN-Anbieter pauschal zu empfehlen, ist wenig hilfreich, da unterschiedliche Nutzer auch unterschiedliche Interessen haben. Der eine möchte nicht von den Geheimdiensten der USA ausspioniert werden und nimmt dafür eine langsamere Verbindung in Kauf, solange der Dienst nur ethisch handelt. Der andere will die neuesten US-Serien schauen und will deshalb eine amerikanische IP-Adresse und gute Übertragung. Wieder andere wollen im Café-Wlan einfach sicherer surfen. Mögliche VPN-Nutzer sollten sich also im Vorfeld darüber klar sein, was sie mit dem VPN anstellen möchten und auf welche Merkmale sie besonderen Wert legen.

Einen umfangreichen Vergleich von VPN-Diensten bietet die Webseite That One Privacy Site. Der Betreiber nennt sich nur That One Privacy Guy und will passenderweise anonym bleiben. Im Netz hat er keine verlässlichen Informationen über verschiedene VPN-Dienste gefunden. Zu viel versteckte Werbung, zu wenig detaillierte Informationen, lautet sein Vorwurf. Also begann er selbst, Dienste zu vergleichen.

Herausgekommen ist eine umfangreiche Tabelle, in der verschiedene Anbieter nach Dutzenden Kriterien bewertet werden. Ein wichtiges Kriterium ist auch, in welchem Land die Server des Anbieters stehen. Australien, Kanada, Neuseeland, Großbritannien und die USA, die Länder aus dem Spionagebündnis Five Eyes, sollte man demnach generell meiden.

Auf den Kundenservice achten

Ebenfalls wichtige Fragen bei der Auswahl sind der Webseite zufolge: Wie viele Daten werden über den Nutzer gespeichert? Kann er anonym bezahlen? Spendet das Unternehmen an Organisationen, die sich für Privatsphäre einsetzen? Andere Kriterien sind zum Beispiel die Methode der Verschlüsselung, die Geschwindigkeit der Verbindung oder der Preis - die meisten VPN-Anbieter verlangen etwa fünf bis zehn Euro im Monat für ihren Dienst. Das BSI empfiehlt, auf den Kundenservice der Unternehmen zu achten. Sollte es zu technischen Problemen kommen, ist eine englischsprachige Hotline oft nicht sehr hilfreich.

Auch für die Bürgerrechtler der Electronic Frontier Foundation (EFF) ist der Standort der Server wichtig. Außerdem sollen Nutzer auf VPN-Dienste verzichten, die eine Kreditkarte verlangen. Besser: mit der Kryptowährung Bitcoin zahlen.

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